In dieser Woche ist in Moskau eine für Amerika wichtige Entscheidung gefallen. Der kirgisische Präsident Bakajew hat Präsident Medwedijew die Schließung des amerikanischen Luftwaffenstützpunktes Manas in Kirgisien zugesagt. Im Gegenzug gewährt Moskau dem bettelarmen Land, das weder Erdgas noch Erdöl besitzt, einen Kredit von zwei Milliarden Dollar. Manas ist derzeit der einzige Flugplatz, der den Amerikanern in Zentralasien geblieben ist, nachdem Usbekistan Washington den Stützpunkt Chanabad 2005 für die Air Force schloß. Von Manas fliegt sie Nachschub nach Afghanistan. Die Bedeutung dieses Stützpunkts wächst durch die Verstärkung der US-Truppen in Afghanistan um weitere 15 000 Mann und der Verwundbarkeit der Nachschubwege, die von Pakistan nach Afghanistan führen, weiter.
Bleibt Kirgisien bei seiner Entscheidung, dann hat sie nicht nur militärische, sondern mehr noch politische Bedeutung für Amerika. Mit Beginn der Afghanistan-Intervention bemühte sich Washington sowohl um die politische Unterstützung Russlands als auch um die der selbständig gewordenen einstigen Sowjetrepubliken in Zentralasien. Die Bereitschaft hierzu schwand, als man vor Ort bemerkte, dass Washington nicht nur militärische Präsenz für Afghanistan aufbauen, sondern mit ihr auch politischen und wirtschaftlichen Einfluss in den Gastländern gewinnen wollte. Dabei waren gas- und ölreiche Staaten wie Kasachstan für Washington von besonderem Interesse. Mit ihnen wollte es ins Geschäft kommen und Pipelines bauen, die Russland nicht kontrollieren konnte.
Damit machte sich Washington nicht nur Russland gegenüber zum Konkurrenten um Einfluss in Zentralasien. Sein Bemühen sich dort dauerhaften Einfluss zu verschaffen störte auch China, das in seinem Vorfeld ebenso wenig wie Russland die Amerikaner haben wollte. Das lies Amerikas Pläne scheitern. Schon im Juli 2005 forderte die "Shanghai.Organisation", ein Zusammenschluss von Russland, China, Usbekistan, Kirgisien, Kasachstan und Tadschikistan, die Amerikaner zum Abzug auf. Mit der Aufgabe von Manas würde er abgeschlossen.
Es kann nicht wundern, wenn man in Moskau den amerikanischen Versuch, dauerhaften Einfluss auf Zentralasien zu gewinnen im Zusammenhang mit Washingtons Bemühen sieht, die Nato rasch nach Osten auszuweiten, die Ukraine und Georgien aufzunehmen und so Russlands Einfluss sowohl im Westen als auch im Osten an seinen erst 1991 eingenommenen Grenzen enden zu lassen. Das heißt, die einst zur Sowjetunion gehörenden Republiken möchte Amerika Russland als Einfluss- und Interessensphäre abnehmen.
Dieser Versuch könnte nun in Kirgisien zu einem negativen Abschluss kommen; nachdem er in Georgien und kürzlich auch in der Ukraine zumindest fürs erste misslungen war. Durch politischen Druck wird Washington diesen Befund kaum zu seinen Gunsten wenden können. Es benötigt Hilfe, denn sein Krieg in Afghanistan hat es abhängig gemacht. Ersatz für Manas könnte ihm aber am ehesten Russland bieten, in dem es Amerika den Transport seines Nachschubs über sein Gebiet gestattet – so wie es dies Deutschland gegenüber bereits tut. Moskaus jüngste Ankündigung, die Stationierung von Kurzstreckenraketen im Oblast Kaliningrad, dem russischen Teil des einstigen Ostpreußen, bis auf weiteres auszusetzen, zeigt wie groß das Interesse des Kreml derzeit ist, statt zu neuer Konfrontation zu einem Interessenausgleich mit Amerika zu kommen. Geht Manas den Amerikanern verloren, so ist dies ein weiteres Argument dafür, sich auf eine Politik einzulassen, die die Interessen Russlands berücksichtigt, statt sie konterkarieren zu wollen.
Mit Flugplätzen Politik machen
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Dies ist ein geopolitischer Kulminationspunkt