London oder der Anfang vom Ende

Noch spricht es keiner offen aus – insgeheim aber wissen es alle: Der  Westen hat den Glauben an seinen Erfolg in Afghanistan verloren. Das Ergebnis der Londoner Konferenz hat es einmal mehr bestätigt. Erklärtes Ziel aller Anstrengungen  ist nunmehr die Vorbereitung des Abzugs der  Truppen  bis 2014, nicht mehr der Sieg über die Taliban; von AlQaida und Osama Bin Ladin spricht ohnehin seit langem niemand mehr, obwohl deren Terrorakte den Afghanistan-Einsatz auslösten; nicht die Taliban.

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Schon vor Beginn der Konferenz war klar, dass die Nato-Partner Amerikas nicht bereit sind, die 10 000 Soldaten zusätzlich nach Afghanistan zu schicken, um die sie Präsident Obama als europäischen Beitrag zu der von ihm beschlossenen "letzten Kraftanstrengung" gegen die Taliban gebeten hatte.  Statt eines Beweises von Solidarität und Geschlossenheit bietet die Nato nun ein Bild des Zerfalls. Italiener, Deutsche, Engländer, Polen und Spanier entsenden zwar einige hundert Soldaten, aber weit weniger als von Washington erbeten. Andere Partner wie Frankreich und die Türkei verweigern jede Verstärkung.  Kanada und die Niederlande bleiben sogar dabei, ihre Kontingente bis 2011 abzuziehen.
 Dieses Gesamtbild wiegt  für die Nato schwerer, als die Lage in Afghanistan selbst, denn die Behauptung, die Sicherheit der Bundesrepublik werde am Hindukusch verteidigt, wird nicht dadurch richtiger, dass sie immer aufs Neue wiederholt wird. In Afghanistan wird weder die Sicherheit der Bundesrepublik noch die ihrer Verbündeten verteidigt. Eher trifft das Gegenteil zu. Acht Jahre nach Beginn der  Intervention ist die Sicherheitslage nicht nur in Afghanistan, sondern in der gesamten Region, vor allem im benachbarten Pakistan fragiler geworden. Die Stärkung des islamischen Fundamentalismus in Pakistan aber ist viel gefährlicher, als alles, was in Afghanistan geschehen kann. Pakistan ist  Atommacht und niemand kann ausschließen, dass bei einem Umsturz pakistanische  Atomwaffen  in die Hände der Terroristen gelangen. Die wirkliche Gefahr ist somit die mit der  Intervention der Nato in Afghanistan verbundene Stärkung der Taliban; und zwar  sowohl in Afghanistan als auch in Pakistan.

 Aber nicht nur deshalb muss sich der Westen heute eingestehen, dass er einen schweren Fehler beging, als er die Bekämpfung von Bin Ladin und AlQaida auf die Taliban  ausdehnte. Wenn die Nato – so wie 1989 die  Sowjetunion – ohne Sieg  Afghanistan verlässt, wird sich die Frage nach der Zukunft  dieser transatlantischen Allianz stellen. Ihr Bedeutungsverlust, gar ihr Zerfall, aber wäre das Schlimmste, was Deutschland zustoßen könnte, denn dann stellte sich die Sicherheitsfrage tatsächlich.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: insider

NDR Info brachte am 30.01.2010 in seiner Sendung "militätrische Stategien" einen erschreckenden Beitrag zum Zustand der sog. afghanischen Armee. 85% sind scheinbar drogenabhängig !!! und die Mehrzahl ist ohne jede Bildung, kann nicht lesen, kann nicht schreiben. Das Geleiche gilt für die sog. Polizei. Wer oder was wird da eigentlich ausgebildet und zu was ?

Es wurde das Fazit gezogen, dass inzwischen die entwaffneten Milizen der Warlords wieder bewaffnet würden, weil denen mehr Vertrauen zu schenken sei, als denen, die sich da von der westlichen Staatengemeinschaft ausbilden lassen. Aber vielleicht ist hier ja einer so schlau und erklrt, um was es in Afghanistan nun wirklich geht.

Gravatar: Stefan Lorenz

Ich frage mich immer wieder wie man solche Urteile fällen kann wenn man noch nie in diesem Land war. Es wird gern als rückständig, voll mit Drogenhändlern und Terroristen abgetan, dabei wollen die Menschen dort auch nur in Frieden leben. Die Taliban wollen sie aber nicht leben lassen. Solche Beiträge verschweigen immer gern das es sich bei den Taliban um eine Minderheit im afghanischen Volk handelt.
Wir hätten ja auch gern dieses Land unter der Herrschaft der Taliban lassen können, vielleicht sogar um Amtshilfe bei der Verfolgung von Terroristen bitten können wenn das allen wohlmeindenden Kritikern besser gefiele.

Die Sicherheitsfrage stellt sich auch jetzt schon oder übernehmen sie die Verantwortung für die Toten nach einem Anschlag? Der Irrglaube Deutschland wäre ohne sein Engagement nicht gefährdet ist leider weit verbreitet. Schaut man sich aber die Ziele "Al Quaidas" an muss man erkennen das diese Organisation sich gegen die "Ungläubigen" richtet.
Da ich weder 5 mal am Tag bete noch meine Frau zwinge sich zu verschleiern bin ich wohl auch gemeint.
Nebenbei bemerkt sind selbst die meisten Muslime nicht damit einverstanden was die Taliban predigen.

In einer Zeit in der Deutschland ebenfalls von politischen Extremisten beherrscht war haben wir internationale Hilfe gern angenommen. Es wird also ein wenig Zeit auch mal was zurück zu geben.

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