Peter Bofinger fordert Ende des Bargelds

Die Gedanken zur Abschaffung des Bargeldes sind also keine finsteren Verschwörungstheorien mehr, sondern Realität. Und die staatstreuen Medien werden es schaffen, dass die Nutzung von Bargeld “böse”, rechtspopulistisch, antisemitisch, putinversteherisch, homophob, und altmodisch gilt.

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Peter Bofinger ist sog. Wirtschaftsweiser und äußerte seinen Vorschlag am Samstag gegenüber dem Magazin „Spiegel“. Er wünscht sich, das Thema im Juni auf der Agenda des G-7-Gipfel  im bayerischen Schloss Elmau zu sehen.

Die Gründe, die Herrn Bofinger, die Abschaffung des Bargeldes wünschen lassen, sind die üblichen Verdächtigen: Schwarzarbeit, Drogen und Einfachheit. Als Beispiel nennt Bofinger “die verlorene Zeit” an Kassen, wenn man Kleingeld sucht oder der Händler das Wechselgeld nicht passend hat. Bofinger schlägt vor, dass der Euroraum, die Vereinigten Staaten, Großbritannien und die Schweiz das Bargeld gleichzeitig abschaffen. Die FAZ berichtete gestern darüber.

Die Gedanken zur Abschaffung des Bargeldes sind also keine finsteren Verschwörungstheorien mehr, sondern Realität. Offizieller und medienwirksamer, wie von einem Wirtschaftsweisen, können wir es uns nicht mehr sagen lassen. Im Vordergrund steht immer die Steuerehrlichkeit und die Austrockung illegaler Märkte. Doch ähnlich wie bei der Maut oder bei der Vorratsdatenspeicherung ergeben sich durch eine bargellose Welt gewisse Nebeneffekte für den allmächtigen Staat.

Ohne Bargeld ist jede Transaktion elektronisch gespeichert. Egal ob Kondome, Drogen, Kaugummis oder Eintrittsgelder, es wird immer alles nachvollziehbar sein, was man getan hat. Es glaubt doch wohl niemand im Ernst daran, dass der Staat diese Daten nicht auswerten möchte? Es ist nur eine Frage der Zeit, dann kommt die Transaktionsdatenspeicherung. Ohne Bargeld wird es aber trotzdem einen Drogenmarkt geben. Man würde dann dort einfach mit einer Ersatzwährung bezahlen oder tauschen.

Die staatstreuen Medien werden es schaffen, dass die Nutzung von Bargeld “böse”, rechtspopulistisch, antisemitisch, putinversteherisch, homophob, und altmodisch wird. Man wird uns die Vorteile des bargeldlosen Zahlungsverkehrs verkaufen und die Menschen werden es schlussendlich auch wollen, denn wenn in Deutschland eines funktioniert, dann ist es die Propaganda. “Münzen und Scheine sind überholt und schmälern nur den Einfluss von Notenbanken”, sagt Bofinger dem Spiegel. Er wünscht sich also mehr Macht für die Zentralbank. Mehr Macht für eine Bank! (= Diesen Satz muss man 2-3 mal lesen). Wollen wir einer, demokratisch nicht legitimierten Bank, mehr Macht geben?

Neben dem Thema Datenschutz hat die Umstellung auf Buchgeld auch einen Effekt auf die Bankenwelt. Bargeld bremst die Giralgeldschöpfung. Wäre jeder Cent und jeder Euro Buchgeld, dann müssten die Banken keine lästigen Reserven mehr halten. Bankruns wären ausgeschlossen. Geht eine Bank pleite, dann schaltet sie einfach das Onlinebanking ab. Braucht ein Staat dringend Geld (Beispiel Zypern), dann bedient er sich einfach auf den Konten. Apropos Konto: Ohne Bargeld ist ein Kontoauszug ein lückenloses Tagebuch, das jahrelang gespeichert wird.

Zuerst erschienen auf pinksliberal.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ralle

Ich hatte mich deswegen an campact gewandt.

Eine Initiative wird derzeit als nicht notwendig erachtet,
weil

Zitat: "Bislang ist das nur eine Debatte unter Ökonomen. Es gibt weder auf Seite der Bundesregierung noch der EU-Kommission konkrete Pläne, das Bargeld abzuschaffen. Daher gibt es derzeit für uns keinen Grund dazu etwas zu starten. Wenn wir gegen jeden fragwürdigen Vorschlag irgendeines Wirtschaftswissenschaftlers eine Kampagne starten würden, hätten wir viel zu tun. Die Bundesbank hat gerade erst erklärt, dass sie eine Abschaffung des Bargeldes ablehnt."

Da ja inzwischen auch der Finanzminister von NRW, Walter Borjans, zumindest Bargeldgeschäfte auf max. EUR 3.000,00 begrenzen will,

http://www.rp-online.de/nrw/landespolitik/norbert-walter-borjans-will-kaeufe-mit-bargeld-beschraenken-aid-1.5211527

nimmt die Sache Formen an die längst jenseits von "Debatten unter Ökonomen oder irgendeines Wirtschaftswissenschaftlers" entstehen.

Gravatar: pit

Stimmt, was Sie mit "Aktion" sagen. Doch wer macht sich die Mühe und organisiert so etwas?

Gravatar: Bakelari

Ist ja interessant, hat einer von den phantasielosen Bestimmern eine Idee, dann bekommen wir nur Vorteile zu lesen, die für uns keine - sind. An der Kasse im Supermarkt dauert es nach meiner Erfahrung länger, wenn einer mit Karte zahlt.

Gravatar: H.Roth

Bekommen die Kinder dann auch Kreditkarten, statt Taschengeld? Wie ist es dann beim Bezahlen von Geldbeträgen unter 5 Euro, wenn - wie aktuell - EC-Kartenzahlung erst ab einem Mindestwert möglich ist? Muss ich statt dem einen Kaffee dann unbedingt zwei kaufen? Oder 5 Schokoriegel? Oder 200 Gummibärchen? Was kommt in mein Sparschwein hinein? Was werfe ich dem Straßenmusiker in seinen Koffer? Funktioniert das Online-Bezahlsystem auch garanitiert auf der entlegensten Alm in den Alpen? Oder beim einfachen Fischer an der Nordsee? Und bei Stromausfall? Es gibt in der EU auch noch Menschen ohne Bankkonto... Wie bezahlen die dann?

Aber sicher gibt es schon Lösungen, die alle unsere Bedenken und Fragen in den Schatten stellen. Unsere Regierenden wollen ja nur unser Bestes!

Gravatar: Klimax

Hier in Deutschland schreibt man ja gerne 1000 Artikel gegen die Abschaffung des Bargelds, tut aber nichts. Stattdessen müßten Bürger längst auf die Straße gehen oder die Debatte wenigstens in die Öffentlichkeit zwingen.

Selbst im sozialistischen Vorreiterland Schweden regt sich inzwischen Protest:

http://blogs.faz.net/fazit/2015/05/18/bargeldaufstand-in-schweden-5838/

Das ist mal eine Anfang. Auch wir brauchen weniger Artikel und mehr Aktion.

Gravatar: Jörg

Wahrscheinlich wird die Abwehr terroristischer Gefahren auch eine mögliche Ausrede sein.

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