Marsch für das Leben – kleiner Nachtrag

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Einen Beitrag zum Marsch für das Leben hatte ich direkt auf dem Rückweg von Berlin geschrieben und am frühen Sonntag veröffentlicht. Allerdings habe ich vor der Veröffentlichung noch einen Absatz rausgestrichen, der mir zu dem Rest des Textes nicht so recht zu passen schien, die eigentlich versöhnliche Grundstimmung auch hätte zunichte machen können. Ich habe ihn auch jetzt nicht verwendet und möchte mich ein bisschen versöhnlicher ausdrücken als in der ersten Version. Mir war in meinem Beitrag in erster Linie wichtig, die Grundstimmung des Marsches rüberzubringen, die sich „für das Leben“ versteht, aber nicht „gegen“ diejenigen, die der modernen Mär der durch Abtreibung erreichbaren Freiheit, folgen oder von ihr verführt werden.

Das war das Anliegen der gut viereinhalbtausend Teilnehmer: Ein Zeichen zu setzen für das Leben und nicht gegen irgendjemanden! Eine solche Demonstration zeigt die Wahrheit auf und weist damit alle diejenigen in gewissem Sinne zurecht, die gegen das Leben kämpfen. Sie tröstet hoffentlich durch den Zusammenhalt untereinander viele, die durch die Entwicklung der Situation der in der Gesellschaft gering geachteten kleinmütig geworden sind. Durch sie wird der Zusammenhalt mit den Schwächsten der Gesellschaft transparent, die Argumente der Zeugnisse und Predigten widerlegen die Kritiker und Gegner und lehren diejenigen, die auf der Suche sind nach Argumenten für das Leben. Je mehr Teilnehmer dabei sind, umso mehr wird der Rest der Welt, der dem Treiben der Tötungslobby eher träge folgt, aufgerüttelt. Es werden Position klar gemacht, sodass zwar Platz für Dialog aber nicht für Kompromisse bleibt, wo es diese aufgrund der göttlichen Würde eines jeden Menschen nicht geben kann. Gleichzeitig sollten die Beiträge bei der Demonstration, auch dazu dienen, den anderen anzunehmen, sich nicht über ihn zu erheben, es sollte die Hand zum Gespräch gereicht werden auch denjenigen, die die Teilnehmer anbrüllen. Ungeborene, Alte und Kranke sind in unserer westlichen Welt die wahrhaft, und nicht nur wirtschaftlich Armen und Unterdrückten, denen geholfen und die befreit werden sollten. Die Teilnehmer tragen dazu bei, sich gegenseitig im Einsatz für das Gute zu ermutigen, und auch diejenigen, die ihnen böse gesinnt sind, zu ertragen und anzunehmen. Schlussendlich ist der Marsch, seine direkten und seine indirekten Inhalte, ein Zeugnis der Liebe zu den Menschen: zu denjenigen, die von Abtreibung und Euthanasie bedroht sind, genau so wie zu denen, die bedrohen.

Was sagt der Heilige Augustinus zu den Aufgaben der Gläubigen:

Unruhestifter zurecht weisen,

Kleinmütige trösten,

Sich der Schwachen annehmen,

Gegner widerlegen,

Sich vor Nachstellern hüten,

Ungebildete lehren,

Träge wachrütteln,

Händelsucher zurückhalten,

Eingebildeten den rechten Platz anweisen,

Streitende besänftigen,

Armen helfen,

Unterdrückte befreien,

Gute ermutigen,

Böse ertragen,

Und ach, alle lieben.

Auftrag an diesem Tag also erfüllt? Nun, soweit es die Umstände zuließen, haben jedenfalls die Organisatoren und Teilnehmer dazu beigetragen. Jeder mag sich selbst prüfen, ob er jeder der Anforderungen gerecht geworden ist. Das Problem an der Augustinus-Liste ist nur: er hat sie aufgestellt nicht um die Aufgaben der Gläubigen zu beschreiben sondern diejenigen der Bischöfe. Und so frage ich mich, ob am vergangenen Samstag die deutschen katholischen Bischöfe wirklich alle etwas „bischöflicheres“ zu tun hatten, sodass sie sich abgesehen von ein paar Grußworten, geschlossen nicht beteiligt haben?

Ihr Bischöfe, vielleicht der lokale Berliner Erzbischof Kardinal Woelki, oder der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Zollitsch, aber angesprochen fühlen dürfen sich auch alle anderen Bischöfe, die an dem Tag durchaus nach Berlin hätten kommen können: Ist es wirklich nicht möglich, dass wenigstens einer von Euch an einem solchen Tag nach Berlin reist, die Gläubigen im Kampf für das Leben unterstützt, wahrer Hirte für Gläubige und Ungläubige wird? Ist es wirklich zu viel verlangt, dass sich wenigstens einer von Euch die paar Kilometer vom Kanzleramt bis zum Berliner Dom aufmacht, um dort vielleicht auch das Wort zu ergreifen oder zumindest einen bischöflichen Segen für alle Menschen guten Willens zu spenden? Nein? Geht nicht? Ist zu viel verlangt? Nicht wichtig genug? Nicht Euer Thema? Schade, wirklich schade.

Das machte mich in der direkten Rückschau wütend, mit ein bisschen Abstand einfach nur traurig! Ich bete für Euch!

Beitrag erschien zuerst auf: papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Oliver Hof

Ich bin nicht katholisch. Aber in der Tat, die konsequente Abwesenheit der Bischöfe/Kardinäle hat mich (bei meiner ersten Teilnahme) ebenfalls sehr verwundert. Ich hatte sie dort vielzählig und im vollen Ornat erwartet, um den Marsch mit beeindruckender Präsenz zu unterstützen. Auch von evangelischen Kirchenoberen war aber wohl nicht viel zu sehen. Insgesamt eher ziemlich peinlich für diese Herrschaften. Sehr beeindruckt hat mich die Grußbotschafts des Papstes. Dafür genießt er meine aufrichtige Hochachtung.

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