Nachhaltig investieren, aber wie?

Nachhaltiges Investieren ist populär und wird von der Politik als Beitrag zum Klimaschutz gefördert. Doch zu zukunftfähigen Investitionen gehört mehr als der Kauf "grüner" Wertanlagen.

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Der Umweltschutz hat in den vergangenen Jahrzehnten gewaltige Fortschritte gemacht. Während die Folgen der Industrialisierung noch vor einem halben Jahrhundert zu spürbaren gesundheitlichen Belastungen der Bevölkerung führten, hat die Umweltverschmutzung zumindest in den entwickelten Industrieländern weitestgehend ihren Schrecken verloren. Dank fortschrittlicher Umwelttechnik zur Nachsorge und zunehmend auch integriertem Umweltschutz geht es heute häufig nur noch darum, auch noch die letzten kritischen Einflüsse von industriellen und landwirtschaftlichen Emissionen auf Mensch und Natur zu minimieren und neue Gefahren in Grenzen zu halten. Mit zunehmender Produktivität und dem damit verbundenen Wohlstandszuwachs können und wollen sich die Menschen heute mehr Umweltschutz leisten als jemals zuvor. Investitionen in Umweltschutz sind daher nach wie vor eine lohnende Vermögensanlage. Wer heute spart und für die Zukunft in Form von technologischem Wissen und technischem Kapitalstock vorsorgt, kann in der Zukunft mit hohen Renditen rechnen. Die Wachstumsforschung belegt, ein ausreichend hoher produktiver Kapitalstock ist die beste Versicherung für eine Lebenswerte Zukunft.

Doch dies allein reicht noch nicht: Soll der Fortschritt dauerhaft seine Dynamik aufrecht erhalten, muss auch in Bildung und Wissenschaft investiert werden. Und schließlich bedarf es einer geeigneten Organisation dieser Wachstumsfaktoren, damit sie ihre Produktivitätseffekte reibungslos aufeinander abgestimmt ausspielen können. Hier ist die Politik als Rahmengeber der Marktwirtschaft gefordert. Für Nachhaltigkeit und Umweltschutz kommt es also nicht allein auf die Anhäufung eines gigantischen Kapitalstocks an, sondern vor allem auf intelligente Investitionen an.Dann kommen die Produktivitätsfortschritte nicht nur dem einzelnen Investor, sondern der ganzen Gesellschaft zugute. Die gewinnwirtschaftliche Rationalität des einzelnen Investors und die „unsichtbare Hand“ der Märkte ergänzen sich hier in aller Regel sehr gut und leiten das knappe Kapital jeweils in die Verwendung mit dem höchsten Ertrag für alle Beteiligten. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass der Staat den richtigen Investitionsrahmen setzt, vor allem im Umweltschutz, wo Märkte aus bekannten Gründen zu Funktionsmängeln neigen. Eine effiziente Umweltpolitik, die  Märkte nutzt, indem sie Eigentumsrechte auch den Umweltgütern zuordnet, wo das nicht funktioniert die Emission von Schadstoffe mit Abgaben belegt und auf Subventionen für umweltschädliches Verhalten verzichtet, ist der beste Freund für jeden Anleger, gibt sie doch Anreize für Investitionen in eine Produktionsstruktur mit hohem Nachfragepotential. Anlegern, die das verstehen, ist sehr viel an einer effizienten Umweltpolitik gelegen.

Eine allzu grüne Brille bei der Wahl von Investitionen ist dagegen keine langfristig sinnvolle Anlagestrategie, weder für den einzelnen Investor, noch für die Gesellschaft als Ganzes. Daher sind die typischen „grünen“ Anlageobjekte, vor allem dann, wenn sie nur durch massive staatliche Interventionen lukrativ werden, eher mit Skepsis zu betrachten. Staatliche Fördermittel für Erneuerbare-Energie-Projekte, Energieeffizienz-Massnahmen und andere Umweltprojekte mit großer Massenwirksamkeit haben den entscheidenden Nachteil, dass sie den Fokus der Investoren nach der wirksamsten Anlagestrategie einengen. Zwar vermögen die so geförderten Technologien dem jeweiligen Umweltproblem  mitunter sogar zu Leibe zu rücken, doch geben sie keine Garantie, dass dies auch mit dem geringsten Verhältnis von Aufwand und Wirkung erfolgt. Problematisch wird eine derartige Investitionsförderung, wenn technologische Ineffizienten wohl wissend in Kauf genommen werden. So versucht etwa die Förderung des Ausbaus erneuerbarer Energieträger in Deutschland bei Konsumenten und Industrie erhebliche Zusatzkosten bei der Strombeschaffung und stellt gleichzeitig mit einer Kostenspanne von 50 bis zum Teil mehr als 1000 Euro pro vermiedener Tonne Kohlendioxid ein extrem teures klimapolitisches Unterfangen dar. Im Vergleich dazu sind die Vermeidungskosten klassischer Emissionsminderungsmaßnahmen in der Elektrizitätswirtschaft, was sich am Preis für Emissionszertifikate von durchschnittlich 20 Euro pro Tonne Kohlendioxid ablesen lässt. Zudem ist die Stromwirtschaft gezwungen die Unstetigkeit des Stromangebots der Erneuerbaren Energieträger mit hohen zusätzlichen Kosten und Belastungen der Umwelt zu kompensieren. Für den einzelnen Investor mag diese Form der politischen Gewinnumverteilung auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, als langfristige und vor allem nachhaltige Vermögensanlage taugt sie nicht. Wer hier investiert verwechselt kurzsichtige Gewinnmaximierung mit nachhaltigem Wirtschaften.

Kapitalanlagen sollten langfristig sicher und mit verlässlichen Renditeaussichten ausgestattet sein. Politisch protegiertem Kapital kann diese Gunst jedoch schnell verloren gehen. Zudem sind Kapitalanlagen nur dann dauerhaft lukrativ, wenn sie in einem wirtschaftsfreundlichen Umfeld getätigt werden. Eine Förderpolitik, die zu Lasten der gesamtwirtschaftlichen Entwicklungsdynamik erfolgt, gewährleistet dieses Umfeld gerade nicht. Statt die Reibungslosigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung zu gewährleisten wird der Suchmechanismus Markt durch derartige Interventionen gestört. Private Investitionen, die sich dieser Interventionen bedienen, haben daher kein solides Fundament. Stattdessen sind Investoren gut beraten bei der Anlage ihres Vermögens auf die Lenkungsfunktion des Marktes zu bauen und staatliche Geschenke mit spitzen Fingern anzufassen. Der Einsatz für eine Politik stabiler Rahmensetzung und einer effizienten Regulierung von Umweltproblemen ist für Investoren als politisch handelnde Menschen eine wichtige Nebenbedingung für eine langfristige gewinnbringende und nachhaltige Kapitalanlage. Politisch opportune Kurzsichtigkeit bei der Jagd nach staatlicher Risikominimierung versperrt dagegen den Blick in die Zukunft.

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: ZeitungsHerbert

Sehr guter Artikel. Hervorragend geschrieben!

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