Nie mehr im Düstern mit den Ohren beichten?

Kann man auch mit Zeugen beichten? Wohl kaum! Auch der Beichtstuhl mit Trennwand und Gitter hat eine wichtige Funktion.

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»Die Studie solle deshalb auch präventiven Charakter haben, betont Bischof Ackermann. Das könnte letztendlich Riten verändern, etwa die Ohrenbeichte im dunklen Beichtstuhl ohne Zeugen.«

Gemeint ist die Interdiszi<wbr />plinäre Studie zum Thema “Sexueller Missbrauch an Minderjährigen”. Der Satz stammt aus einem Bericht der Deutschlandradio.

Völlig klar, daß dieser Satz völliger Unfug ist. Eine Beichte außerhalb eines dunklen Beichtstuhls? Warum nicht.

.oO(Wenn Ihr wüßtest, wo und unter welchen Umständen ich schon gebeichtet habe …)

Im Grunde ist dieser Teil des Satzes reine Polemik. Beichtstuhl … horribile dictu … wie kann man nur? Im Dunkeln!!! Da schwingt doch gleich schon mit, daß da gut Munkeln ist. Was diese Priestertypen da so alles … ja? … ist doch klar, oder?

So richtig lustig wird der Satz erst, wenn man im Hinterkopf behält, daß der Beichstuhl mit Trennwand und Gitter eben genau dazu erfunden wurde, sexuelle Übergriffe zu verhindern.

Weiter: Ohne Zeugen? Mit Zeugen? Beichte mit Zeugen kann man vergessen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Wer ganz genau hinschaut, kann sogar dahinter kommen, daß der zweite Satz nicht zwingend ein wörtliches Zitat sein muß. Es könnte sich auch um eine (manipulierende?) Interpretation dessen sein, was der Bischof wörtlich gesagt hat, aber wörtlich nicht berichtet wird.

Fazit: Frage an die Pressestelle.

Dranbleiben.

So lasse ich weder Bischof Ackermann noch das DR von der Angel.

Abgesehen davon, daß wir gezz nu nich mehr im Düstern mit den Ohren beichten gehen tun, birgt die geplante Studie das Potential ein wirklich düsteres Kapitel der jüngeren Kirchengeschichte nüchtern und wissenschaftlich aufzuarbeiten. Der Umfang mag medial aufgeblasen gewesen sein.

 

Das Forschungskonsortium wird von Prof. Dr. Harald Dreßing vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim als Verbundkoordinator geleitet. Neben dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim (Prof. Dr. Harald Dreßing, Prof. Dr. Hans-Joachim Salize) sind das Kriminologische Institut der Universität Heidelberg (Prof. Dr. Dieter Dölling, Prof. Dr. Dieter Hermann), das Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg (Prof. Dr. Dr. Andreas Kruse, Prof. Dr. Eric Schmitt) und der Lehrstuhl für Kriminologie der Universität Gießen (Prof. Dr. Britta Bannenberg) Mitglieder des Forschungskonsortiums. [Quelle: Pressemeldung der DBK]

 

Der Forschungsansatz zeigt, daß diesmal wohl der Fehler vermieden werden soll, alle Priester und Ordensleute unter Generalverdacht zu stellen. Ein Eindruck, dem man sich beim ersten Versuch nicht so ganz entziehen konnte.

 

Prof. Dr. Harald Dreßing erklärte, Ziel der auf dreieinhalb Jahre angelegten Studie sei es, „den sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche sowohl für die Betroffenen als auch für die Öffentlichkeit so transparent wie möglich aufzuarbeiten. Im Rahmen eines modularen Projektablaufs sollen dabei nicht nur Daten aus Kirchenarchiven ausgewertet werden, sondern es werden auch externe Datenquellen einbezogen, die eine vergleichende Analyse mit anderen Formen des institutionellen Missbrauchs ermöglichen.“ Die Erfahrungen der Opfer sollen schon bei der Entwicklung der Forschungsinstrumente, aber auch bei der Interpretation der Ergebnisse durch Einrichtung eines Beirats von Anfang an miteinbezogen werden: „Dieser Beirat wird Betroffene und Wissenschaftler sowie Vertreter der Kirche umfassen. Er soll das Projekt wissenschaftlich und ethisch begleiten.“ Professor Dreßing fügte hinzu: „Die vielfältigen Facetten der Thematik werden darüber hinaus durch Interviews mit Opfern, Tätern und Kirchenverantwortlichen aufgearbeitet“. Der vorliegende Forschungsansatz werde durch die Berücksichtigung von voneinander unabhängigen Erkenntnisquellen und Perspektiven eine umfassende Analyse des sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche ermöglichen und „der Frage nachgehen, ob es spezifische Strukturen und Dynamiken innerhalb der katholischen Kirche gibt oder gegeben hat, die Missbrauchsdelikte gefördert haben.“ [Quelle: Pressemeldung der DBK]

 

Sensibel bleibt die Kiste in jedem Falle. Es bleibt zu hoffen, daß es mit der nötigen Rücksichtnahme und Diskretion für die Opfer verläuft. Die Gefahr, daß traumatisierte Opfer durch zu viel Öffentlichkeit erheblich beeinträchtigt werden, z.B. daß Berichte sie triggern und die posttraumatischen Störungen wieder aufleben ist ein stets präsentes Risiko.

Hoffen wir im Hinsicht auf den ebenfalls gewünschten präventiven Charakter auf greifbare Ergebnisse.

Ebenfalls erschienen auf blog.peter-winnemoeller.de

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