Nachdenken Fehlanzeige

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Die Sensation des Tages:

Der Bischof von Limburg ist ab und an in … na, wo? … ja, in Limburg.

Manchmal fragt man sich, ob logisches Denken und alltagstauglichkeit in deutschen Redaktionsstuben durch völlige Abwesenheit glänzt. Focus und FAS jedenfalls glauben eine Sensation entdeckt zu haben.

Hat dort mal jemand darüber nachgedacht, daß auch ein Bischof ab und an mal frische Wäsche braucht?

Denkt auch mal jemand darüber nach, daß ein Bischof auch dann, wenn er von der Residenzpflicht dispensiert ist, gelegentlich mal in seine Wohnung muß, um sich ein Buch, einen Pullover, eine CD oder wasweißich zu holen?

Noch mal kurz zurück in den Oktober des vergangenen Jahres. Der Papst hatte in einem Dekret festgestellt, daß der Bischof von Limburg auf Grund der Zustände in seinem Bistum derzeit nicht in der Lage ist, sein Amt auszuüben. Daraufhin wurde ihm eine Dispenz von der Residenzpflicht erteilt. Bischof Franz- Peter Tebartz van Elst ist weder suspendiert noch hat er Platz-, Haus- oder Bistumsverbot. Er ist nach wie vor Bischof von Limburg und es ist sogar sinnvoll, sich in bestimmten Fragen mit seinem Generalvikar abzustimmen. Zwar ist es so, daß der Generalvikar für die Zeit der Dispens von der Residenzpflicht nur Rom gegenüber verantwortlich ist. Doch dennoch agiert Rom nicht, ohne den Willen des Bischofs grundsätzlich zu eruieren.

Man ahnt den Sinn solcher Meldungen und ist je nach persönlicher Haltung erheitert oder entsetzt. Der Bericht der Prüfkommission hängt wie ein Damoklesschwert über allen Protagonisten. Es könnte ja wirklich sein, daß der Bischof entlastet wird. Das eine oder andere Signal gab es schon. Dann ist es nützlich, die Stimmung schon mal anzuheizen. Denn dann kommt es vielleicht darauf an, den Tümpel der Stimmung vergiftet zu halten. Klares Wasser der Fakten interessiert doch schon lange keinen mehr.

Schon einmal hat der Papst auf die Unmöglichkeit, das Amt auszuüben reagiert. Vielleicht wird er sich ja erneut davon beeindrucken lassen, wenn die Stimmung nur stark genug aufgeheizt ist.

Da unser Heiliger Vater immer wieder für eine Überraschung gut ist, lehne ich mich entspannt zurück und warte ab. Der Bericht wird Fakten liefern, auf die alle, die nüchtern agierenden händeringend warten. Auf Basis des Berichts wird eine Entscheidung fallen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber eine immer weiter fortschreitende Boulevardisierung der Berichterstattung über kirchliche Fragen wird wohl das harte Brot sein, mit dem wir künftig leben müssen. Der Gedanke, daß ein Bischof übrigens täglich die Hl. Messe feiert, egal wo er sich gerade aufhält, ist offensichtlich so fremd geworden, daß auch das eine Meldung wert erscheint.

Hinweis an die Kolleginnen und Kollegen: Es gibt unschlagbare Indizien, daß der Bischof von Limburg sauerstoffhaltige Luft atmet.

Müßte man das nicht mal genauer untersuchen?

Fragen über Fragen …

Beitrag erschien auch auf: blog.peter-winnemoeller.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Zitat: "Der Gedanke, daß ein Bischof übrigens täglich die Hl. Messe feiert, egal wo er sich gerade aufhält, ist offensichtlich so fremd geworden, daß auch das eine Meldung wert erscheint."

Wie soll er da einen klaren Kopf bekommen? Jeden Tag die "Hl. Messe" feiern ist Gehirnwäsche.

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