Macht Wien hässlich!

In den vergangenen Jahren hat es schwere Anschläge auf das Erscheinungsbild der Stadt Wien gegeben. Doch im Vergleich zu dem, was jetzt auf uns zukommt, waren das bloß Peanuts. Das Kulturbewusstsein in der Politik ist verschwunden.

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Das einzige, was in Wien derzeit neben Behörden und Ämtern noch blüht und Arbeitsplätze sichert, ist der Tourismus. Daher ist es nicht nur eine ästhetische, sondern langfristig auch eine ökonomische Katastrophe, dass die Wiener Machthaber jetzt ausgerechnet die Basis dieses Tourismus zerstören. Diese Basis ist eindeutig die Schönheit des historischen Wiens.Und da das Ganze aus sehr üblen Motiven passiert, kann man wohl auch von einer moralischen Katastrophe sprechen.

Der Kern der Attraktivität Wiens ist zweifellos der gesamte erste Bezirk und einige angrenzende Gebiete, etwa die Biedermeier-Viertel im 3. oder 8. Bezirk. Dazu zählen auch die Heurigen-Vororte wie Grinzing und Neustift.

All das wird immer hemmungsloser der Spekulation geopfert. Diese drängt natürlich mit großer Zielgenauigkeit in die schönsten Gebiete Wiens, also in die durch Barock, Biedermeier, Gründerzeit und Jugendstil geprägten Viertel. Diese Immobilien-Spekulation nimmt keine Rücksicht darauf, dass durch ihr eigenes Wüten diese Gebiete bald nicht zu den schönsten zählen werden. Denn vorher gibt es immer noch viel Geld beim Verkauf von Luxus-Wohnungen und -Büros zu machen. Die Baumafia könnte sich zwar jenseits der Donau oder im 10. und 11. Bezirk hemmungslos mit den progressivsten Ideen austoben. Aber das interessiert weder sie noch die (aus leicht erratbaren Gründen) dienstbeflissen auf die Wünsche der Spekulanten reagierenden Stadtpolitiker.

Kulminationspunkt dieser politischen Unterstützung für die Spekulationswelle ist zweifellos die „Neue Hochhausrichtlinie“. Diese ist so „progressiv“, dass sie sogar ein Hochhaus neben dem Stephansdom zulassen würde. Es ist nur mit breitflächiger geistiger wie materieller Korruption erklärbar, dass der politische Aufschrei gegen diese Hochhaus-Pläne bei Medien und Opposition bisher sehr verhalten geblieben ist.

Zahlreiche Petitionen, die engagierte Bürger an den Petitionsausschuss des Rathauses wegen geplanter Bausünden gerichtet haben, kamen mit nichtssagenden Totalablehnungen zurück. Auch die Unesco-Verantwortlichen, die bei früheren Anschlagsplänen auf das Wiener Stadtbild noch sehr tapfer das Weltkulturerbe verteidigt haben, scheinen inzwischen auf Parteilinie gebracht zu sein. Die Grünen, die früher noch Bürgerinitiativen vehement unterstützt haben, sind am lautesten umgefallen. Und die Wiener Tourismus-Verantwortlichen glauben jetzt offenbar allen Ernstes, dass Schwulen-Tourismus statt des Kultur- und Städte-Tourismus künftig für die Auslastung von Hotels und allen anderen Betrieben sorgen wird, die von den ausländischen Gästen leben.

Der schlimmste unter all den geplanten Anschlägen auf die historische Schönheit Wiens ist zweifellos der megalomanische Hochhausturm, der direkt neben dem Wiener Konzerthaus entstehen soll. Für diesen sind die Planungen schon so weit vorangetrieben, dass man  nach der Wahl das Projekt sehr schnell umsetzen kann. Vor der Wahl versucht man das Thema hingegen aus leicht erklärlichen Gründen aus der öffentlichen Aufmerksamkeit wegzubekommen. Im Konzerthaus schäumen deswegen alle Verantwortlichen vor Zorn – aber sie trauen sich angesichts der würgenden Schuldenlast seit der letzten Renovierung des Jugendstil-Juwels nicht laut zu protestieren. Denn diese Schulden machen ja total von der öffentlichen Hand abhängig.

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