Auf den ersten Blick ist es wirtschaftlich, Solarstrom statt Mais von den Feldern für unsere Energieversorgung zu ernten. Pro Hektar, also auf einer Fläche von etwa 1,5 Fußballfeldern, können nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft 700.000 Kilowattstunden (kWh) Solarstrom oder 23.000 kWh Biogasstrom im Jahr geerntet werden. Mit den garantierten Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) liegen die Hektarerträge deutlich über dem Weizenanbau. Hier werden für 6 Tonnen Weizen 1.800 Euro/Hektar erzielt.
Die wesentlich höheren Einnahmen mit dem subventionierten Solarstrom führen zu einem Run auf Freiflächen. Bisher durfte Solarstrom nur auf ungenutzten Flächen, wie ehemalige Müllhalden, Brachland oder Randstreifen an Verkehrswegen gewonnen werden. Mit der praktischen Freigabe von landwirtschaftlich genutzten Flächen kann dann auch Ackerland mit Solarplatten bedeckt werden. Die hohen Vergütungen des Solarstroms erlauben dafür hohe Pachtzahlungen, die weit über den Pachten für landwirtschaftlich genutzte Flächen liegen.
Betriebe mit Pachtland müssen aufgeben
Diese Entwicklung wird viele landwirtschaftliche Betriebe zur Aufgabe zwingen. Denn sie bewirtschaften zu 2/3 Pachtland, für das sie 300 bis 500 Euro/Hektar im Jahr zahlen. Für Solarstromflächen werden dagegen heute 500 bis 1500 Euro/Hektar geboten. Viele Betriebe verkraften diese hohen Pachten nicht und müssen aufgeben. Es droht nicht nur eine Verspiegelung der Landschaft, sondern auch eine kritische Drosselung der Produktion von Nahrungsmittel. Deutschland ist zurzeit noch auf vielen Gebieten Agra-Exportland. Die Energiewende im Namen der Weltklimarettung wird uns bald zum Agra-Importland machen, wie es bei der Stromversorgung schon geschehen ist. Die Vernichtung der Landwirtschaft folgt der Deindustrialisierung.
Von einem Hektar kann man wie schon gesagt 700.000 kWh Solarstrom oder 23.000 kWh Biogasstrom im Jahr ernten. Schon Biogasstrom mit einer EEG-Vergütung von 20 Cent/kWh führt zu einem Erlös von 4.600 Euro/Hektar. Das ist mehr als das Doppelte für landwirtschaftliche Produkte. Doch viel üppiger ist der Erlös für Solarstrom mit 56.000 Euro/Hektar. (Ende September wurden Solarinstallationen mit 8,3 Cent/kWh genehmigt). Das gilt auch nach Abzug der Finanzierungskosten für die Solaranlage. Profiteure haben das längst erkannt. Im Internet wächst die Suche nach landwirtschaftlichen Flächen für Solarstrom. Es werden hohe Pachtzahlungen geboten, die für eine wirtschaftliche Nahrungsproduktion nicht tragbar sind.
Ackerland reicht nicht für Biogasstrom
Eine Ausweitung des Biogasstroms ist nicht sinnvoll. Die Erzeugung ist zu teuer und es steht nicht genug Fläche zur Verfügung. Biogasstrom deckt 8 % des Strombedarfs, der mit10,4 % der Ackerfläche erzeugt wird.
Zu viel Solarstrom
Solarstrom ist vom Wetter abhängig. Er schwankt im Sommer zwischen 0 % nachts und 60% zur Mittagszeit seiner installierten Leistung. Im Winter ist der Ertrag wesentlich geringer. Gibt es zu wenig Solarstrom, müssen andere Quellen die Versorgung übernehmen. Überschuss muss dagegen kostenpflichtig entsorgt werden (negative Börsenpreise), um das Netz nicht zu überlasten, denn ausreichende Stromspeicher gibt es nicht und wird es vermutlich auf lange Zeit nicht geben. In diesem Jahr hatten wir bereits 190 Stunden mit negativen Strompreisen und Entsorgungskosten im dreistelligen Millionenbereich. Die Entsorgung des teuer vergüteten Solarstroms macht ihn noch teurer – preiswerter wäre die Abschaltung der Anlagen und die Leistung der Ersatzzahlungen.
Regelstrom mit fossilen Brennstoffen
Doch das sind bei weiten nicht alle Kosten, die der schwankende Solar- und auch Windstrom nach der Netzeinspeisung verursacht. Zum Regeln des Stromnetzes auf den Bedarf sind Kraftwerke erforderlich, die unter wechselnden Lasten mehr Brennstoff verbrauchen. Wir kennen das von unseren Autos. Bei konstanter Geschwindigkeit ist der Treibstoffverbrauch am geringsten. Im Grenzfall (Dunkelflaute: nächtliche Windstille) müssen die Kraftwerke die gesamte Stromversorgung übernehmen. Das heißt, wir können auf die Kohle- und Gaskraftwerke nicht verzichten. Weitere Kosten sind der Netzausbau mit langen Trassen, die erdverlegt 7-mal teurer sind als Freileitungen, und Umspannwerke mit zusätzlichen Gleich- und Wechselrichtern. Hinzu kommen Ausfallvergütungen, wenn Solar- oder Windstromanlagen wegen Netzüberlastung abgeschaltet werden, Vergütungen für das Abschalten von Industrieanlagen bei Strommangel und weitere Zahlungen zur Stützung der Fakepower (Wind- und Solarstrom).
Kommentare zum Artikel
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@ Wolfgang Pöschl 06.11.2023 - 09:40
Zwischen Ihrem 1. und Ihrem heutigen Copy & Paste-Kommentar stieg die Nettostromerzeugung aller Erneuerbaren auf aktuell 219 TWh.
Innerhalb von 3 (!) Tagen (!) stolze 4 TWh.
Wobei in der Nacht auf den 6.11. über 6h der Anteil der EE durchgängig >> 100 % an der momentanen Last (Verbrauch) lag.
Alle 3 AKWs erbrachten im gesamten 1. Quartal bis zur 15. KW im April d.J. ganze 6,7 TWh.
Da hinterlassen Sätze wie, Zitat:
"3) Wir können darauf nicht verzichten, weil nur die Kernenergie langfristig und nachhaltig den Gesamtenergiebedarf der Menschheit abdecken kann."
nur noch Fragezeichen mit kopfschütteln,
neben der reinen Verständnisfrage, was nach Ihrer Meinung an der Atomspaltung eigentlich "nachhaltig" sein soll, ein Begriff ursprünglich aus der Forstwirtschaft.
"Erneuerbar" hingegen lässt sich leicht und völlig logisch erklären:
Der Verbrauch des Primärenergieträgers Wasserstoff findet auf der Sonne statt (noch 4,3 Milliarden Jahre=.
Der Verbrauch aller Fossilen und des Urans, diese werden unwiderbringlich, irreversibel verbraucht und
lasten dabei den Folgegenerationen ungefragt sämtliche Spätlasten auf.
Windkraftanlagen können hingegen in kürzester Zeit wieder abgebaut werden, gefällte Bäume wachsen nach, da nachhaltig.
MfG, HPK
Um den Artikel etwas ideologiefrei zu gestalten, schaut mal im Folgenden.
https://www.pv-magazine.de/2023/11/01/hilfestellung-rund-um-planung-und-genehmigung-von-agri-photovoltaik-anlagen/
https://www.pv-magazine.de/2023/10/17/erste-agri-photovoltaik-anlage-von-next2sun-zwischen-rindern/
https://www.pv-magazine.de/2023/11/02/hoermann-errichtet-senkrecht-aufgestaenderte-photovoltaik-anlage-auf-firmengelaende/
Gemeinsam geht auch.
Im übrigen im Winter wächst kein Weizen, aber das "Tageslicht" erzeugt Strom. Ich weiß von was ich rede, für unseren Eigenverbrauch vom Dach reicht das Tatgeslicht. Wenn die Sonne scheint haben wir Überschuss, der in einen Speicher fließt.
Es dringt bei so manchen Grünen einfach nicht durch.
215 TWh an EE-Stromerzeugung - aktueller Stand - reichen bei weitem nicht für eine vollständige Energiewende aus, weil es nicht alleine um den Stromsektor (bei z.Z. 560 TWh/Jahr in Deutschland) geht. Wenn das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 24.03.2021 konsequent umgesetzt werden soll und Deutschland bis 2045 - oder irgendwann später - CO2-neutral werden soll, dann muss der gesamte Energiesektor von Kohlenstoff auf Strom und Wasserstoff umgestellt werden. Es müssen also beim heutigen Gesamtenergieverbrauch rd. 3.400 TWh/Jahr auf EE umgestellt werden und dieser Gesamtprimärenergieverbrauch wird in Zukunft erheblich zunehmen. Da behaupten doch tatsächlich Grüne, dass 215 TWh/Jahr nach 22 Jahren ein Erfolg wären und dass deswegen die Energiewende funktionieren würde. Diese lausigen 215 TWh machen gerade einmal 6,3 % des Gesamtprimärenergieverbrauches aus. Bei der bisherigen Ausbaugeschwindigkeit würde die Energiewende mind. 350 Jahre dauern.
Wir können daher auf die Kernenergie eben NICHT verzichten!
1) Wir können nicht darauf verzichten, weil die fossilen Energieträger irgendwann zu teuer werden.
2) Wir können darauf nicht verzichten, weil eine Energiewende zu billiger sauberer Energie nur mit Kernenergie möglich ist.
3) Wir können darauf nicht verzichten, weil nur die Kernenergie langfristig und nachhaltig den Gesamtenergiebedarf der Menschheit abdecken kann.
@ Werner Hill 03.11.2023 - 11:43
Als vorläufiges Etappenziel genügt es, wenn wir mittels der Deutschen Energiewende die französische AKW-Jahresstromproduktion von zuletzt 279 TWh/a durch heimische Erneuerbare Energien zeitnah demnächst schlagen werden.
Es ist ebenfalls nur noch eine Frage der Zeit, wann alleine der solare Selbstverbrauch hierzulande die Stromproduktion der letzten 3 AKWs im 1. Quartal d.J. (6,7 TWh) erreichen wird.
Die Ausstrahlung dieser Etappensiege der Solarkraft wird sich positiv gegen die strahlende Wirkung der Atomkraft auswirken.
Wer am Thema Landwirtschaft und Photovoltaik ernsthaft interessiert ist, der informiere sich über "Agri-PV", da passiert enorm viel, weltweit.
MfG, HPK
@ Wolfgang Pöschl
"Wer eine solche Energiewende betreibt, der treibt die gesamte Volkswirtschaft des Landes in den Ruin und die Bevölkerung in die Armut".
Aber nur so kann die Erwärmung des Weltklimas auf 1,5 Grad begrenzt werden. Und nur so können die Profiteure der Solar- (und Wind-) Industrie noch reicher werden. Und nur so können die Pläne für den Great Reset schnell realisiert werden.
Dann brauchen wir weder Industrie noch Landwirtschaft, denn wir werden (fast) alle besitzlos, aber glücklich sein.
Und die Sonne schickt keine Rechnung ...
„Photovoltaik verdrängt Landwirtschaft“ ...
Was politisch so gewollt, da es die Not ist, von welcher man hofft, dass sich „das Pack“(?) ihr beugt???
https://www.youtube.com/watch?v=PH5DQ3uFDJE
700.000 KWh/ha Solarstrom pro Jahr entspricht 0,7 GWh/ha/Jahr. Der Gesamtprimärenergieverbrauch in Deutschland liegt z.Z. bei 3.400 TWh/Jahr und steigt laufend. Wie groß wäre also die erforderliche Gesamtfläche für PV-Anlagen? Die Antwort ist 3.400 TWh/Jahr / 0,7 GWh/ha/Jahr = 4,86 Mio. ha = 48.600 km^2. Deutschland hat eine Gesamtfläche von rd. 360.000 km^2. Wollen wir uns das wirklich antun?
Theoretisch könnte der Großteil des Stroms durch Elektrolyse in Form von Wasserstoff zwischengespeichert werden, der dann z.T. mit Gasturbinen rückverstromt wird, um die Dunkelflauten bei Strom zu überbrücken und zum größten Teil einfach als Ersatz für den Kohlenstoff (z.B. in der Zement- und Stahlindustrie) eingesetzt wird. Wegen der begrenzten Lebensdauer müssten die rd. 48.600 km^2 Solarpanelen jedoch alle 20 bis 25 Jahre durch neue ersetzt werden. Hinzu kommt der gewaltige Materialaufwand für die vielen Elektrolyseanlagen. Wer eine solche Energiewende betreibt, der treibt die gesamte Volkswirtschaft des Landes in den Ruin und die Bevölkerung in die Armut! q.e.d.