Pfingsten: Der Geist bewegt

Bewegt der Heilige Geist auch mich? Tue ich Dinge, für die ich eigentlich keinen Grund angeben kann, außer dass ich weiß, dass sie richtig und gut sind? Der Heilige Geist bewegt mich, solche Dinge freiwillig zu tun – und ich lasse mich bewegen.

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Was bedeutet eigentlich Bewegung? Der Duden definiert im Wesentlichen dreierlei:

1.

a) das [Sich]bewegen von jemandem durch Veränderung der Lage, Stellung, Haltung

b) das [Sich]bewegen von etwas

2. inneres Bewegtsein, innere Bewegtheit, Ergriffenheit, Rührung, Erregung

3.

a) politisch, historisch bedeutendes gemeinsames (geistiges oder weltanschauliches) Bestreben einer großen Gruppe

b) größere Anzahl von Menschen, die sich zur Durchsetzung eines gemeinsamen [politischen] Zieles zusammengeschlossen haben

Sprechen wir über den Glauben und den Heiligen Geist, dann hat das mit der dritten Bedeutung meist wenig zu tun, wobei sie mit der zweiten eng zusammenhängt: Menschen, die innerlich bewegt sind, folgen vielleicht einer solchen Bewegung. Eine Glaubensströmung aber auch eine Sekte kann so eine Bewegung sein.

Meist ist es aber die zweite Bedeutung, die uns mit Blick auf den Heiligen Geist am naheliegendsten erscheint: Bin ich innerlich bewegt, ergriffen, gerührt, dann kann es durchaus der Heilige Geist sein, den ich gespürt habe. Vielleicht war es eine Bibelstelle, eine Predigt, vielleicht auch so etwas Profanes wie das Lachen eines Kindes, eine besondere Melodie oder die Hilfe eines Nachbarn. Plötzlich spüre ich: Hier war mehr als das, was ich zwischen Himmel und Erde sehen kann, hier war ein besonderer Geist –  gerade war Gott ganz nahe, hier hat der Heilige Geist gewirkt.

Aber was ist mit der ersten Bedeutung, des (sich) bewegen von jemandem oder etwas? Der Heilige Geist bewegt: Er hat Simeon zur Darstellung Jesu in den Tempel geführt (Lukas, 2,27), er hat Jesus zum Fasten in die Wüste geführt (Matthäus 4,1), er hat Generationen von Propheten zu Dingen bewegt, die sie nicht von alleine gesagt oder getan hätten. Und der Heilige Geist hat die Jünger Jesu zu und nach Pfingsten zur Mission bewegt (Apostelgeschichte 2,1ff). Sie hatten sich eingeschlossen, aber mit der Kraft des Heiligen Geistes schöpfen sie Mut und treten aus der Isolation heraus: Die Geburtsstunde der Kirche!

Bewegt der Heilige Geist auch mich? Tue ich Dinge, für die ich eigentlich keinen Grund angeben kann, außer dass ich weiß, dass sie richtig und gut sind? Der Gang in die Messe, die regelmäßige Beichte, das tägliche Gebet, die kleine Aufmerksamkeit für einen Kollegen oder eine Freundin, das freundliche Wort für einen einsamen Bekannten – Dinge, zu denen mich niemand zwingt, außer mein Glauben und mein Gewissen. Der Heilige Geist bewegt mich, sie zu tun – und ich lasse mich bewegen.

Aber kann das reichen, mich nur bewegen zu lassen? Kann ich dem Heiligen Geist nicht auch helfen? Gemäß der Apostelgeschichte ließen sich nach dem Pfingstereignis dreitausend Menschen taufen – sie wurden bewegt, sicher vom Heiligen Geist, aber auch von der Rede des Petrus, der ein Zeugnis seines unerschütterlichen Glaubens gab. Die Apostel brachen auf, brachten das Evangelium in die ganze Welt – und heute sind die Christen die größte Religionsgemeinschaft weltweit.

Menschen werden vom Heiligen Geist bewegt und bewegen andere. Mein Zeugnis kann für viele zur eigenen Bewegung führen – ein Dominoeffekt! Aber ich kann mich auch weigern, kann mich in meine Nische zurückziehen, in mein persönliches „Obergemach“ in Jerusalem, in dem sich die Apostel vor Pfingsten eingeschlossen hatten (Apostelgeschichte 1,13-14). Wären die Apostel dort geblieben, hätten sie sich nicht vom Heiligen Geist bewegen lassen – dieser Text wäre nie geschrieben worden, der Glaube an Christus wäre ausgetrocknet. Und ich: Lasse ich mich bewegen, oder widersetze ich mich? Gebe ich Zeugnis, damit Menschen sich vom Heiligen Geist bewegen lassen können? Bewege ich Menschen, führe ich sie – mit meinen kleineren oder größeren Mitteln – zu Christus?

Als Christ bin ich Teil einer großen Bewegung, die Jesus – angeführt vom Heiligen Geist – nachfolgt. Ich lasse mich innerlich von meinen Glaubenserfahrungen bewegen, die mir der Heilige Geist schenkt. Ich werde vom Heiligen Geist bewegt, mich Jesus immer mehr anzunähern. Und ich bewege andere, sich auf Christus zuzubewegen, sich vom Heiligen Geist bewegen zu lassen. Die Geburtsstunde der Kirche ist das Pfingstfest – von dort geht all diese Bewegung aus. Bleibt nur die Frage an mich: Bewege ich mich? Und bewege ich?

Zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Thomas Rießler

Ja genau, zum Glauben an Jesus Christus gehört auch die Tat. Glaube ohne Werke ist tot.
Christus hat dafür gebetet, dass seine Jünger Gott und seinen Willen erkennen mögen:
„Darin besteht aber das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“.

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