Maritime Schlepper und Schleuser

Die linksliberale New York Times hat der Migrationskrise im Mittelmeer am 14. Juni einen, für ihre Verhältnisse, überraschend neutralen Artikel gewidmet. Auch wenn sie die Problematik noch nicht in ihrer Gesamtheit erfasst, ist dies sicherlich ein wichtiger erster Schritt für die Berichterstattung in den "Mainstream-Medien".

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Unter anderem stellt der Artikel fest:

"Migranten und Flüchtlinge – ermutigt durch die Geschichten derer, die es bereits erfolgreich vor ihnen geschafft haben – wagen die gefährliche Überfahrt in Kenntnis der und im Vertrauen auf die Rettungsaktionen, mit deren Hilfe sie in die EU gelangen."

Das kann man diesen Menschen nicht vorwerfen, aber sehr deutlich wird dabei der falsche Anreiz durch die unmittelbar vor der afrikanischen Küste wartenden "Retter". Das wissen natürlich auch die kriminellen Schleuser zu nutzen:

"Schlepper nutzen untaugliche Boote mit gerade genug Treibstoff, um damit den Rand der libyschen Hoheitsgewässer zu erreichen. Die Fahrer können den Motor entfernen und auf einem zweiten Boot nach Libyen zurückkehren, während sie die Migranten hilflos auf dem Meer treiben lassen, bis Hilfe eintrifft."

Dort müssen sie nicht unbedingt lange warten, wie wir wissen. Es dürfte jedem vernünftig denkenden Menschen klar sein, wie dieser Mechanismus funktioniert und auch, dass er eben so nur funktioniert, weil das sprichwörtliche Taxi bereits vor der Tür steht.

Der berechtigte Einwand, man könne diese Menschen ja nicht ertrinken lassen, auch wenn sie ihre Seenot selbst verschuldet haben, ist rechtlich und moralisch korrekt. Selbstverständlich. Aber eine lustige Seefahrt nach Europa ist eigentlich nicht vorgesehen und sollte nicht als Belohnung für das bestandene Abenteuer winken. Und die Anweisungen der zuständigen libyschen Küstenwache zu ignorieren, oder sie gar bei ihren Rettungsaktionen zu behindern, kann man eigentlich nur noch mit viel Kreativität als "Grauzone" verkaufen.

Für einen kurzen Augenblick schimmert im Artikel der New York Times sogar durch, was vermutlich besser verborgen hätte bleiben sollen. So wird Federico Soda mit den Worten zitiert: "Afrika und Europa werden immer Nachbarn sein. Das sich Menschen zwischen diesen beiden bewegen, ist einfach eine Tatsache im kommenden Jahrzehnt." Das ist geographisch korrekt, aber ein gigantisches Problem, wenn diese Bewegung stets nur in eine Richtung erfolgt. Was er wohl vergessen hat bei seiner Darstellung...

Wir wollen nicht mehr Tote oder weniger Tote im Mittelmeer. Wir wollen NULL Tote im Mittelmeer. Und dahin führt nur ein Weg sicher ans Ziel, wie Australien eindrucksvoll gezeigt hat, und das ist der NO WAY.

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