Mehr Dinosaurier braucht das Land!

Der Münchener Wirtschaftsforscher Prof. Hans-Werner Sinn wurde vom Nabu zum "Dinosaurier des Jahres 2009" gekürt. Den Preis hätten sich die Umweltschützer selbst verleihen sollen.

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Das Eintreten für einen guten Zweck ist eine feine Sache. So auch das Umweltengagement. Doch problematisch wird dieses Engagement, wenn es zu einer fixen Idee wird, bei der sich die Mittel zu seiner Erreichung vom eigentlichen Ziel abkoppeln. Das auch deutsche Umweltorganisationen in diese Falle tappen, zeigt sich an der diesjährigen Umweltpreisverleihung des „Dinosaurier des Jahres 2009“ an den Münchener Wirtschaftsforscher Hans-Werner Sinn durch den Naturschutzbund Deutschlands (Nabu). Der hatte im vergangenen Jahr mit seinem Buch „Das grüne Paradoxon“ zum Frontalangriff auf die hierzulande sehr beliebte Symbolpolitik gegen den Klimawandel geblasen und war damit voraussehbar in Ungnade bei Umweltschützern gefallen.

Was war sein „Vergehen“, das ihm jetzt den Titel des „Dinosauriers“ einbrachte? Er hatte gezeigt, dass ein europäischer Alleingang in der Klimapolitik teuer und nahezu unwirksam gegen den Klimawandel ist. Er belegte die wirtschaftliche Verschwendung einer widersprüchlichen und zerfaserten Klimapolitik, mit Instrumenten, deren Wirkungen zu exorbitanten Vermeidungskosten führen. Er griff die bereits Jahre vorher vom Wissenschaftlichen Beirat beim Wirtschaftsministerium formulierte Kritik an der Förderung erneuerbarer Energieträger im Kontext des Emissionshandels auf, nach der durch diese unglückliche Kombination keine einzige Tonne Kohlendioxid durch EEG & Co gespart werden. Auch die neuen Arbeitsplätze, so rechnet er nach, sind nicht mehr als ein Trugbild volkswirtschaftlicher Kurzsichtigkeit. Für ihn gehören Nahrungsmittel auf den Teller und nicht mit Milliardenbeträgen gefördert oder erzwungen in den Kraftstofftank. Und er nahm sich heraus, eine sichere Nutzung der Atomenergie als eine Option der kohlendioxidarmen Energiebereitstellung zu verteidigen. Schließlich wies er die Politik vorsichtig darauf hin, dass ein einseitiger Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe nicht ohne Reaktionen der Rohstoffanbieter zu machen sei und zeigte auf, dass das Phänomen des „Winterschlussverkaufs“ auch beim Erdöl und der Kohle auftreten kann. Diese Erkenntnisse machten ihn zum entschiedenen Protagonisten eines globalen Emissionshandels und ließen ihn sogar soweit gehen, eine globale Quellenbesteuerung von Kapitalerträgen zu fordern. Letztere sollte es den Ressourceneigentümern vergällen ihre Ressourcenerträge in Schweizer Bankkonten anzulegen. Erst kürzlich hat er seine Kritik in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung noch einmal zusammen gefasst.

Alles in allem sollte also der Nabu im Schulterschluss mit Prof. Sinn stehen, wollen doch beide radikal gegen den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel vorgehen. Doch aus dieser Allianz wird nichts, weil dem Nabu offenbar weniger an der Lösung eines Problems als an einer Religion der Mittel gelegen ist. Es geht den Umweltschützern weniger um das Ziel, sondern um einen vorgefertigten Weg aus Zwangsmaßnahmen und Klientelförderung. Wenn da plötzlich jemand aufsteht und darauf hinweist, dass das Ganze auf tönernden Füßen steht, dann wird der Bedenkenträger eben einfach mit einem Negativpreis abgemahnt. Wohl wissend, dass man zwar bereits die Deutungshoheit in Sachen Umweltpolitik hat, diese aber mit Klauen und Zähnen verteidigen muss. Statt sich mit den Argumenten von Prof. Sinn sachlich auseinanderzusetzen wird mit medialem Getöse eine Art Rufmord begangen, ganz nach dem Motto: „Leute, vergesst diesen Ewiggestrigen. Wer hört schon auf Dinosaurier?“

Man muss sich nicht der klimapolitischen Radikalität des Hans-Werner Sinn anschließen, die bei aller ökonomischen Vernunft eines außer acht lässt: Die These vom menschengemachten Klimawandel steht auf wackligen Füßen und der Klimawandel ist nur eines von vielen Problemen der Menschheit. Doch den Preis des Dinosauriers hat nicht er, sondern seine Verleiher verdient. Schließlich waren es die Dinosaurier, die sich an eine veränderte Situation ihrer Umwelt nicht anpassen konnten und deshalb zugrunde gingen. Auch der Nabu verschließt vor vernünftigen Argumenten Augen und Ohren und läuft damit Gefahr seiner eigenen Zielsetzung einen Bärendienst zu erweisen. Viel schlimmer noch: Während die Dinosaurier ihrem Schicksal nicht entgehen konnten, wollen die Umweltschützer sich mit dem Scheitern ihrer Ideologie nicht auseinandersetzen.

Wenn Hans-Werner Sinn den Titel „Dinosaurier des Jahres 2009″ verdient hat, dann deshalb, weil er sich stoisch, mit klarer Logik der klimapolitischen Unvernunft entgegenstellt und trotz der hysterisch aufgeladenen Klimadebatte nicht müde wird gegen den Strom zu schwimmen. Hierfür muss man hierzulande ein dickes Fell haben. Und deshalb brauchen wir viel mehr solcher Dinosaurier in Deutschland. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch, Prof. Sinn!

Der Beitrag erschien auch auf "Denken für die Freiheit", dem Weblog des Liberalen Instituts der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

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