Nelson Mandela - Resilienz und Religion als Kraftquelle zur Gewaltlosigkeit?

„Die Macht der Sanftmut“, so titelte die DIE WELT ihren Nachruf auf den Tod von Nelson Mandela. Alle großen Medien bemühten sich in den vergangenen Wochen, das ruhmvolle Lebenswerk dieses afrikanischen Staatmannes in Blickfeld zu rücken.

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Dabei steht der Wandel vom militanten und gewaltbereiten Kämpfer zum Friedens-Nobelpreisträger im Zentrum. Aber wie ist dieser Haltungs- und Handlungs-Wandel zu erklären? Um diesem Phänomen näher zu kommen, richtet sich das Augenmerk auf die Zeitspanne, in welcher er für 27 Jahre im Gefängnis an der Umsetzung seiner revolutionären Freiheitsideen gehindert wurde. Was muss passiert sein, in der Einsamkeit der Zelle - die meisten Jahre in Robben Island - nicht zugrunde gegangen zu sein? Welche Gedankenprozesse führten dazu, seine Idee von einer fröhlichen Regenbogen-Nation nicht aufzugeben? Wie kam es, dass er nicht verzweifelte, sondern die täglich neu erlebte Ohnmacht Schritt für Schritt in eine friedfertige Macht wandelte?

Nelson Mandela schrieb sinngemäß in einem Brief an seine Frau im Jahre 1975, also nach gut 10 Jahren Haft: ‚Schwierigkeiten brechen manche Menschen, und andere macht sie erst zu Menschen’! Das Phänomen, wieso Menschen trotz äußert belastender Lebensbedingungen hoffnungsvoll umsetzbare Zukunfts-Perspektive entwickeln können, wird seit Jahren innerhalb der Resilienz-Forschung systematisch untersucht. Dabei treten zwei Faktoren besonders ins Blickfeld: Das Vorhandensein einer durch Sicherheit, Wärme und Perspektive geprägten Kindheit und die Eingebundenheit in eine sinnstiftende, meist religiöse Gemeinschaft. So schafften es so genannte Boat People (indochinesische Bootsflüchtlinge) schneller und erfolgreicher, sich in die US-Amerikanische Gesellschaft zu integrieren, wenn sie in einer starken Verbundenheit zum christlichen Glauben lebten, als nicht-christlich orientierte Menschen. Als Begründung wurde heraus gearbeitet, dass die christlich orientierten Menschen ihren Glauben als Kraftquelle nutzten, sie eine ausgeprägtere Mitverantwortung und gegenseitige Fürsorge innerhalb ihrer Familie lebten. So überraschte es die Forscher nicht, als sie - eher zufällig - in einem überstark durch den verheerenden Wirbelsturm Katharina beschädigten Wohngebiet in New Orleans feststellten, dass dieses viel schneller wieder aufgebaut wurde, weil die Menschen seit Jahren in einer christlichen Gemeinschaft miteinander verbunden waren.

Wenn wir nun einen Blick in die Vita von Nelson Mandela werfen, gibt es deutliche Überschneidungen. Auch er wurde durch sein Elternhaus in der Hinsicht geprägt, sich zu einer durch Stärke, Gradlinigkeit und Mitverantwortung geprägten Persönlichkeit entwickeln zu können. Von sich selbst sagte er im Rückblick auf sein Leben, dass ihm seine feste Verwurzelung im christlich-methodistischen Glauben die Kraft gab, nicht als Gebrochener das Gefängnis zu verlassen, sondern sich statt dessen hoffnungs- und kraftvoll für die Menschen in Südafrika zu engagieren. In seiner Autobiografie schreibt er: „Ich habe gelernt, dass Mut nicht die Abwesenheit von Furcht ist, sondern der Triumph darüber. Der mutige Mann ist keiner, der keine Angst hat, sondern der, der die Furcht besiegte“. So wird Nelson Mandela – unabhängig von seinem großartigen politischen Engagement – zum Vorbild all jener, die in durch Mangel, Bedrohung oder Hass geprägten Lebensbedingungen nicht zugrunde gehen, sondern Perspektiven aktiven Hoffens und Gestaltens entwickeln wollen.

Copyright: Dr. Albert Wunsch, 41470 Neuss, Im Hawisch 17

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Winfried Schley

Dann muss ihn 1996 seine feste Verwurzelung im christlich-methodistischen Glauben wohl verlassen haben, als er in Südafrika die vorgeburtliche Kindstötung als gesetzliches Grundrecht jeder Frau einführte.

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