Mehr Staat und weniger Markt, das ist die bittere Realität

In der letzten Woche sind die Nachrichten von der Eurofront etwas in den Hintergrund getreten. Dafür wurden wir mit einer anderen Schreckenswelle zugequatscht.

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Sie lautet: „Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer.“ In der Tat, eine ernst zu nehmende Tatsache, die es zu lösen gilt. Doch was immer ich zu den Problemen hörte und las, war ein vielstimmiger Chor aus allen Parteien, der nach mehr Staat und noch mehr Regeln und Planwirtschaft rief, weil nur so die soziale Gerechtigkeit herzustellen sei. Das lässt Schlimmes befürchten – das ist der Ruf nach noch mehr Gift oder bestenfalls nach noch mehr Placebopillen. In der Kakophonie der Vorschläge war nicht eine einzige Stimme zu hören, die mehr Marktwirtschaft fordert, die auf den ethischen Grundsätzen eines Ludwig Erhard beruht. Mit seinen Vorstellungen würde er heute in jeder Partei von einem Ausschlussverfahren bedroht.

Beispiele dafür, wie unverdrossen wir der Marktwirtschaft misstrauen und uns vom Staat bedienen lassen, gibt es zuhauf. Apotheker und Ärzte zählen sich zu den Freiberuflern und Leistungsträgern. Aber da verhandeln die Kassenärzte mit den gesetzlichen Krankenversicherungen um die Erhöhung der Zuteilung ihres Honorars. Bezahlen müssen das dann die an den Verhandlungen nicht beteiligten Zwangsversicherten. Den Krankenkassenbeitrag beschließen aber die ebenfalls nicht betroffenen Politiker. 270 Millionen Euro hat ein Schlichter den Ärzten zugesprochen. Die aber wollen 3,5 Milliarden Euro. Wie gesagt, die sollen ihnen zugeteilt werden. Laut Einkommensstatistik erhalten Ärzte zwischen 116.000 Euro (Allgemeinarzt) und 264.000 Euro (Radiologe) Honorar nach Abzug der Praxiskosten. Jedenfalls gehören fast alle Ärzte damit zu den zehn Prozent der einkommensstärksten Bevölkerungsgruppe, die ab 7545 Euro netto monatlich beginnt.

Das ist Geld, das sie nicht am Markt verdienen. Keine Partei, auch nicht die FDP, fordert mehr Markt für die Anbieter von Gesundheitsleistungen (Ärzte) und mehr Eigenverantwortung von den Nutzern (Versicherten). 
Ähnliches spielte sich gerade bei den Apothekern ab. Die bekommen jetzt 25 Cent mehr pro verschriebener Medikamentenpackung zugeteilt. Gleichzeitig werden sie vor jedweder Konkurrenz, wie Internetapotheken oder Kettenläden, geschützt. Für diese Klientel ist vor allem die FDP zuständig. Marktwirtschaft hört dann auf, wenn es um Interessenschutz geht. So mutieren unsere Freiberufler zu Staatsbediensteten mit beschränktem Risiko. 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Fuldaer Zeitung.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Freigeist

Wurden die Kredite für Autobahnen, die Hitler baute, jemals zurückgezahlt? Der Kreditmarkt war damit eine Witzveranstaltung.

Gravatar: Hans von Atzigen

Markt,was ist? Der Markt ist der Platz auf dem Produzierte Waren und Dienstleistungen den Besitzer wechseln.Waren und Dienstleistungen gehen vom Produzenten zum Konsumenten.Idealerweise sind Produktion und Konsum in einem ausgewogenen Verhaeltnis.Idealerweise orientieren sich Produzenten und Konsumenten am Marktgeschehen,das heist Produzenten und Konsumenten orientieren sich laufend am Marktgeschehen und passen sich laufend in ihrem Verhalten an.Doch genau dieser Regulierungsmechanismus ist laengst gestoert und teilweise Ausgehebelt.Eine wesentliche Ursache leigt in der irren ueberversorgung mit Geld,dies hat die laufend notwendigen anpassungen teilweise unterbunden resp.hinausgeschoben.Das anzustrebende Gleichgewicht von Angebot und entsprechender Nachfrage ist verheerend aus dem Gleichgewicht.Die Ursachen sind sehr vielfaeltig und komplex.Der Realsozialismus krankte an mangelnder Produktivitaet und konnte die Konsumnachfrage nicht abdecken.Die aktuelle sog.Marktwirtschaft krankt an einem Mangel an durch Produktion real erwirtschafteter Kunsumkraft.Die Irre Ueber-Liquiditaetszufuhr der letzten rund 20 Jahre hat einen Irealen Scheinabsatzmarkt vorgegaukelt.Dieser kuenstlich geschaffene Absatzmarkt loest sich aktuell mit dramatischen Volgen in Luft auf.Die Verwerfungen sind innzwischen gewaltig und kaum noch reparierbar.Dies auch noch auf dem Hintergrund weiterer massiver Fehlentwicklungen.Nachhaltig kann nur ein sog.3 Weg sein der sowohl den Pruducktions als auch den Konsumfaktor einbezieht.Der Realsozialismus scheiterte am Mangel an Produktivitaet,der aktuell gefahrene sog.Kapitalistische Weg scheitert an einem Mangel an real Erwirtschafteter Kaufkraft.Eine umfassende Neuorientierung der Oekonomischen Vorschung und Lehre ist laengst ueberfaellig.Mehr realitaetsgerechte umfassende Nuechternheit und sehr viel weniger Ideologiephrasen,eine laengst ueberfaellige Notwendigkeit.

Gravatar: Freigeist

Bravo, guter Artikel. Meier hat es noch ausgeführt.
Ich will noch an die Banken erinnern. Die Ordoliberalen würden sich im Grabe umdrehen, müsste sie mitansehen, wie die meisten Banken in Europa zur Zeit den Mittelstand mit Kreditgeiz plagen. Marktmacht muss nach Ludwig Erhard zerschlagen werden. Und sollte es gar nicht anders gehen, müssen die Banken sozialisiert werden, denn ohne Kredite läuft die Wirtschaft einfach nicht.

Gravatar: wecksignale

herr ederer, zustimmung in allen punkten, bis auf "Keine Partei, auch nicht die FDP, fordert mehr Markt..." ...es gibt eine partei die konsequent mehr markt fordert und sich gegen jegliche planwirtschaft und interventionismus einsetzt, die pdv.

Gravatar: FDominicus

"Mehr Staat und weniger Markt, das ist die bittere Realität"

Kurz, knapp treffend. Was kann man auch sonst schreiben?

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