Obama erregt weiter die Gemüter

Hat der US-Präsident schon etwas für den Frieden getan? Hat jemand, der die Tötung von noch nicht geborenen Menschen für ein Recht hält, den Friedensnobelpreis verdient?

Hier mein Wochenkommentar für Radio Vatikan vom 17. Oktober 2009:

Liebe Hörerinnen und Hörer!

 

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Vor einer Woche habe ich an dieser Stelle dem neuen Preisträger viel Mut zur Klarheit gewünscht. Denn den braucht er dringend. Heute sollten wir noch einmal klar und entschieden nach Amerika schauen, genauer gesagt: auf Barack Hussein Obama.

Der Friedensnobelpreis für diesen US-Präsidenten erregt weiter die Gemüter. Manche, nein: sogar viele sind regelrecht empört über diese offenbar ausschließlich politisch einseitig motivierte Entscheidung des Nobelpreiskomitees. Ja, man hört sogar manche von Verrat reden. Der Friedensnobelpreis sei schwer beschädigt, geradezu entehrt durch diese Ehrung.

Verständlich? Sehr verständlich! Wir erinnern uns: Mutter Teresa war eine nachweisbare Anwältin des Friedens und erinnerte vor drei Jahrzehnten daran, dass jede Tötung eines noch nicht geborenen kleinen Menschen ein Totalangriff auf Freiheit und Frieden ist. Johannes Paul II. war einer der größten Apostel des Friedens und der Freiheit – und wurde vom Auswahlkomitee nicht für würdig befunden, diesen Preis zu bekommen. Beide großen Heiligen hatten berechenbare Koordinaten des Friedens und der Freiheit.

Berechenbare Koordinaten scheint der von vielen zum politischen Messias hochstilisierte Obama wohl auch zu haben. Nur leider die falschen. Es sind nachweislich keine Koordinaten des Friedens. Kein anderer amerikanischer Präsident hat bisher die Abtreibung, also die Tötung von nicht geborenen Menschen, als Mittel der Familienplanung so sehr begrüßt wie eben Obama. Dafür hat er ganz zu Beginn seiner Präsidentschaft – wie im Wahlkampf versprochen – viele Gelder freigegeben, die zuvor eingefroren worden waren.

Der nicht mehr ganz neue US-Präsident hält die Tötung von noch nicht geborenen Menschen für ein hart erkämpftes Recht der Frauen. Seine Kirche, die United Church of Christ befürwortet Abtreibung und betreibt gar selbst ein Krankenhaus, in dem viele Abtreibungen durchgeführt werden. Er will mit dem Freedom of Choice Act Abtreibung vollständig legalisieren – ohne Indikationen, ohne Fristen, ohne Gewissensfreiheit für das medizinische Personal. Der Friedensnobelpreis ehrt einen Mann, für den Abtreibung ein ganz normales Menschenrecht ist. Wer oder was soll hier eigentlich die Ehre bekommen? Ein Recht auf Tötung? Ein Recht auf Zerstörung des Friedens dort, wo er naturgegeben am sichersten sein soll und muss?

Proteste, Enttäuschung und auch das Gefühl der Verletzung bei denen, die im Recht auf Leben und Freiheit den besten Dienst am Frieden erkennen können, sind mehr als verständlich. Übrigens: Die gefährliche und heimtückische Ideologie des Gender mainstreaming,  das sich vielen fälschlicherweise als Gleichberechtigung verkauft und mit netten Floskeln als harmlos zu tarnen versteht, lugt auch in diesem Fall hervor. Denn dort versteckt sich dieses absurde Recht auf Tötung hinter einem amputierten Begriff auf Selbstbestimmung. Wohl dem, der Durchblick hat.

Mutter Teresa hatte ihn. Johannes Paul II. ebenso. Benedikt XVI. sowieso. Und: Die  Lebensschützer, also all jene, die wider den Mentalterror der Pseudofreiheit sich einsetzen für echten Frieden und wahre Freiheit. Der neue Friedensnobelpreisträger hat diesen Beweis noch vor sich. Oder aber der Friedensnobelpreis ist nicht mehr das, was auf ihm drauf steht: ein Preis für den Frieden. Denn Abtreibung ist ein Totalangriff auf Frieden und Freiheit. Wer also meint, in der Menschentötung ein Grundrecht sehen zu müssen, kämpft gegen Frieden und gegen Freiheit.

Martin Lohmann (52) ist katholischer Publizist, Buchautor und Vorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht (BVL), der Dachorganisation christlicher Lebensrechtsverbände und -gruppen in Deutschland. Sein neues Buch „Das Kreuz mit dem C. Wie christlich ist die Union?“ hat  in Deutschland aktuell engagierte Debatten ausgelöst.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Martin Lohmann

Liebe Frau Ehrke,

danke für Ihre Zeilen. Aber Seien Sie versichert: es ist MEIN Kommentar und MEINE Meinung. Eine "Neutralisierung" war und ist nicht beabsichtigt. Vielleicht hätte ich zuvor darauf hinweisen sollen, dass es sich um einen Kommentar, den zweiten übrigens in Folge, für Radio Vatikan handelt. Es ist also eine Art Fortsetzung. Aber dank Ihrer Wortmeldung werde ich das noch nachtragen - zur besseren Erklärung und zur Vermeidung von Missverständnissen, wie sie offenbar in bei Ihnen entstehen konnten. Sorry.
Und was den Lebensschutz angeht: Da gibt es wahrlich keinen Grund zum (Ver)Schweigen!
Übrigens: Die Sache mit der vollen Namensnennung von Obama ist lediglich eine Vermutung Ihrerseits. Bitte unterstellen Sie mir da nichts!
Eine gute Woche wünscht
Martin Lohmann

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