Neues Buch: Anwendung der Code-Theorie auf den Koran

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In der Reihe „Studia Arabica“ eines renommierten französischen Wissenschaftsverlags sind vor kurzem die Ergebnisse einer Untersuchung des Korans mittels der ATD („Analysis of Text Data“) veröffentlicht worden (Jean-Jacques Walter: Le coran révélé par la Théorie des Codes, Éditions de Paris, Paris-Versailles 2014). Diese Untersuchung ist darum sensationell, weil in ihr etwas sehr Unwahrscheinliches erfolgte: Die hochspezialisierten Kenntnisse von Mathematikern und  Informatikern konnten mit dem völlig andersartigen Wissen der Islamwissenschaft verbunden werden. Während sonst Arabisten ihre Texte aufgrund philologischer, linguistischer, historischer, theologischer oder sonstiger geisteswissenschaftlicher Kenntnisse analysieren, was immer subjektive Interpretation mit einschließt, beruht diese Analysemethode auf der sog. Code-Theorie, ist also unabhängig vom Untersucher und damit objektiv.

Die Code-Theorie ermöglicht das Funktionieren von Computern, des Internets, der Bildkompression für Digitalfotos, des Multi-Kanal-Fernsehempfangs und vieler anderer unverzichtbarer Technologien der modernen Welt. Sie kann auch auf Texte aller Art angewandt werden. Ein geschriebener Text ist eine mündliche Rede, die als eine Reihe von Buchstaben kodiert ist. Die Code-Theorie kann auf jede Sequenz von Symbolen angewandt werden. Durch die mathematische „Signatur“ des Autors eines geschriebenen Werks kann dieser Text unter sehr vielen Texten anderer Autoren als seiner identifiziert werden. Das funktioniert etwa wie die biologische DNA: Wenn man die DNA-Probe einer Person, aus ihrem Haar oder einem Blutstropfen, besitzt, kann festgestellt werden, ob irgendeine andere Probe auch von dieser Person stammt. Diese mathematisch-statistische Methode wird z. B. von Geheimdiensten angewandt, die damit unter Millionen von Telefonaten den Text einer verdächtigen Person herausfinden, von der sie bereits einen Text besitzen. Dies sei ohne Wertung festgestellt, um zu zeigen, dass diese Methode empirisch bestens überprüft ist und als äußerst robust bezeichnet werden kann. Andersherum kann man also bei einem Buch zwar nicht feststellen, wer es geschrieben hat, wenn man keinen weiteren Text dieses Autors zum Vergleich zur Verfügung hat, aber man kann sehr wohl sagen, ob dieses Buch nur einen oder eben mehrere Autoren hat, wenn sich unterschiedliche Signaturen finden.

Walter fasst die Ergebnisse seiner Untersuchung in sechs Punkten zusammen. Hier sei nur auf einen hingewiesen. Nach muslimischem Glauben ist der Koran das unerschaffene Wort Gottes, das schon vor Anbeginn der Welt bei Gott war und vom Engel Gabriel dem arabischen Propheten Muhammad geoffenbart wurde, der es unverfälscht wörtlich an seine Anhänger weitergab, die es schließlich als Koran niederschrieben. Dies wäre also, wissenschaftlich ausgedrückt, die islamische Hypothese. Demgegenüber hat die Untersuchung als Ergebnis, dass der Koran mindestens 30, maximal 100, am wahrscheinlichsten etwa 50 Autoren hat. Walter betont, dass es sich bei diesem Ergebnis nicht um eine Neuigkeit handele, denn philologische und theologische Untersuchungen hätten bereits früher immer wieder Zweifel an der Einzel-Autorenschaft des Textes geweckt. Gleichzeitig betont er jedoch, dass es sich jetzt um einen Beweis handele. Die Frage ist nun, wissenschaftlich gesprochen, ob es eine Hypothese gibt, die den einzelnen Autor der muslimischen Tradition mit den verschiedenen Signaturen des Textes versöhnen kann. In Zusammenschau mit den anderen Ergebnissen der Untersuchung darf behauptet werden, dass eine solche Hypothese extrem unwahrscheinlich ist. Damit muss das genannte Ergebnis einer Vielzahl von Autoren bis zu seiner Falsifikation als wahr angesehen werden.

Es bleibt aus verschiedenen Gründen zu wünschen, dass dieses Buch auch ins Deutsche übersetzt wird, doch wird sich hierzulande vermutlich kein Verlag dazu bereitfinden. Es geht vor allem auch um den methodischen Aspekt. Die Anwendung der ADT ist aufwendig. Nur wenige Menschen haben die Fähigkeit und die Kenntnisse für ihre Anwendung. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn diese Methode vermehrt verwendet würde; so könnte beispielsweise endlich geklärt werden, ob William Shakespeare tatsächlich der alleinige Autor all seiner Stücke sowie der Sonette war. Neben der Angst der Geisteswissenschaftler vor solchen technischen Analysemethoden dürfte im Falle Shakespeares auch der Nationalstolz einer solchen Untersuchung entgegenstehen; dennoch wird sie eines Tages kommen. Man darf auf das Ergebnis gespannt sein.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Krischan

Ein religiöser Mensch sagt, 'ich glaube daran, daß es einen Gott gibt.' Der Atheist kann dazu nur bemerken: 'Ich glaube, daß es keinen Gott gibt'. Was denn auch sonst?! Wissen kann es keiner der beiden! Insofern glauben beide "nur". Denn der Glaube verlangt einen Bezug: Gott in diesem Falle. Und Atheismus ist korrekterweise kein Begriff für "Nicht-Glauben", sondern für "Nicht-an-Gott-Glauben". Oder glaubt ein "Freigeist" nur an etwas, daß er sehen kann? Dann würde ich allerdings glauben, daß dieser Mensch ausgesprochen dumm ist, denn Intelligenz kann man auch nicht sehen. Liebe übrigens auch nicht. Wie sagte doch der berühmte Freigeist Werner Heisenberg? - "Der erste Trunk aus dem Becher der Wissenschaft macht ungläubig; aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott". Einstein hat ähnliches gesagt. Und das finde ich sehr bemerkenswert. Transzendenz kennzeichnet eben auch das Bemühen, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. Denn was wissen wir schon??? Wir kennen ja nicht einmal uns selbst. Und die Frage, warum es uns gibt, können wir noch weniger beantworten. Und daß die Welt so prrimitiv sein soll, wie wir kleinen Menschen sie uns ausmalen und außerhalb unserer so begrenzten Wahrnehmung nichts sein soll, daß uns beeinflußt, kann ich mir noch weniger vorstellen.

Gravatar: Reinhard R. Weth

Unser "schlauer" (vielleicht sogar diplomierter?) "Physiker und Philosoph" (beides sind übrigens "ungeschützte" Begriffe, die er sich wohl zu eigen macht und vielleicht auch machen musste...) Joachim Datko behauptet: "Es gibt keinen Gott, es gibt keine Götter!" Damit beweist er seine "Schlauheit" nach dem Motto "Der liebe Gott weiß alles - Joachim Datko aber weiß alles besser!"
Man sollte diesem "Westtaschen-Wissenschaftler" vielleicht einmal den Unterschied zwischen Physik und Metaphysik - zwischen Wissenschaft und Glauben verdeutlichen. Einen Unterschied, den dieser Zeitgenosse offenbar bis heute nicht kennt - und der ihn schon deshalb schlichtweg diskreditiert.
Es ist nämlich völlig müßig, die seit Jahrtausenden (und sicherlich von viel klügeren Köpfen als dem oben genannten Autor) gestellte Gottesfrage zu wiederholen. Unter "rein wissenschaftlichen" Aspekten ist sie - bekanntlich - weder positiv, noch negativ zu beantworten. Sie muss also insoweit im Maßstab 50:50 offen bleiben. Es sei denn, man verfährt nach der alten marxistischen Methode - wonach Religion "Opium des Volkes" sein soll. Wobei dann aber jedem klar ist, dass der Marxismus früher - z. B. gerade in der DDR - jahrzehntelang als Ersatzreligion herhalten musste! Auch die Nazis in Deutschland sind in ihrer Ideologie übrigens nach derselben Methode vorgegangen...!
Also Herr Datko: Lesen Sie doch mal schlichtweg in Wikipedia o. ä. nach, machen Sie sich schlau - und fragen Sie sich dann, ob Sie zukünftig nicht besser nach der Weisheit eines Anicius Manlius Severinus Boethius verfahren sollten: "Hättest du geschwiegen, wärest du ein Philosoph geblieben" . So aber müssen Sie jetzt leider zumindest Ihren zweiten Titel "Philosoph" als Berufsbezeichnung streichen. Eigentlich aber BEIDE Bezeichnungen!

Gravatar: Adorján Kovács

@Bärbel Bätsch
Na ja, das mit der prinzipiellen Unmöglichkeit eines Kontakts zwischen Mensch und Gott aufgrund der unendlichen Überlegenheit und Ferne Gottes gegenüber seiner Schöpfung ist schon ausführlich bedacht worden. Das Problem wurde bei den Griechen und Juden noch so gelöst, dass man beim "Anblick" des Göttlichen zerschmettert wurde. Das Christentum hat die Lösung gefunden, dass Gott selbst Mensch geworden ist, mit der bekannten schwierigen Konsequenz der Trinität. Im Islam ist die Offenbarung ein Buch, das über einen Vermittler, den Engel Gabriel, zum Propheten gekommen ist. Hier liegt ein entscheidender Widerspruch: Der allmächtige Gott überwindet die unendliche Ferne nicht selbst, sondern schaltet ein Wesen dazwischen. Ferner gibt es nun, obwohl er nur Einer ist, noch ein zweites neben ihm bei den Menschen, nämlich sein Wort, in Form des Koran. Diese Widersprüche hat die islamische Theologie nie auflösen können.

Gravatar: Freigeist

Atheismus ist auch der Begriff für Nichtglauben. Und seit wann ist Nichtglauben ein Glaube?
Nach Ihrer Auffassung wäre Nicht-Karten-Spielen auch ein Spiel oder wie?

Gravatar: Waldgänger aus Schwaben

DAs Verfahren der ATD ist sicher an vielen heutigen und antiken Texten getestet und funktioniert
Aber ist es auf einen singulären Text wie den Koran anwendbar, zu dem es kaum zeitlich und sprachlich parallel entstandene Texte gibt?
wikipedia:
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Das klassische Hocharabisch ist insbesondere die Sprache des Korans, die sich aus dem Zentrum der arabischen Halbinsel, dem Hedschas, im Zuge der islamischen Eroberungen über den ganzen Vorderen Orient verbreitete.
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Ich empfehle die Lektüre des wikipedia-Artikels:

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Korantextes

wikipedia ist sicher der Islamhetze unverdächtig. Zitat daraus:
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Die meisten heutigen Koranexemplare gehen auf eine Edition der Al-Azhar-Universität aus dem Jahre 1923/24 zurück, die damit einen bestimmten Konsonantentext und eine einzige Lesart quasi zur verbindlichen gemacht hat, obwohl die ältere muslimische Tradition ganze Enzyklopädien über abweichende, aber dennoch anerkannte Lesarten kennt. Die handschriftlichen Grundlagen dieser Ausgabe sind unbekannt.
Eine textkritische Edition des Korans gibt es bis heute nicht. Die Schaffung eines textus receptus anhand vorliegender Koranhandschriften aus der Frühzeit mit der Verzeichnung der Lesevarianten in einem textkritischen Apparat wird von der islamischen Welt strikt abgelehnt.
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Das verwundert dann doch bei einem Buch, dass als wortwörtlich von Gott inspiriert gilt, dass sich da anscheinend kaum ein Gläubiger für die handschriftlichen Grundlagen dieses Buches interessiert.

Gravatar: Crono

Sic!

Gravatar: Adorján Kovács

@Jörg
Vielen Dank für den Gedanken. Das geht aber qua Dogma nicht, denn „Gott“ ist „einer“ und spricht in „klarer arabischer Sprache“. Jede Trennung „Gottes“ in mehrere „Sprecher“ wäre Gotteslästerung. Aber ich weiß natürlich, was Sie meinen: Ihr Gedanke wäre quasi die rettende Hintertür für den cleveren Theologen... So weit wird es aber in den nächsten Hundert Jahren nicht kommen, denn wissenschaftliche Ergebnisse werden vorerst nicht wahrgenommen oder als westliche Propaganda verleumdet.

Gravatar: Joachim Datko

Die Menschen lassen sich bei uns nicht mehr von Religionen manipulieren, sie lassen die Religionen links liegen!
Siehe z.B.: http://www.express.de/koeln/6-952-personen-ausgetreten-kirchenaustritte-auf-rekordhoehe,2856,29281914.html
"Kirchenaustritte auf Rekordhöhe"

Ich erwarte für 2014 einen neuen Rekord bei den Kirchenaustritten, der bisherige Rekord aus dem Jahr 1992 liegt bei 554.000.
Siehe: http://www.freiewelt.net/ueber-500-000-kirchenaustritte-in-2014-erwartet-10045517/

Auch das Judentum und der Islam stehen mit dem Rücken zur Wand!

Gravatar: Jörg

Wenn es Menschen verfasst haben waren es demnach ca 50 verschiedene.
Wenn es "Gott" diktiert hat hat "Gott" in 50 verschiedenen Sprachen gesprochen.
Der Erkenntnisgewinn hängt also von der Perspektive ab.

Gravatar: Adorján Kovács

@Klimax
Nochmals vielen Dank für die Überlegungen zur Dichotomie Glauben / Wissen. Sie haben insofern recht, als wissenschaftliche Erkenntnisse erst nach Jahrhunderten, wenn überhaupt, in den Vorstellungen der Gläubigen Platz finden. Dennoch hat auch der naivste Fromme einen Rest von Vernunft, und gerade die Offenbarungsreligionen betonen ja die Geschichtlichkeit der Offenbarung hier auf Erden. Selbst der naive Fromme dürfte daher irgendwann stutzen, wenn das Wort Gottes, angeblich zwischen 610 und 632 wörtlich "diktiert", plötzlich sicher zwischen 30 und 100 Autoren hat. Der Vorteil des Christentums ist aus gläubiger Perspektive vielleicht, dass ein wissenschaftlicher Beweis für die Nichtexistenz Jesu (wie überhaupt jeder Person) nie geliefert werden kann.

Gravatar: Crono

Herr Kovács,
Datko ist nur ein Troll, welcher außer seinen gebetsmühleartigen "Gedanken" nichts mehr verstehen imstande ist.

Gravatar: Klimax

Es ist nicht die Frage, ob man wörtlich zu interpretieren hat oder nicht. Die frühe Lehre vom vierfachen Schriftsinn ist auch mir geläufig. Es ist vielmehr ja die Frage, WER der Autor ist. Und gerade dann, wenn Gott der Autor ist (in welcher Form lasse ich mal dahingestellt sein - das ist der Sinn von "Offebarung"sreligion), ist es ja sinnvoll, verschiedene Sinne zu untertscheiden und zu interpretieren, weil der (endliche) Interpret nie in vollem Umfang das göttliche Wort erfassen kann. Wenn indes Gott der Autor ist, dann ist ihm nicht beizukommen mittels einer Methodik, die an menschlichem Schrifttum gewonnen ist. Darum ging es mir. Es bleibt also die Frage, ob ein ungläubiger Philologe oder ein gläubiger Mensch die Texte liest, und was für den Ungläubigen wissenschaftliches Resultat ist, daß kann dem Gläubigen schnuppe sein. Man muß das Wissen aufheben, um für den Glauben Platz zu bekommen, sagt Kant, der mir gar noch lieber ist als die Scholastici; aber es gilt auch umgekehrt: man muß den Glauben aufheben, will man für das Wissen Platz bekommen. Und über Gott kann ich nun mal (zumindest empirisch) nichts wissen, also auch nicht über seine Autorschaft.

Gravatar: Adorján Kovács

@Klimax
Da erlaube ich mir doch zu widersprechen. Für Christen ist die Bibel immer schon ein von vielen "inspirierten Autoren" verfasstes Buch, also Menschenwerk. Schon in der von uns beiden verehrten Scholastik wurde der buchstäbliche vom z. B. allegorischen Sinn unterschieden ("Vierfacher Schriftsinn"). Erst Luther und in seiner Nachfolge die evangelikalen Kreationisten etc sind darauf gekommen, alles wörtlich zu nehmen.
Für Muslime ist der Koran 1:1 Gottes Wort, vor aller Zeit bestehend, unerschaffen, nur Arabisch korrekt, da Gott mit den Engeln arabisch spricht, von Menschen lediglich wie ein Diktat aufgezeichnet, nicht verfasst. Gott ist der alleinige Verfasser.
Die Offenbarung ist für die Christen der Mensch Jesus, der auch die zweite Person des dreifaltigen Gottes ist. Für die Muslime ist die Offenbarung ein Buch, nämlich der Koran. Daher ist es schon interessant, ob dieses Buch einen oder viele Verfasser hat. Übrigens widerspricht auch jedes alte Koranexemplar, das nicht genau den Wortlaut hat wie die heute anerkannte Version, dem Anspruch der "Verbalinspiration".

Gravatar: Klimax

Vielleicht bringen Sie auch mal einen Beweis für ihre These. Denn behaupten läßt sich viel. Die These "es gibt einen Gott" ist unmittelbar weder weniger verständlich, noch weniger logisch, noch weniger beweisbar wie die These "es gibt keinen Gott". Und der Atheismus scheitert daran, daß er letztlich auch auf einem Glauben beruht.

Gravatar: Klimax

Beweis meinte ich im strengen, mathematischen oder philosophischen Sinne, nicht in dem der empirischen Wissenschaft.
Aber wichtiger ist mir der Gotteseinwand. Sowohl für Christen als auch für Muslime ist der Text der jeweiligen hl. Schrift ein Text aus göttlicher Offenbarung. Menschen haben ihn nur notiert. Wenn Sie in einem Büro ein Diktat aufnehmen, haben Sie zwar den Text "geschrieben", aber sie haben ihn nicht "verfaßt", sondern das tat der, der diktiert hat. In einer Offenbarungsreligion ist das Gott. Und Gott ist eben nicht durch empirische Wissenschaft auszukundschaften. Deswegen kann die Methode (für Gläubige!) keine Resultate über die Autorschaft zeitigen, weder daß es mehrere Götter waren, noch auch, daß es Gott nicht war. Das geht nur für nüchterne Philologen, die grundsätzlich davon ausgehen, daß nicht Gott, sondern Menschen den Text verfaßt haben, bei denen also die Glaubensfrage keine Rolle spielt.
Ein schönes scholastisches Problem - ich hoffe, ich habe es irgendwie im Sinne dieser würdigen Mönche darstellen können.

Gravatar: Adorján Kovács

@Herr Datko
Es wäre erhellend für Sie, auf der Frankfurter Zeil mit Salafisten und anderen Muslimen zu diskutieren, wenn man das Diskussion nennen kann, was einem da begegnet. Auf den legitimen Satz, es sei Gott doch egal, ob man ihn für nichtexistent oder einen Idioten halte, wird einem wütend entgegnet: "Sie beleidigen mich." Die Ironie des logischen Hinweises, sie seien doch nicht Gott, wird nicht erfasst. Man merkt den Leuten an, was sie gerne mit einem, der nicht an Gott glaubt, machen würden, wenn sie könnten. Insofern sollten Sie eher in einem muslimischen Blog Ihre Einwürfe bringen; hier tragen Sie Eulen nach Athen, Ihr Atheismus interessiert hier niemanden.

Gravatar: Adorján Kovács

@Klimax
Vielen Dank. Die Methode ist faszinierend. Das Wort "Beweis", das Sie kritisieren, ist schon angebracht, wenn für einen Sachverhalt eine Wahrscheinlichkeit von 999.999 von 1 Million besteht. Nach menschlichem Ermessen handelt es sich um "Sicherheit" oder "Wahrheit", wie Sie wollen.
Ob für Gläubige eine Konsequenz entsteht, wenn ihr heiliges Buch rein menschengemacht ist (für Christen z. B. eine Selbstverständlichkeit, für Muslime Gotteslästerung), hängt also davon ab, wie der Stellenwert dieses Buches ist; ausserdem ist es für den Wissenschaftler irrelevant.

Gravatar: Freigeist

Der Koran ist von Haus aus Blödsinn, da es Gott nicht gibt. Ende.

Gravatar: Klimax

Ob Shakespeare alleiniger Autor war, steht doch nicht in Frage, sondern ob der, den man dafür hält, der Schauspieler aus Stratford, der kaum seinen eigenen Namen schreiben konnte, der Autor des Shakespearschen Werkes ist oder ein anderer, etwa der Earl of Oxford. Indessen wäre dann zu "beweisen" (in Anführungsstrichen, da das Verfahren in meinen Augen keinen strengen Beweis, sondern nur einen nach der Wahrscheinlichkeit liefern kann), ob Homer der Autor nur der Illias oder auch der Odysse ist, eine alte Streitfrage.
Nicht zu "beweisen" wäre allerdings aus ersichtlichen Gründen die Autorschaft Gottes. Denn daß Texte, die von Gott kommen, die gleichen signifikanten Eigenschaften aufweisen, wie die, deren Autoren Menschen sind, kann die Methode nur willkürlich unterstellen. In Wirklichkeit wird man davon ausgehen, daß die Autoren Menschen waren. Dann ergibt sich für die Gläubigen einer Offenbarungsreligion allerdings nichts daraus.

Gravatar: Crono

Danke.

Gravatar: Joachim Datko

"Heilige" Bücher betrügen ihre Leser. Sie gehen davon aus, dass die Leser leichtgläubig sind.

Zitat: "Nach muslimischem Glauben ist der Koran das unerschaffene Wort Gottes, das schon vor Anbeginn der Welt bei Gott war und vom Engel Gabriel dem arabischen Propheten Muhammad geoffenbart wurde, der es unverfälscht wörtlich an seine Anhänger weitergab, die es schließlich als Koran niederschrieben."

Religionen betrügen leichtgläubige Menschen und versuchen ihnen die geistige Selbstständigkeit zu rauben. Die gilt nicht nur für den Islam, sondern auch für das Judentum und das Christentum! Es gibt keinen Gott, es gibt keine Götter!

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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