Milliarden Euro

Die Mission des ESA-Raumsonde Rosetta hat eine Milliarde Euro verschlungen. Ist diese Ausgabe gerechtfertigt, wenn auf der Welt Milliarden Menschen in Armut leben? Ja und nein. Entwicklungshelfer und Naturwissenschaftler können sich beide im Dienst am Menschen und im Dienst an Gott sehen.

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Beträge in der Milliarden-€-Größenordnung sind mir in den vergangenen Tagen zwei mal begegnet: Einmal im Zusammenhang mit der spanischen Weihnachtslotterie, in der in diesem Jahr wieder mehr als eine Milliarde Euro ausgeschüttet werden und bei der Mission des ESA-Raumsonde Rosetta, deren Landeeinheit Philae vorgestern auf dem Kometen Tschurjumow-Gerasimenko offenbar leidlich sanft gelandet ist, und die uns Aufschluss über die Entstehung des Universums, vielleicht auch über die Entstehung von Leben, geben soll … und deren Gesamtkosten auf um die eine Milliarde Euro geschätzt werden.

Beträge dieser Größenordnung sind für den Privatmann kaum zu überblicken – Nationen oder Banken hantieren mit diesen Zahlen, der normale Haushalt betrachtet „eine Milliarde Euro“ einfach als unfassbar viel Geld, dessen Besitzer sich um keine weltlichen Dinge mehr sorgen muss, und – wenn er christlich und/oder karitativ geprägt ist – mit dem man unglaublich vielen Menschen helfen kann. Da stellt sich dann die Frage: Ist es richtig, wenn eine Lotterie eine solche Geldmenge per Losglück verteilt? Und ist es richtig, soviel Geld für eine Weltraummission auszugeben? Mir jedenfalls kam der Gedanke – natürlich aus christlicher Sicht geprägt, grundsätzlich kann jeder Eigentümer mit seinem Geld tun was er will – „Ja und nein“.

Nein für die Lotterie: Natürlich kann es sein, dass ein Gewinner eines der Hauptpreise mit dem Geld „Gutes tut“, leidenden Menschen hilft, eine wohltätige Stiftung eröffnet etc.pp. Aber der Hauptgedanke hinter all dem ist doch: Sich nie mehr um Geld Sorgen machen! Aber wird das gelingen? Oder wird der Gewinner nachdem er die Zahlen auf seinem Konto sieht nicht eher versuchen, es zu mehren, für sich zu behalten (jedenfalls einen Großteil davon)? Ist der Erfolg und der Run auf eine solche Lotterie nicht in erster Linie ein Symptom der Gier, des Wunsches ein unglaubliches Vermögen aufzubauen ohne dafür etwas Produktives tun zu müssen? Lotterien, wenn sie nicht zumindest als „Seiteneffekt“ einen karitativen Charakter haben, sprechen unsere niederen Instinkte an: Habgier und – gegen die Gewinner – Neid! Wohl dem dagegen, der sich weder durch den Besitz von Geld noch durch dessen Mangel an den Mammon bindet. Wie gesagt: Dies ist kein Plädoyer, eine derartige Lotterie zu unterbinden – moralisch kann ich ihr aber nichts Gutes abgewinnen!

Und eine Raumfahrtmission für eine Milliarde Euro? Während die Gier und der Neid eine Abwendung von Gott darstellen, scheint sich im Forscherdrang tatsächlich eine Seite im Menschen zu zeigen, die dem Wesen Gottes gemäß ist. Gott hat den Menschen nach seinem Abbild geschaffen, ein Abbild, das durch den Sündenfall verzerrt wird. Aber das Bemühen zu verstehen, das Streben nach Wahrheit, philosophisch wie naturwissenschaftlich, das scheint so alt zu sein, wie die Menschheit selbst. Nicht umsonst hat die Kirche schon immer – auch wenn ihr anderes nachgesagt wird – in die Forschung investiert. Die Kirche hat schon immer auch eigene Glaubessätze mit der Natur und der Naturwissenschaft verprobt – und kommt immer wieder zu dem Schluss, dass all das, was Menschen dabei herausfinden, dem Glauben an den dreieinen Gott nicht widerspricht. Der Urknall, die Evolutionstheorie, all das, was scheinbar gegen den Glauben gerichtet sein könnte, bestätigt doch nur die grandiose Schaffenskraft Gottes (jedenfalls dann, wenn man naturwissenschaftliche Erkenntnisse nicht auf die Philosophie oder Religion anzuwenden versucht)!

Macht Euch die Erde Untertan (Genesis 1,28) – das ist die Aufforderung Gottes an uns Menschen. Das bedeutet nicht, dass wir die Welt ausbeuten, sondern dass wir sie nutzen und pflegen sollen. Und ein Großteil dieses Untertan-Machen besteht darin, die Welt zu verstehen. Ich bin überzeugt, Gott hat uns neugierig geschaffen, auch um uns immer wieder zu überraschen ob der Vernunft seiner Schöpfung. Und diese Neugierde ist es, die Menschen – bewusst oder unbewusst – antreibt, ihr Leben in den Dienst der Forschung zu stellen und eben auch Geld dafür auszugeben, um sie noch mehr zu verstehen.

Die Frage, ob man für eine Weltraummission Milliarden Euro ausgeben sollte, wenn auf der Welt ebenfalls Milliarden Menschen in Armut leben, sie ist nicht so einfach zu beantworten, wie es scheint. Denn der Mensch verwirklicht sein Menschsein auch in der Forschung, deren Ergebnisse – mal ganz abgesehen von Teflonpfannen – das Leben der Menschen auch bereichern. Es ist wohl ein „sowohl als auch“: Sowohl Menschen, die das nicht selbst können, aus ihrer Not zu helfen, als auch das unentdeckte Land der Natur immer weiter zu erforschen, beides macht uns zu Menschen. So gesehen können Entwicklungshelfer und Naturwissenschaftler sich beide im Dienst am Menschen und im Dienst an Gott sehen - in jedem Fall mehr als eine Lotteriegesellschaft!

Zuerst erschienen auf papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Burger

Lassen wir mal Gott bei Seite. Macht euch die Erde untertan ist eine Aufforderung alle Andersdenkenden zu unterdrücken. Das Christentum ist in Europa mit dem Schwert eingeführt worden. Andersdenkende wurden gequält und endeten schließlich auf dem Scheiterhaufen. Die Familien mussten diesen Horror bezahlen und wurden enteignet.

Findet Rosetta Spuren von Lebensgrundlagen, dann kann die Bibel neu geschrieben werden oder im Papierkorb verschwinden. Christentum ist eine profitable Geschäftsidee und die Groß-Verdiener werden ihre Einnahmequelle nicht kampflos aufgeben wollen. Deshalb wird um die Forschungsmission noch hart gerungen werden.

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