Maulkörbe statt Argumente

Auch die „Rheinische Post“ schreibt darüber, dass die Bezirksregierung Arnsberg Lehrer, die sich öffentlich kritisch über Gemeinschaftsschul-Projekte geäußert hätten, abgemahnt hätten.

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Schulministerin Sylvia Löhrmann von den Grünen und die ins Straucheln geratene NRW-Landesregierung setzen bei der Durchsetzung der Gemeinschaftsschule offensichtlich weniger auf die Kraft des guten Arguments als auf Druck und Abmahnungen. Man könnte auch von einer Maulkorb-Politik sprechen. Nach Medienberichten sollen augenscheinlich kritische Lehrer mundtot gemacht werden, die sich für das gegliederte Schulsystem aussprechen oder auch nur leise Zweifel am Nutzen der Gemeinschaftsschule anmelden. Die Landesregierung und scheinbar dienstbare Bezirksregierungen wie die in Arnsberg / Westfalen könnten darauf spekulieren, dass Pädagogen aus Angst, bei der nächsten Beförderung nicht berücksichtigt oder vielleicht ungewollt versetzt zu werden, schweigen und Informationsveranstaltungen zur Gemeinschaftsschule in Zukunft lieber fernbleiben.

 

„Selbstverständlich darf jeder Lehrer auf einer Info-Veranstaltung kritische Fragen zur Gemeinschaftsschule stellen. Es muss aber bei Lehrern ein Grundmaß geben an Loyalität gegenüber dem Dienstherrn. Der Lehrer darf nicht sagen, dass die Schulpolitik der Regierung Mist ist“, versucht die Sprecherin der Bezirksregierung Arnsberg, Julia Beuerlein, zu beschwichtigen. Die Realität sieht wohl ein wenig anders aus. Wie die „Westfalenpost“ berichtete, waren Lehrer in Finnentrop (Kreis Olpe) zu „Dienstgesprächen“ nach Arnsberg zitiert und auf ihre Loyalitätspflicht gegenüber dem Dienstherrn hingewiesen worden. Vielleicht heißt „ein Grundmaß an Loyalität“ übersetzt auch nur: Lehrer müssen dem Dienstherrn generell in den Allerwertesten kriechen und von kritischen Fragen Abstand halten?

 

Auch die „Rheinische Post“ schreibt darüber, dass die Bezirksregierung Arnsberg Lehrer, die sich öffentlich kritisch über Gemeinschaftsschul-Projekte geäußert hätten, abgemahnt hätten. Man habe den Pädagogen deutlich gemacht, „dass sie sich im Beamtenstand befinden und deshalb zu politischer Zurückhaltung und Loyalität gegenüber ihrem Dienstherrn verpflichtet sind“. Die Erkenntnisse, welche Lehrer dem rot-grünen Prestigeprojekt Gemeinschaftsschule nicht unbedingt wohlwollend gegenüber stehen, habe man durch Zeitungslektüre gewonnen, so ein Sprecher der Bezirksregierung. „Personen, die dort erwähnt wurden, haben einen solchen Hinweis bekommen“,

 

Aus Düsseldorf gebe es jedenfalls keinen Maulkorb, so die Sprecherin des Schulministeriums laut „Rheinischer Post“: „Das würde auch nicht zu Sylvia Löhrmanns Politik passen.“ Wer’s glaubt wird selig, und wer Kartoffeln isst wird mehlig. Viele Bürger in NRW werden sich daran erinnern, dass einst von den Roten auch mit Druck und gezielter Besserstellung der Gesamtschulen für eigene ideologische Projekte geworben wurde. Ob die Leute an Rhein und Ruhr es goutieren werden, dass jetzt augenscheinlich mit der Brechstange für die Gemeinschaftsschule gekämpft wird, ist zweifelhaft. Auch die Gewerkschaft Lehrer NRW kündigte schon an, man werde sich „gegen diese Maulkorb-Politik zur Wehr setzen“. Die Opposition aus CDU und FDP wird das brenzlige Thema jedenfalls auf die Tagesordnung des Landtags setzen. 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Damian Duchamps

Ich finde es nur peinlich, was da passiert ist. Bei der Informationsveranstaltung in Finnentrop waren laut Berichten Dezernentinnen aus Arnberg zugegen. Kurz darauf werden Lehrer aus Finnentrop in Arnsberg einbestellt. Das bedeutet gut eine Stunde Fahrt zur Bezirksregierung. Dort erfolgt die Einnordung in mit Sicherheit weniger als 15 Minuten und dann darf Lehrer wieder nach Hause fahren. Von der Einschüchterung der Lehrer mal abgesehen ist das für mich ministerialer Feudalismus.

Gravatar: Adolfo aus Arnsberg

....wo soll diese Bevormundung noch hinführen? Mir kommt die "Kotze" hoch - und diese "Schläfer" in Bezirksregierung leben auch noch von unseren Steuergeldern !!! :-((

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