Nationalfeiertag: Zeit zum Danken

Der heutige Nationalfeiertag veranlasst mich, auf einem Waldspaziergang zu überdenken, was ich am Land meiner Geburt besonders schätze. Mir sind sechs Punkte eingefallen.

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Mein Sechsjähriger hat mich gefragt, wie alt denn die Schweiz sei. Wir rechneten zusammen aus, dass der Bundesvertrag, der den Grundstein für unser Land legte, vor 724 Jahren zustande kam. Der heutige Nationalfeiertag veranlasst mich, auf einem Waldspaziergang zu überdenken, was ich am Land meiner Geburt besonders schätze.

Erstens ist meine Geburtsstadt zugleich bedeutender Ausgangspunkt der Schweizer Reformation. Wer das Grossmünster besucht, findet deutliche Spuren der bedeutenden Reformatoren Huldrych Zwingli und Bullinger. Von beiden Gottesmännern stehen in meinem Bücherregal mehrere Bände ihrer Schriften. Die Langzeitwirkung der Reformation ist kaum zu überschätzen. Unser heutiges Rechts- und Bildungssystem sind undenkbar ohne sie, zahlreiche Erfindungen und Neuerungen, von denen wir täglich Nutzniesser sind, finden ihren Ursprung bei Menschen, die zuversichtlich und unter persönlichen Entbehrungen Gottes Schöpfung erforscht haben.

Zweitens bin ich dankbar für die Erweckungsbewegungen, durch die Gott in unseren Gegenden eine Rückkehr zu Gottes Wort geschenkt hat. Der Gemeindeverband, dem ich angehöre – die Freien Evangelischen Gemeinden – ist im 19. Jahrhundert durch Aufbrüche innerhalb der Reformierten Kirche der Schweiz entstanden. Bis heute wird uns Versammlungsfreiheit gewährt. Wir können uns ohne Hindernisse versammeln, um Gott Ehre zu geben und untereinander Gemeinschaft zu haben. Der freie Sonntag unterstützt uns als Familie darin, die von Gott eingesetzte Schöpfungsordnung einzuhalten und einen Tag in der Woche zu ruhen.

Drittens bin ich beeindruckt durch die topografische Vielfalt unseres Landes. Zu Fuss oder mit dem Fahrrad entdecke ich seit Jahren die nähere Umgebung. Dies kann ich ohne Bedenken, unterwegs belästigt, bedroht oder ausgeraubt zu werden, ausführen. Als Familie streifen wir durch unser Wohnquartier Triemli. Wir gehen der Limmat entlang spazieren. Ich bade regelmässig im Zürichsee. Wir gehen oft den Zürcher Hausberg, den Üetliberg, hoch. Manchmal wechseln wir die Stadtseite an den Käfer-, Höngger- oder Zürichberg. Ich liebe die Altstadt Zürichs und flaniere auch gerne in den Zürcher Nobelquartieren am Zürichberg. Wir steigen ins Postauto und fahren 20 Minuten, um im Kanton Aargau an unserer Lieblingsfeuerstelle zu grillieren.

Viertens bin ich froh um die tägliche Versorgung. Seit 40 Jahren können wir in Geschäften den täglichen Bedarf einkaufen. Es hat noch keinen Tag gegeben, an dem die Geschäfte leer gewesen sind. Wir können als Familie ohne Wagen auskommen, weil die Zürcher Verkehrsbetriebe derart gut ausgebaut sind. Wir nerven uns ab und zu über die vielen Baustellen; doch damit wird dafür gesorgt, dass das Strassensystem erhalten bleibt, dass neue Fahrradwege gebaut werden; dass die exzellente Wasserversorgung keine Lecks erhält; dass unser Abwasser an den richtigen Ort gelangt, um gereinigt zu werden.

Fünftens bin ich vom kulturellen Angebot angetan. Unsere Söhne besuchen die Zürcher Sängerknaben. Sie profitieren vom Unterricht der Musikschule Zürich. Wir holen uns wöchentlich neue Literatur in der Pestalozzibibliothek Altstetten. Von Zeit zu Zeit leihe ich mir Sachbände in der Zentralbibliothek Zürich oder aus dem Bestand einer Universitätsfakultät aus. Wenn wir Zeit haben, besuchen wir eine Badeanstalt, etwa das vom Schriftsteller Max Frisch konzipierte Letzibad. Zu Hause können wir ein Buch zur Hand nehmen, ab Digitalradio ein Konzert anhören oder uns selbst ans Instrument setzen.

Sechstens weiss ich die wirtschaftliche Stabilität zu schätzen. Ich kann meine Geldgeschäfte zuverlässig abwickeln. Monat für Monat trifft pünktlich mein Lohn ein. Ich muss keine Schutz- und Schmiergelder entrichten. Wenn in unserer Wohnung etwas anfällt, dann kümmert sich ein Abwart der Wohnbaugenossenschaft darum. Wir zeigen unsere Zähne jährlich dem Zahnarzt. Wenn wir krank sind, melden wir uns beim Arzt an. Wir können sogar eine Zweitmeinung einholen. Ich kann seit 15 Jahren einem Beruf nachgehen, den ich gerne ausübe. Mein Arbeitsweg beträgt 40 Minuten, nicht mehrere Stunden pro Tag. Der Lohn hat bis heute gereicht, um den Bedarf meiner Familie zu decken.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: siggi

Der 17. Juni war hier wohl so ein Nationalfeiertag, wo man innehielt, nachdenklich wurde. Heute ist es wohl der 3.Oktober. Tag der Freiheit, Deutschland vereint, von den Alliierten abgesegnet. Sollen das Ereignis abschließen gemäß 2+4 Vertrag: BRD gibt sich eine Verfassung. Wird freier souveräner Staat. Darf stolz sein auf dieses Land, diese Sprache, diese Kultur. Nein - stattdessen, Aufgehen in Europa, tönen die Anti-Deutschen. "Nie wieder Deutschland" hämmern die Sozen jedem und jedes, nun in den Kitas den Kindern ein. Berlin träumt vom Traum der EUDSR (europäische Staaten der sozialistischen Republiken), schreit nach Einheitsrente, nach Einheitsgeld, nach Einheitseigentum. Presse wird gleichgeschaltet, wie Schulleistung, Urlaubsplanung. Prekäre Arbeit wird erhalten, Arbeiteranteil um Migranten erhöht. Wirtschaft jubelt, nun sind Familien kaputt, es lebe der Raubtierkapitalismus: wir sind global. Am 3. Oktober müssen Deutsche in Schwermut fallen, frohlocken können diejenige, die ihre Heimat lieben. Glück an Bern.

Gravatar: Gernot Radtke

Sie Glücklicher! - Gibt es auch ein paar Dinge, wo Sie in Sachen Nationalfeiertag undankbar und unwillig werden könnten? Darüber sollen Sie natürlich heute nicht reden müssen, wenn Gott seinen alljährlichen Betriebsausflug in das Schweizer Paradies unternimmt. Dinslaken, Duisburg, Oberhausen, Dortmund und und und – wir Deutschen haben da etwas weniger zu bieten. Gedenken Sie, wenigstens für einen Augenblick, auch dieses gelegentlich übersehenen Unteraspekts der Schöpfung, die hinter, unterhalb und neben der Schweiz schon am Auseinanderfallen ist. Und genießen Sie noch einmal und noch oft und von Herzen das Glück, ein Schweizer zu sein!

Gravatar: Thomas Rießler

Das Leben in Ihrem schönen, sauberen, bürgerlichen, schweizerischen Idyll sei Ihnen gegönnt. Ob der Glaube an Jesus Christus allerdings damit vereinbar ist, wage ich zu bezweifeln. Warum? Jesus Christus hat seinen zwölf Aposteln erklärt, dass ihr Glaube an ihn mit Hass und Verfolgung durch die säkulare Welt verbunden ist, z.B.: „Wenn euch die Welt hasst, bedenkt, dass sie mich bereits vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wärt, würde die Welt das Ihre mögen. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern [weil] ich euch aus der Welt heraus auserwählt habe, deshalb hasst euch die Welt. [...] Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Wenn sie mein Wort/Gebot bewahrt haben, werden sie auch das Eure bewahren. All dies werden sie euch jedoch wegen meines Namens antun, weil sie denjenigen, der mich gesandt hat, nicht kennen. [...] Von der Versammlung werden sie euch ausschließen, aber es kommt die Stunde, in der alle, die euch umbringen, glauben, Gott damit einen Gefallen zu tun. Dies werden sie euch antun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen. Ich habe es jedoch zu euch gesagt, damit, sobald die Stunde gekommen ist, ihr euch daran erinnert, dass ich es zu euch gesagt habe.“ Also mich würde ein solches Leben im Idyll nachdenklich machen in Bezug darauf, ob ich wirklich meinen christlichen Glauben lebe.

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