Naturschutz als Ersatzreligion

Die Säkularisierung der Gesellschaft hat weniger mit dem Verlust an Glauben der Menschen zu tun, vielmehr ist sie das Ergebnis einer Verlagerung der Religiosität weg vom Monotheismus hin zu einer Verehrung eines diffusen Bildes von reiner und unveränderter Natur.

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Und ebenso wie Kirche und Glauben schon immer auch als Mittel zur sozialen Verortung und Abgrenzung genutzt wurde, dient die moderne Hinwendung zu allem Natürlichen als Mittel zur Demonstration der Zugehörigkeit zu einer besonderen, moralisch über anderen stehenden Gruppe der Bevölkerung. Wir retten wahlweise die Welt, unsere Kinder, die Natur und was in ihr kreucht und fleucht, ihr ignoriert sie, zerstört sie und denkt nicht an unser aller Zukunft. Und damit hat es sich auch schon in den überwiegenden Fällen mit dem Engagement für die Umwelt und die Natur. Ökologisches Wissen speist sich zumeist aus Boulevardmagazinen, dem Hörensagen und dem eigenen Glauben, der Rest ist Herdentrieb und die Unfähigkeit sich nicht in den Strudel der Bionade-Biedermeier-Bewegung hineinziehen zu lassen. Wer sich heute nicht als Bedenkenträgerträger vor neuen Technologien zu erkennen gibt und keine Angst vor Veränderungen hat, der gehört einfach nicht dazu und hat sich in den Augen der grünen Schickeria schnell disqualifiziert. Das ist in aller Kürze das Fazit von Andreas Möllers Buch Das grüne Gewissen – Wenn die Natur zur Ersatzreligion wird, in dem er das grüne Lebensgefühl als Aufbruch beschreibt, der sich im Laufe seines Aufbegehrens lediglich als neue Bürgerlichkeit entpuppte, der es um Gewissensentlastung, nicht aber um den eigentlichen Gegenstand der Verehrung, die Natur, geht.Für ihn hat der Aufstieg der Naturvergötterung viel mit der Entfremdung der Menschen von ihr zu tun. Indem Maße, wie die Menschen durch Fortschritt und Entwicklung von den Härten der Natur entlastet wurden, war es ihnen möglich einem Zerbild dessen hinterher zu träumen, was ihnen eigentlich seid Menschengedenken bitter zu schaffen machte. Von der Ambivalenz gegenüber den grotesken Folgen des Atomausstiegs und der Energiewende, über die Renaissance der Häuslichkeit beim Kinderkriegen und die Bewegung der Impfgegner, die sporadische Impfnebenwirkungen inzwischen für gefährlicher als Epidemien halten,  bis hin zum Rückzug ins regionalwirtschaftliche Bio-Klein-klein in einer globalisierten Wirtschaftswelt reicht Andreas Möllers Ausflug in die Geisteswelt der neuen grünen Meinungshegemonie. Dabei versteht es der Autor mit seinem reportagenhaften Stil sehr glaubhaft Wissenschaft und Realität mit dem Lebensgefühl eines wachsenden Anteils der Bevölkerung zu kontrastieren. Ob der sich daraus ergebende Spiegel vor das Gesicht der Adressaten gelangt, um dort irgendeine Selbstreflexion auszulösen, darüber kann man angesichts der nur moderaten Wahrnehmung einer wachsenden Zahl von Büchern, die sich kritisch mit dem grünen Zeitgeist auseinandersetzen, nur spekulieren. Das Zeug dazu hat das Buch allemal, denn eines muss man dem Autor, einem passionierten Angler, hoch anrechnen, seine Freude an der Natur wirkt authentisch. Was etwas fehlt in diesem Buch, ist die Auseinandersetzung mit der politischen Dimension des grünen Gewissens, der Vergesellschaftung der Folgen eines Lebensgefühls, das jedem Einzelnen moralische Erbauung beschert, der Gesellschaft aber bleischwer den Weg in eine bessere und vor allem freiere Zukunft versperrt.

Das Buch Das grüne Gewissen – Wenn die Natur zur Ersatzreligion wird von Andreas Möller ist soeben im Carl Hanser Verlag München erschienen.

Beitrag erschien zuerst auf liberalesinstitut.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gunnar

Solange die GRÜNEN als Inbegriff des Naturschutzes gelten, ist für mich der an sich wichtige Umweltschutz eine Ersatzreligion, weil über sie das Gender Mainstreaming verkündet wird, das eindeutig Ideologie ist und damit eine widerliche Ersatzreligion.

Gravatar: bernd

Naturschutz ist Gottes Wille! somit ist es keine Ersatzreligion. Da die Pseudo-liberalen und Pseudo-Religiösen sich ganz unverblümt dem Teufel zuwenden, wäre doch die Frage nach der Berechtigung der Wertvorstellungen von falschen Propheten zulässig

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