Obama: Bald "Ask and tell"?

US-Präsident Obama plant, die bisherige Praxis “Don´t ask, don´t tell” für die US-Streikräfte aufzuheben. Er löst damit, etwas verspätet, ein Wahlversprechen ein.

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“Don´t ask, don´t tell” verbietet Soldaten, sich zu outen oder nach ihrer Homosexualität gefragt zu werden. Wenn dennoch die schwule oder lesbische Orientierung eines Soldaten bekannt wird, so ist dieser sofort aus den US-Streitkräften zu entlassen. Obama sagte zu dieser Praxis in seiner ersten Rede zur Lage der Nation: “Dieses Jahr werde ich gemeinsam mit dem Kongress und unserem Militär daran arbeiten, das Gesetz endgültig aufzuheben, welches homosexuellen Amerikanern das Recht nimmt, dem Land zu dienen, das sie lieben, und zwar nur, weil sie sind, wer sie sind”.

“Don´t ask, don´t tell” wurde 1993 vom demokratischen Präsidenten Bill Clinton als Kompromiss in Kraft gesetzt, nachdem er sich mit seiner Forderung, die US-Streitkräfte auch für Schwule und Lesben zu öffnen, nicht durchsetzen konnte. Im Präsidentschaftwahlkampf 1992 hatte Bill Clinton versprochen, allen Staatsbürgern den Zugang zu den Streitkräften zu erlauben. Bis zum Erlass von “Don´t ask, don´t tell” war homosexuellen Bürgern der Eintritt in die US-Streitkräfte generell untersagt. Seit 1994 wurden aufgrund dieser Richtlinie fast 14.000 Soldaten entlassen. Darunter viele, die die US-Armee dringend gebrauchen könnte. Dutzende Arabisch und Farsi sprechende Übersetzer sind so entlassen worden – und das in einer Zeit, in der die Notwendigkeit diese Sprachen zu verstehen, nicht größer sein könnte.

Anfang diesen Monats kündigte nun Verteidigungsminister Robert Gates (ein Republikaner) an, einen Gesetzentwurf zum offenen Dienst schwuler und lesbischer Soldaten im Militär dem US-Kongress vorzulegen. Zuvor hatte sich US-Generalstabschef Admiral Mike Mullen anlässlich einer Anhörung im Kongress geäußert: “Ich persönlich glaube, dass es richtig ist, wenn Schwule und Lesben sich nicht mehr verstecken müssen. Die bisherige Praxis zwingt junge Männer und Frauen, ihre Identität zu verleugnen, damit sie ihre Mitbürger verteidigen können. Für mich persönlich geht es dabei letztendlich um Integrität. Um die der Soldaten und die unserer Institution.” Damit äusserte sich zum ersten Mal ein aktiver US-Generastabschef positiv zur Öffnung der US-Streitkräfte für Schwule und Lesben.

Ob die “Don´t ask, don´t tell”-Richtlinie vor der im Herbst dieses Jahres anstehenden Kongresswahl abgeschafft wird, erscheint als höchst unrealistisch. Die Gegner der Abschaffung finden sich bei Demokraten und Republikanern gleichermassen.

 

Schwule und Lesben in der Bundeswehr

Auch die Bundeswehr hat in den vergangenen Jahren ihren Umgang mit der sexuellen Orientierung ihrer Soldaten weiterentwickeln müssen. Vor gar nicht so langer Zeit war die Situation für schwule und lesbische Soldaten so: Aus Sicht der Bundeswehr waren Schwule gleich doppelt gefährlich: Hielten sie ihre sexuelle Orientierung geheim, galten sie als erpreßbar und wurden damit zum Sicherheitsrisiko. Machten sie ihre Homosexualität jedoch öffentlich, verloren sie angeblich den Respekt ihrer Untergebenen und waren deshalb für Führungsaufgeben ungeeignet. Noch 1999 äusserte sich der damalige Bundesverteidigungsminister Rudolph Scharping (SPD) zur Eignung von Schwulen als Vorgesetzte: “Homosexualität begründet erhebliche Zweifel an der Eignung und schließt eine Verwendung in solchen Funktionen aus, die an Führung, Erziehung und Ausbildung von Soldaten gebunden ist”. Diese Auffassung hatte das Bundesverwaltungsgericht im gleichen Jahr bestätigt. Es hatte geurteilt, daß die “homosexuelle Veranlagung eines Zeit- oder Berufssoldaten Einschränkungen seiner Eignung und Verwendungsfähigkeit mit sich bringt.” Schwule würden sich nicht als Vorgesetzte eignen. Das Bekanntwerden der Homosexualität mindere die dienstliche Autorität des Vorgesetzten. In der Bundeswehr könnten nach Ansicht des Gerichts homosexuelle Neigungen auch deswegen nicht geduldet werden, weil sie “zu Absonderung und Gruppenbildung, zu Eifersucht und gegenseitigem Mißtrauen führen und damit die soldatische Gemeinschaft sprengen”. Bereits im Jahr 1999 stelle die FDP-Bundestagsfraktion den Antrag, dass Soldatinnen und Soldaten wegen ihrer sexuellen Orientierung nicht diskriminiert werden dürfen.

Dann dann ging alles plötzlich sehr schnell, war die Bundeswehr der Gesellschaft voraus: Noch bevor irgendwelche europäischen Antidiskriminierungsrichtlinien in Kraft gesetzt und auf nationaler Ebene umgesetzt wurden, reagierte die Bundeswehr auf den gesellschaftlichen Wandel. Ein Grund dafür war sicherlich auch die Öffnung aller Laufbahnen und Verwendungen für Soldatinnen. Im Dezember 2000 wurde durch den Generalinspekteur der Erlass “Umgang mit Sexualität” erlassen: “… Vor dem Hintergrund der weiteren Öffnung der Streitkräfte für Frauen, der Änderung der bisherigen Haltung der Bundeswehr gegenüber Soldatinnen und Soldaten mit gleichgeschlechtlicher Orientierung und den Problemen der Soldatinnen und Soldaten im Einsatz mit dem Thema „Umgang mit Sexualität“ soll diese Führungshilfe zum Abbau von Verhaltensunsicherheiten beitragen. …“. Dieser Erlass wurde im Februar 2002 durch den Erlass B 173 zur ZDv 14/3 “Sexuelles Verhalten von und zwischen Soldaten” ergänzt. Dieser wiederum wurde im Juni 2004 letztmalig überarbeitet und hat als Erlass “Umgang mit Sexualität in der Bundeswehr” bis heute Gültigkeit.

Mit dieser letzten Änderung ist nach jahrzehntelanger Ächtung homosexueller Vorgesetzter, die unter Billigung höchstrichterlicher Rechtsprechung mit Versetzungen und sogar Entlassungen rechnen mussten, ein liberalerer Umgang mit der Sexualität gewählt worden. Seit Änderung der ZDv 14/3 sind grundsätzlich alle Beziehungsformen in den Privatbereich verwiesen. Homosexuelle Beziehungen können außer Dienst auch innerhalb militärischer Anlagen gepflegt werden, auch spielt der Dienstgrad der Beziehungspartner keine Rolle mehr. Was jedoch die Gleichstellung von Lebenspartnerschaften betrifft, steht die Bundeswehr noch hinter einigen Bundesländern, wie zum Beispiel Hamburg, zurück.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Jutta Schützdeller

Ich muss mich doch sehr wundern... da dachte ich doch, ich lebe in einem fortschrittlichen Land und dann muss ich lesen, dass es sich bei Homosexualität um eine "neurotische Störung" handelt. Mein Ex-Mann, der Psychiater ist, würde sich vermutlich vor Lachen in die Ecke schmeissen oder sich furchtbar aufregen, weil hier eine neurotische Störung, die für die Betroffenen ein wirklich ernstes Problem darstellt, quasi als Beschimpfung genutzt wird.
Wes Geistes Kind "Ugly Truth" ist kann man sicherlich auch an seinem Frauenbild ablesen, möglicherweise wünscht er sich eine Rückkehr der Frau zu Gebären und Kochen... *Schauder*
Dass nun auch endlich in den USA die Gleichberechtigung von Homosexuellen angestrebt wird und mit dem Mief völlig unsinniger Vorurteile und homophober Ängste aufgeräumt wird, ist wichtig und nötig und... vor allem ist es höchste Zeit.
Es gibt keinen Grund, ihnen den Zugang zu irgendwelchen Ämtern oder Berufen zu verweigern... so ein ungeheurer Unsinn, auch sie haben ein Recht/oder die Pflicht, ihr Land zu verteidigen, zu regieren und zu repräsentieren.
Hoffnung macht da meines Erachtens Deutschland, wo es eine weibliche Regierungschefin und einen schwulen Außenminister gibt. Und das ist gut so!

Gravatar: P.S.

Die liebe Not.

Wenn das Kanonenfutter ausgeht, muss man halt´ doch von seiner Meinung abrücken.

Da hat die Eroberung der Rohstoffe einfach Priorität.

Ausserdem was machen sonst die Taliban mit all den schönen Waffen die sie auch von der NATO kriegen?

Wer bewacht die Opiumfelder des CIA?

Gravatar: @ Redaktion

Sie habe sich mit der Veröffentlichung dieses Kommentars vollständig blosgestellt. Ich Frage mich wie lange es noch dauert, bis die "Freie Welt" (Ha!) auf dem Index landet.

Gravatar: Ugly Truth

Herr Rissmann,

Homosexualität ist eine neurotische Störung, daher steht die Eignung von Homosexuellen bei einer Führungsaufgabe, bei der es um Fragen der nationalen Sicherheit und um Menschenleben geht, durchaus in Frage. Mittlerweile dürfen zahlreiche Aspekte der Homosexualität nicht mehr öffentlich angesprochen werden: So sind menschliche Körper für gleichgeschlechtlichen GV z.B. nicht geschaffen. Analverkehr führt daher bei beiden Beteiligten zu Verletzungen, was wiederum die sehr viel größere HIV-Gefahr im Gegensatz zu vaginalem GV erklärt. Ein Gleichstellung von Lebenspartnerschaften, die Ausdruck einer Störung sind, mit echten Ehen, ist alles andere als angebracht -weder in der Bundeswehr noch sonst irgendwo.
Die volle Integration von Frauen in den Streitkräften ist ebenfalls ein Fehler (und wird in den USA auch nicht praktiziert, dort sind Frauen von Kampfeinheiten explizit ausgeschlossen). Nicht nur, weil Frauen den körperlichen Anforderungen nicht gewachsen sind, auch weil sie bei Männern Konkurrenzverhalten statt Kameradschaft provozieren, sind sie dort fehl am Platz. Zudem ist es schlichtweg keine weibliche Aufgabe, die Gemeinschaft zu verteidigen, für den Erhalt eines Volkes, kann nur einmal eher auf 10 Männerleben verzichtet werden als auf ein Frauenleben.

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