Papstreden: Opium für Kirchen-Bürokraten

Der Papst will an die Peripherie gehen, wie er sagt. Was für das glaubensstarke Lateinamerika passt, führt in Europa zur imperialen Überdehnung. Wer Evangelisieren will, muss erstmal wissen, was er glaubt.

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Der neue Papst Franziskus will also “an die Peripherie gehen”, da wo die Armen und Ausgestoßenen sind, da soll die Kirche hin. Die Kirche soll Evangelisieren und nicht selbstbezogen um sich kreisen. Klingt gut, aber die Voraussetzung dafür ist doch, dass die Kirche überhaupt weiß, was sie will. Welchen Glauben will sie verkünden, welchen Jesus denn? Frage drei Theologen und du bekommst vier Antworten.

Oder will der Papst überhaupt mit dem vielen Theologisieren Schluss machen, die Theologen entmachten und zur Tat schreiten in der Nachfolge Jesu. Da gibt es auch Andeutungen bei ihm, das wäre echt franziskanisch. Ich glaube aber nicht, dass er es wirklich so meint. Der Papst sieht die soziale Frage im Vordergrund, er kommt aus Lateinamerika. Dort gibt es auch einen Ansturm glaubensstarker Evangelikaler, die Druck auf die Kirche machen, sich zu bekennen und viele Katholiken abwerben. In Europa z.B. ist die Kirche aber schon in einer Glaubenskrise, die ja gerade durch das ganze Sozialengagement zugedeckt wird, es gibt keinen Druck erfolgreicher Glaubensradikaler von außen. Für den neuen Papst ist vieles selbstverständlich, was für viele gar nicht mehr selbstverständlich ist. Seine Reden sind Opium für deutsche Kirchen-Bürokraten.

Wenn man ein angeschlagenes und geschwächtes Reich ausdehnt, dann droht die imperiale Überdehnung. Vielleicht nicht in den glaubensstarken Regionen Afrika, Asien, Lateinamerika, aber in Europa. Hier müsste zuerst einmal der Kern der Botschaft gestärkt werden, man muss herausfinden, wo man vom Glauben her überhaupt steht, erst dann kann man nach außen gehen. Blinden Sozial-Aktionismus haben wir in der europäischen Kirche genug, erst müssten wir uns selbst neu evangelisieren, bevor wir die Anderen evangelisieren.

von Dr. Christian Weilmeier

www.weilmeier.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Sttn

Es gibt innerhalb der katholischen Kirche Demokratie und zudem ein Lehramt.
Das bedeutet: Es gibt viele Theologen die alles mögliche sagen, das gehört bei uns Christen zum Glaubenalltag. Aber der Vorteil bei und KAtholiken ist, das es das katholische Lehramt gibt das in vielen Fragen ganz klare Auskunft gibt.

Deshalb ist der Vergleicht mit den drei Theologen zumindest auf die katholische Kirche zu zutreffend.

Gravatar: Bernd

Oder: Opium für das (dumme) Volk????

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Mal wieder typisches Weilmeier-Geschwafel! "Wer Evangelisieren will, muss erstmal wissen, was er glaubt." Soll heißen: der neue Papst weiß nicht, was er glaubt. Woher weiß Herr Weilmeier das denn? Lächerlich!
"Klingt gut, aber die Voraussetzung dafür ist doch, dass die Kirche überhaupt weiß, was sie will. Welchen Glauben will sie verkünden, welchen Jesus denn?" Spricht Herr Weilmeier hier etwa von der EKD? Die katholische Kirche kann er jedenfalls nicht meinen.
"Vielfach ist die Kirche aber schon in einer Glaubenskrise, die ja gerade durch das ganze Sozialengagement zugedeckt wird." Es mag ja sein, daß viele Taufscheinchristen in einer Glaubenskrise sind, indem ihnen der Glaube unwichtig geworden ist oder indem sie nur noch das glauben, was ihnen gefällt. Die wenigsten davon werden sich in einer echten Glaubenskrise befinden, in der sie um ihren Glauben ringen. Aber die Leute, die sich innerlich schon aus der Kirche entfernt haben und gar nicht mehr wirklich glauben, obwohl sie noch nicht ausgetreten sind, die sind nicht "die Kirche". Und die Kirche, also die Katholiken, für die ihr Glaube noch wichtig ist, die sehe ich nicht in einer Glaubenskrise. Daß gerade in Europa viele vom Glauben abfallen, während in Afrika, Asien und Lateinamerika viele den Glauben annehmen, das sagt etwas über die Europäer aus, aber nicht über den Glauben und seine Wahrheit. Wer sagt denn überhaupt, das wir Europäer heute noch die Welt evangelisieren müssen? Vielleicht evangelisieren in naher Zukunft Afrikaner, Asiaten und Lateinamerikaner Europa neu. Was hat das mit einer angeblichen Glaubenskrise der Kirche zu tun? Die Kirche ist doch nicht Europa.

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