Mit der Knarre in Vorhalt …

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… so kommen mir so manche Positionspapiere derzeit vor.

Um auf eine Sachebene zu kommen, ist es gut, sich ein paar Fakten klarzumachen.

- Die absolute Zahl der Priester geht in den nächsten Jahren weiter zurück. Das ist Fakt.

- Die Zahl der vorhandenen Kirchtürme bleibt weitestgehend gleich.

- Die Zahl der praktizierenden Gläubigen (i.e. die regelmäßigen Besucher einer Hl. Messe am Sonntag) geht prozentual (also relativ zur Gesamtzahl aller Getauften) aber auch absolut zurück.

Auf diesen Problemdreiklang (es nützt nichts, immer nur auf den Priestermangel zu verweisen!) muß reagiert werden. Die einzig sinnvolle Antwort, so sagt Papst Franziskus zu Recht lautet: Mission.

Nun kann man sich aber keine Mission aus den Rippen schneiden und es ist illusorisch, zu glauben, man könne 500 Missionare durch Deutschland jagen und in einem Jahr ist alles wieder gut. Das geht so einfach nicht.

Also muß man anerkennen, daß Mission erst ein zweiter oder dritter Schritt sein kann. Er sollte es dann aber ich bitte sein, denn das wird in Deutschland zur Zeit häufig nicht so gesehen.

Als ersten Schritt versucht man nun – mit einer wirklich zuweilen bemitleidenswerten Hilf- und Ratlosigkeit – auf die Situation zu reagieren. Pastorale Prozesse aller Art werden von den Diözesen auf unterschiedliche Weise angeleiert. Dabei werden nur zu oft bereits existierende Räder zum dritten oder vierten Mal erfunden, ohne festzustellen, daß sie alle eine Unwucht haben oder bestenfalls regelmäßige Vielecke sind. Hier nun ein Blick auf den Sektor Liturgie und Gebetsleben der Gemeinden vor Ort.

Die Wortgottesdieste (wie auch immer man sie nennt) sind ein solches (neu erfundenes) Rad. Das Anliegen ist ein durch und durch gut zu heißendes, denn wer würde es schlecht finden, das Gebetsleben in einer Kirche, die keinen eigenen Pfarrer mehr hat, aufrecht zu erhalten.

Das Gegeneinanderaufwiegen von WoGo und Hl. Messe ist schlicht und ergreifend Unfug. Äpfel und Birnen kann man nicht vergleichen.

Das Ziel sollte immer sein: Für möglichst alle Gläubigen eine erreichbare sonntägliche Eucharistiefeier anbieten zu können. Wenn in der norddeutschen Diaspora Katholiken 50km und mehr zur Hl. Messe am Sonntag fahren müssen – und das auch tun!!! – dann sollte es in katholischen Kernlanden mit vielleicht 20 km kein unüberwindliches Hindernis darstellen, am Sonntag in den Hl. Messe zu fahren. Sollte! Hört man den Diskussionen zu, kommt zu der Erkenntnis, daß 100 km Anreise zu einem Outlet- Center akzeptabel sind, 20 km zur Messe als indiskutabel zurückgewiesen werden. Meistens übrigens mit Verweise auf “die alten Leute”. Macht Euch nix vor, die Oma von nebenan wird schon einen finden, der sie fährt. Und wenn es der Enkel ist, der sonst nicht in die Kirche käme. Wer weiß … ?

In den Pastoralprozessen in den Diözesen wird leider zu oft auf reine Nasenzählerei gesetzt und danach eben nach Zahl der getauften Katholiken entschieden. Sowohl im Hinblick auf Personal als auch auf Immobilien und Finanzen. Das halte ich für einen Fehler.

Besser wäre es (imho) vermehrt auch andere Faktoren mit einzubeziehen. Wo ein starkes geistliches Leben vorhanden ist, sollte man eher stärken als ausdünnen. Wo ohnehin so gut wie nix mehr ist, kann man auch mal ruhig mit der Sense drübergehen. Klingt hart, aber die Wirklichkeit zeigt: Dann kann was neues wachsen.

Etwas ganz anderes ist die Frage, wie und in welcher Weise halte ich das Gebetsleben in einer Kirche aufrecht, in der es keine regelmäßige Eucharistiefeier mehr geben kann.

Da hilft ein Blick in die reiche Tradition der Kirche. Wir haben das Stundengebet, welches das II. Vatikanum ausdrücklich auch den Laien angeraten hat. Die Erfahrung zeigt, wo sich das erst einmal etabliert hat, will von Wortgottesdiensten keiner mehr was wissen.

Rosenkranz, Eucharistische Anbetung (geht auch ohne Priester – wenn es der Bischof erlaubt) sowie viele andere Formen des Gebets sind ebenfalls möglich und wünschenswert. Das meiste kann man sogar einfach so machen, wenn man sich mit dem Pfarrer abspricht. Da braucht es keine große Vorbereitung, keine Ausbildung, keine Beauftragung. Beten kann jeder. Und wo zwei oder drei … wir kennen es alle, wir wissen es alle.

Den Priester brauchen wir, für die Eucharistie, für die Beichte, für die Krankensalbung. In der aller größten Not können wir sogar selber taufen und selber beerdigen.

Mit oder ohne Not: Beten können wir in der Kirche vor Ort immer!

Die Zeichen der Zeit zu deuten, ist wichtig.

Ebenso wichtig aber ist es, sie im Licht der Tradition der Kirche und unter Führung des Heiligen Geistes zu deuten.

Dem Bischof die Knarre auf die Brust zu setzen, ist kein Zeichen einer vom Heiligen Geist geleiteten Entscheidung. Das sollte man klar haben vor allem als Priester oder Diakon.

Beitrag erschien zuerst auf: blog.peter-winnemoeller.de

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