OECD-Auswertung: Mädchen und Jungen sind ungleich

Nun ist die fast banale Erkenntnis auch bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angekommen: eine Auswertung der letzten PISA-Daten verdeutlicht, dass während der Schulzeit die Leistungslücke zwischen den Geschlechtern in fast allen Industriestaaten zunimmt. Nach Ende der Grundschulzeit wächst der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen kontinuierlich, vor allem in Mathematik, da schneiden die Jungen besser ab, und im Lesen, da ziehen die Mädchen den Jungen davon.

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Gründe für die unterschiedliche Entwicklung

Während die Bildungsforscher in der Grundschule keine Leistungsunterschiede zwischen Jungen und Mädchen feststellen konnten, ist die unterschiedliche Entwicklung im Lesen und in Mathematik im Verlauf der Schullaufbahn nicht zu leugnen. Im Alter von 15 Jahren liegen die Jungen in Mathematik vorn, beim Lesen die Mädchen. Die in Berlin vorgestellte Sonderauswertung der PISA-Schulstudie begründet dies unter anderem mit dem mangelnden Vertrauen in die jeweiligen eigenen Fähigkeiten.

OECD-Generalsekretär Angel Gurría warnte vor Vorurteilen wie "Lesen ist nichts für Jungen" oder "Mathe ist nichts für Mädchen". Mit solchen Ansichten gehe den Gesellschaften wichtiges Bildungspotenzial verloren. Nicht unterschiedliche Begabungen, so die Autoren der Studie, sondern die gängigen Mann-Frau-Klischees und Vorurteile seien Schuld an diesen Unterschieden: eine self-fulfilling-prophecy.

Das mangelnde mathematische Selbstvertrauen der Mädchen ergebe sich aus Rollenbildern, die von Eltern und Lehrern mitgeprägt werden. Einer Begleit-Umfrage zufolge sehen Eltern mit ihren zehnjährigen Söhnen fast doppelt so häufig wissenschaftliche Fernsehsendungen an als mit ihren Töchtern. Daraus resultiere, dass in mathematischen oder ingenieurwissenschaftlichen Fächern in allen untersuchten Industriestaaten die jungen Männer überrepräsentiert sind.

Keine Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen

Die Ergebnisse der Studie, bei der sich wieder einmal die Hauptaugenmerk auf die Mädchen und ihr mathematisches Zurückbleiben richtet, führten aber nicht zu Überlegungen, in der Schule nach Geschlechtern getrennt zu unterrichten, vielmehr, so Bundesbildungsminsterin Annette Schavan, müssten Geschlechterklischees überwunden werden, "weil sie Kinder und Jugendliche in ihrer Entfaltungsmöglichkeit behindern".

Auch wenn mit dem "Aktionsrat Bildung", in dem viele angesehene Bildungsforscher vertreten sind, noch im März 2009 sich eine weitere warnende Stimme zu Wort meldete und darauf hinwies, dass Jungen in Kindergarten und Schule massiv benachteiligt werden, hat dies keineswegs zu einem Umdenken geführt. Geschlechtertrennung in der Schule ist ein neues Tabu geworden; Koedukation ist die allein selig machende Lösung.

So verzichtet auch der Bericht der OECD auf eine Stellungnahme in dieser Frage, Er gibt wieder nur auf Mädchen bezogen die Antwort: "Die Ergebnisse stützen nicht die Annahme, dass Mädchen in einer eingeschlechtlichen Umgebung besser abschneiden würden." Und wie können Schule und Lehrer den offensichtlichen Unterschieden in der Entwicklung von Jungen und Mädchen wirksam begegnen? Die Antwort der Studie ist nicht mehr als ein Allgemeinplatz: "Sie müssen Strategien entwickeln, um das Selbstbewusstsein und die Motivation der Schüler in ihren schwachen Fächern zu stärken."

Jungen bleiben die Bildungsverlierer

Zwar geben viele Pädagogen und auch Bildungsforscher unter vier Augen zu, dass für viele Jungen –zumindest während der Pubertät und wenigstens in einzelnen Fächern- der Unterricht nur mit Jungen die offenkundigen Benachteiligungen besser ausgleichen könnte, doch entspricht das nicht der political correctness und so wird das Familienministerium weiterhin darauf setzen, dass den Jungen am besten damit geholfen werden kann, wenn man sie für die Berufsfelder gewinnt, die entsprechend den Neigungen der Mädchen bisher mehrheitlich ihnen vorbehalten waren, wie Kindergärtner, Pfleger, Grundschullehrer etc.

Sich besonders auf das Verhalten der Jungen einzustellen, ihren größeren Bewegungsdrang, ihre um zwei Jahre hinter den Mädchen herhinkende Pubertät, ihre besonderen technischen und sachbezogenen Interessen in Rechnung zu stellen, ist in einer gemischten Schule, die sich primär an den „pflegeleichteren“ Mädchen orientiert, nicht zu erwarten. Solange vornehmlich die bildungspolitische Aufmerksamkeit den Mädchen gilt und die offiziellen Hilfsangebote für die Jungen durch www.neue-wege-fuer-jungs.de und die Gender-Mainstreaming-Ideologie vorgegeben wird, werden sie die Bildungsverlierer bleiben.

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