Nous sommes tous Charlie? Kommt das Ende der Illusionen?

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Nach dem entsetzlichen Massaker an Journalisten des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" und Polizisten könnten diejenigen, die zwar immer dann lautstark von Pressefreiheit reden, wenn sie sich und ihre Ansichten meinen, aber in Wirklichkeit sowohl die Meinungsfreiheit (durch PC) als auch die Versammlungsfreiheit (von Pegida) angreifen, wo sie nur können, Flagge zeigen. Morgen müssten die Titelseiten aller Tageszeitungen von gewissen Karikaturen geziert sein. Aus Solidarität mit wahrhaft mutigen Kollegen, Märtyrern ihres Berufs. Ich bin ziemlich sicher, das wird nicht geschehen, denn es könnte doch so "intolerant" aussehen. Nützt es da etwas, wenn "das Netz" sich über Twitter virtuell und unverbindlich solidarisiert? Von wegen: "Nous sommes Charlie..." Doch hat dieser französische Hashtag eine andere Qualität als der lächerliche deutsche "Aufschrei" nach "Dirndl-Gate": Es geht um richtiges Blut. Kommt das Ende der Illusionen?

Mir schrieb gerade ein Freund aus Paris, dass "das Gräuel von Charlie Hebdo 100 bis 200.000 Exemplare mehr von Houellebecqs ´Soumission´[Unterwerfung] verkaufen lässt und das wird den Leuten bewusst machen, was der Islam wirklich ist. Ach, das ist teuer bezahlt!" Furchtbar wahr. Was in Frankreich also geschehen, ob man sich dort dem Problem stellen wird, kann ich nicht genau sagen. Hierzulande wird schon wieder beschwichtigt, man dürfe jetzt nicht emotional werden. Es wird alles nur zerredet werden, da bin ich sicher. Warum?

Es liegt in Deutschland eine gesellschaftliche Fehllage vor: Gegen Frauenquoten vorzugehen bedeutet in der Öffentlichkeit, sich gegen die Gleichberechtigung der Frau zu wenden. Das ist in etwa zu vergleichen mit dem Dilemma, für Ausländer, aber gegen Asyl- und Unterhaltsmissbrauch zu sein. Wer bestimmte Inhalte des Islam für verfassungsfeindlich hält, ist angeblich gegen Muslime an sich. Der Emotionalitätsvorwurf ist dabei nur unverschämt: Fakten und Argumente werden denunziert. Die gefährliche Fehllage besteht darin, dass bei bestimmten Themen jede Differenzierung bereits mit einem Intoleranzverdacht belegt ist. Das lähmt diese Gesellschaft.

Nun werden die meisten Themen in der deutschen Presselandschaft durchaus kontrovers diskutiert, aber eben nicht alle. Manche Themen, darunter sehr wichtige, werden "scheinkontrovers" behandelt. Es wird von vorneherein nur eine Meinung akzeptiert. Es kann nur eine geben, weil eine andere nicht sein darf. Nicht einmal teilweise darf im Ergebnis von der "Linie" abgewichen, sie muss im Gegenteil 100%-ig verfolgt werden. Wenn nicht, ist man angeblich intolerant, obwohl man nur differenziert hat. Weil die Behandlung dieser Tabuthemen so undifferenziert ist, kollidiert sie mit der Realität. Es handelt sich also um Illusionen. Wer Illusionen nachhängt, wird Probleme nicht lösen können.

PS: Am Morgen nach dem Attentat sehe ich, dass ausgerechnet die „taz“ sich besonders große Sorgen macht, weiterhin angstfrei ihre journalistische Arbeit machen zu können. Nun, sie gehört zu denen, die Illusionen verbreiten. Sie muß sich wirklich keine Sorgen machen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Distel Beisser

das ist genau der in tausenden Kinderbüchern und Indianerfilmen gebrauchte Ausdruck
der Indianer für ELENDER LÜGNER!

Gravatar: Jürgen Zumpe

Der Unterschied zwischen denen und uns Bürgern ist, dass wir von unserer Hände Arbeit leben können. Die nicht. Die brauchen uns als Wirt und nur in dieser parasitären Lebensform können die überleben.

Wenn der Bürger das begreift und handelt, dann haben wir bald die nächste Wende.

Gravatar: woody

Der Waffenexport der „westlichen Welt“ ist doch angeblich ein wichtiger Wirtschaftszweig. Deutsche Politiker prahlen doch damit. Ja hat man wirklich gedacht, dass diese Waffen dann ein neues Domizil hinter Glas in einer Tropenholzvitrine findet? Wann wird der letzte verstehen, dass der Terrorismus in der kapitalistischen profitgierigen fanatischen Machbessenheit erbrühtet wird und dann erst über die verschiedensten Wege wie z.Bsp. Religion oder Staatssicherheit innerhalb der Bevölkerung für Mord und Totschlag sorgt. Man achte genau auf die Formulierung re-gier-en!

Gravatar: Thomas

Warum immer wieder: es ist nicht der Islam! Wenn das der Innenminister wider besseren Wissens sagt, ist das ja (leider) verständlich, denn würde er die wahren Zusammenhänge beim Namen nennen, müsste er sämtliche islamischen Aktivitäten in D sofort unter Strafe stellen. Die Gleichung Islam=Islamismus=Koran ist nicht auseinanderzudividieren, so sehr sich auch die abgehobene politische Kaste bemüht. Quelle des Islamismus ist der Islam und sein Koran, den einfach jeder Diskussionsteilnehmer vorher lesen sollte. Ohne Koran kein Islam und ohne Islam kein Islamismus, wer diese Logik leugnet, führt etwas im Schilde. Auch das unsinnige, immer wiederkehrende Argument, die meisten Muslime verübten schließlich keine Terrorakte, zieht nicht. Das ist bei allen Anhängern intoleranter Ideologien zum Glück so. Auch der weitaus größte Teil der Nazi-Anhängerschaft hat nicht persönlich die Gashähne in Auschwitz aufgedreht. Trotzdem waren sie Teil der Quelle dieses Mordsystems . Bezeichnenderweise gibt es nirgends auf der Welt Mordkommandos, die sich “fälschlicherweise” auf den Buddhismus berufen.

Gravatar: Helene

"... mit gespaltener Zunge ..."
Genau diese Formulierung habe ich gestern ebenfalls im privaten Gespräch gebraucht.

Gravatar: Helene

"Der Kommentar dazu erübrigt sich."
Wie wahr!

Gravatar: Crono

Danke Herr Kovács.
Hier noch zur Erinnerung die Artikelüberschrift in "der Welt" von 08.09.10 :

Merkel würdigt Mut des Mohammed-Karikaturisten.

""...... Als Hauptrednerin des Potsdamer Medienforums M100 würdigte sie den Mut des Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard. Der Däne wurde mit dem diesjährigen Potsdamer Medienpreis für seine unbeugsame Haltung ausgezeichnet.

Westergaards Zeichnung zeigt Mohammed mit einer Bombe als Turban. Die Veröffentlichung der Karikatur sowie der von Kollegen war 2005 als Provokation empfunden worden und hatten weltweit gewaltsame Proteste von Muslimen ausgelöst. Westergaard wird von radikalen Islamisten mit dem Tode bedroht und steht seit fünf Jahren unter Polizeischutz.

"Die Folgen für den Zeichner sollten uns mahnen", sagte Merkel. Sie sprach sich deutlich für Toleranz aus. Als Zeichner dürfe Westergaard derartige Zeichnungen fertigen. Die europäischen Staaten seien ein Ort, wo dies möglich sei. "Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut", sagte die Kanzlerin. Laudator Joachim Gauck dankte Westergaard für seinen Mut, sich nicht von den Todesdrohungen einschüchtern zu lassen. "Jeder sollte sich fragen, ob wir den Mut immer ausrichten für die Freiheit", sagte der frühere rot-grüne Präsidentenkandidat und langjährige Beauftragte für die Stasi-Unterlagen. ....""

Der Kommentar dazu erübrigt sich.

Gravatar: Jaques LeMouche

Da die Differnzierungen, sowie das verbotene Aussprechen von Wahrheiten dank Internet und einiger mutiger Vorreiter wie Sarrazin und Pirincci immer schwerer einzudämmen ist, bleibt es nicht mehr beim Intoleranz-Vorwurf. Nein, es wird schon im Vorfeld das stärkste Geschütz aufgefahren - der Vorwurf ein verfassungsfeindicher Nazi zu sein. Es folgt meist eine ganze Breitseite von Anschuldigungen in diese Richtung - Volksverhetzung, Rassismus, etc. Die Aussagen des Diffamierten interessieren dabei nicht im Geringsten.

Gravatar: Joachim Datko

Die abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam haben eine giftige Wurzel, ihre Gottesvorstellung. Denken Sie z.B. an die mystische Geschichte von der Zerstörung zweier Städte, von Sodom und Gomorrha, durch den abrahamitischen Gott, so ein fürchterlicher Unsinn.

Das naturwissenschaftliche Weltbild wird sich durchsetzen, die abrahamitischen Religionen kämpfen ein Rückzugsgefecht. Die MINT-Fächer lassen in der Regel keinen Raum für Gottesvorstellungen im Denken der jungen Menschen. Priester, wie z.B. Herr Joseph Ratzinger, sind üble Verfechter eines irrationalen Weltbildes. Die religiösen Prediger dieser Welt sind Feinde der geistigen Freiheit.

Die abrahamitische Gottesvorstellung ist fürchterlich!
Ich bin gerne bereit, Fragen zu den Aussagen zu beantworten.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

Gravatar: Jürgen Zumpe

Frau Merkel spricht von einem "Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit".

Kriegt die Frau nicht mit, was hier in Deutschland los ist respektive wie sie selbst handelt und mit Otterngift unter gespaltener Zunge fabuliert? Erinnert sei an ihr Geätze gegen die Pegida. Die Frau muss wenigstens in einer Parallelwelt leben, anders sind solche Aussagen nicht zu erklären. Da mache sich jeder selbst seinen Reim drauf. Sie ist vermeintlich gewählt und kann auch ohne MPU bis zum Abwinken weitermachen.

Keine Ahnung, was die Herren Ex- und IST-Bundespräsidenten bei ihren Geschwafel "Der Islam gehört zu Deutschland!" spontan in einer Fernsehansprache den schockierten Bürgern hier jetzt sagen würden. Sie würden sicherlich ihr Bedauern für eine Situation ausdrücken, die sie ausdrücklich auch mit zu verantworten haben.

Gravatar: Klimax

Differenzieren, Herr Kovács, ist diskriminieren, und das wiederum ist absolut tabu. Das ist das Problem.

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