Pensionsproblem: Ungelöst, daher verschwiegen

Wenn man den Kopf unter einen Polster steckt, wenn man nicht darüber redet, dann glauben Kinder, dass ein Problem gelöst wäre.

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Ganz ähnlich handelt Österreich. Es redet zwar viel über Wohnen, Salzburger Schuldenmacher und nordkoreanische Kriegshetzer; es lässt aber die Schulden- und Euro-Krise – obwohl völlig ungelöst – langsam in Vergessenheit geraten; und es schweigt vor allem die Pensionskatastrophe tot. Dabei ist deren Eintreten viel sicherer als das aller anderen Prophezeiungen (sie ist auch durch Milchmädchenrechnungen, dass Pensionen eh meist wieder konsumieren würden, nicht aus der Welt zu schaffen).

Demographische Vorhersagen sind total präzise, während man etwa beim Klima in Wahrheit nicht einmal genau weiß, ob es Richtung Erwärmung oder Abkühlung gleitet. Jedoch sind all die Pensionisten der nächsten Jahrzehnte schon geboren; die Eltern der dringend benötigten Kinder hingegen seit vier Jahrzehnten nicht mehr in der notwendigen Zahl.

Aber weder Regierung noch Opposition noch Medien lieben das Thema. Daher gibt es dieses einfach nicht . Daher bleibt der Sozialminister sogar nach der ärgsten Skandalmeldung der jüngsten Zeit ungetadelt: In den letzten vier Jahren ist das Pensionsantrittsalter um ganze zehn Wochen gestiegen, wie nun heimlich zugegeben worden ist. Dabei hat er (wie Regierung und Sozialpartner) ständig den Eindruck erweckt: Alle notwendigen Maßnahmen für ein nachhaltiges Pensionssystem wären ergriffen. Wahr ist jedoch das Gegenteil. Denn in diesen vier Jahren ist die Lebenserwartung der Österreicher um ein volles Jahr gestiegen. Die Schere klafft also immer weiter auseinander.

Alle Studien, die darauf warnend hinweisen, werden jedoch ignoriert. Ob sie nun von EU-Kommission, OECD, unabhängigen Experten oder vom Ökonom Erich Streissler kommen. Dieser hatte es sogar als notwendig erkannt, erst mit 75 in Vollpension gehen zu dürfen. Und die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt Österreich und Deutschland nun ein reales Pensionsantrittsalter von 69 Jahren. In Deutschland ist immerhin schon für Männer und Frauen(!) ein Rentenalter von 67 Jahren beschlossen. Nicht so in Österreich. Hier liegt der reale Pensionsantritt ein volles Jahrzehnt darunter.

Einer der klügsten, aber naturgemäß auch brisantesten Ratschläge will die Höhe der Pension nun von der Anzahl aufgezogener Kinder abhängig machen. Die Logik ist eigentlich zwingend: Singles müssen weder Zeit noch Geld für Kinder aufwenden und können daher viel mehr sparen und vorsorgen. Gleichzeitig wäre die Umstellung auf ein solches Pensionssystem ein Anreiz, doch wieder mehr Kinder zur Welt zu bringen. Statt an die hohlen Versprechungen des Sozialstaats zu glauben.

Österreichs Politiker hingegen faseln davon, dass mehr (und teure) Rehabilitation von Invaliden das Pensionssystem retten würde. Die wirklichen Wahrheiten und Notwendigkeiten übergehen sie jedoch. Wohl deshalb, weil kein Wähler sie gerne hört.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karin Weber

@Freigeist

Sicher haben Sie tlw. Recht, aber bedenken Sie, dass Frau Merkel unaufhörlich Tempo in Sachen "Wachstum" macht. Die Wirtschaft wächst, ohne dass die Bevölkerung mitwächst. Genau das ist ja der Punkt! Die Menschen haben angefangen zu arbeiten, um sich davon ernähren zu können. Heute sind alle satt und es wird nur noch gearbeitet, um Gewinne zu erwirtschaften. Dabei wird auch gewissenlos unsere Umwelt zerstört. Dem alternativlosen Wachsen der Klimakanzlerin wird alles untergeordnet. Man könnte die Wirtschaft deutlich runterfahren, wenn man für den notwendigen Eigenbedarf produzieren würde.

Gravatar: Crono

Freigeist, 12.04.2013 19:19
... in der künftig mehr und mehr Roboter die Arbeit tun werden. ..
~~~
Roboter... Sie Geistfrei, sind schon so einer, der dröscht immer dieselben Phrasen, ohne es zu merken. Und bedauernswert dabei ist, daß Sie konstant stinklangweilig bleiben. Nichtsdestotrotz danke ich der Redaktion, daß diese solche minderwertigen äußerungen hier uns als Beispiel der verdummten Gesellschaft zur Verfügung stellt.

Gravatar: Freigeist

@Karin Weber
Kinder brauchen Beschäftigung. Nehmen Sie Portugal. Wer beschäftigt denn die Jungen derzeit? Die Idee mit den "Kindern" ist auch ein enormer Trugschluss in einer Zeit, in der künftig mehr und mehr Roboter die Arbeit tun werden. Bitte amüsieren Sie mich weiterhin gut.

Gravatar: Andreas

@Karin Weber
Diese Anspielung mit dem Eisangeln in Russland klingt ja lustig, aber man könnte statt der Pensionäre auch Hartz IV Leute, Genderisten, Steuerflüchtlinge, Konzernvorstände, Medienvertreter u.s.w. dorthin schicken. Aber sowas hilft uns allen nicht weiter. Wir brauchen eine ganzheitliche Veränderung die allen dient, und die sie nicht verarmen und verhungern lässt. Mit diesem teile und herrsche muss endlich mal schluss sein.

Gravatar: Karin Weber

Na hoffentlich schicken die Österreicher ihre Pensionäre nicht zum Eisangeln nach Russland. Da brechen doch regelmäßig große Schollen ab und treiben mit den Anglern auf die freie See hinaus. Diese Pensionen wären dann nämlich nicht mehr fällig.

Nur mal so ein Gedanke von mir. :-)

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