Lohnt nicht, sich aufzuregen?

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Manche Themen beschäftigen einen mehr als andere, gerade im politischen Umfeld geht einem schon bei wenigen Reizwörtern die Hutschnur hoch. Kita und Kinderbetreuung gehören dazu. Wenn diese Themen aufkommen, dann kneife ich zumindest innerlich meine Augen zu engen Schlitzen zusammen und höre ganz genau hin, in welche Richtung mein Gesprächspartner argumentiert.

Kinder unter drei Jahren in eine Kita zu geben, einen Großteil des Tages die Kinder von ihren Eltern zu trennen, dafür kann es unterschiedliche Gründe geben. Die sind – soweit ich sie aus meinem privaten Umfeld kenne – durchaus nachvollziehbar: Geldsorgen können ein Argument sein, warum beide Elternteile einer Beschäftigung nachgehen wollen, auch die Frage der Aufgabe einer Karriere, wenn die Kinder zu Hause bleiben steht oft im Raum. „Den ganzen Tag mit der / dem Kleinen – da fällt mir die Decke auf den Kopf!“ – alles durchaus verständlich. Ein einziges Argument aber, das schlagend wäre, ist mir noch nicht untergekommen: „Mein Kind hat es in der Kita besser als bei mir zu Hause“. Dass dieses Argument nicht angebracht wird, hat sicher einen einfachen Grund: außerhalb der Sphäre von sogenannten Familienpolitikern und Sozialprofiteuren (damit meine ich die in dem Umfeld Angestellten nicht Empfänger von staatlichen Hilfsleistungen) ist man sich weithin einig: am besten ist das Kind bei den Eltern aufgehoben, aber … und es folgt eines der obigen Argumente.

Deutlich wird dabei eines: die Unterbringung in der Kita stellt nur einen Kompromiss dar, in dem die Anforderungen des Kindes nur ein Teil der Betrachtung darstellen, und leider in den meisten Fällen nicht den ausschlaggebenden. Was dann Politik und Wirtschaft angeht: in einer Art unheiligen Allianz wird gefordert: Mütter in die Produktion – so hätte man das jedenfalls vor gut 70 Jahren formuliert, heute ist man da vorsichtiger. Und weil Frauen in die Produktion und Kinder in die Obhut des Staates sollen, wird ein Recht auf einen Kita-Platz für unsere Kleinsten gefordert und ins Gesetz geschrieben. Was für die Kinder am besten ist? Insofern uninteressant, wenn es sich nicht um Kinder aus sozialen Notlagen handelt, deren Eltern man die rechte Erziehung der Kinder offenbar nicht zutraut (sagt so auch keiner) oder es sich um Eltern mit Migrationshintergrund handelt, deren Sprachprobleme sich auf die Kinder zu vererben drohen. Die große Masse der Kinder, aus liebevollem Haus und mit sich kümmernden Eltern, die den Kleinsten das wichtigste geben, was sie in den ersten drei Jahren brauchen, also Liebe – geht in dieser Forderung unter. So ist Familienpolitik heute Wirtschaftspolitik, und was ich vom Eingreifen des Staates in die Wirtschaft halte, habe ich ja schon deutlich gemacht.

Aber zum Glück – es gibt auch noch so etwas wie die Abstimmung mit den Füßen! In der Onlineausgabe der FAZ wird nämlich Überraschendes berichtet: Es gibt zu viele Krippen in Deutschland. Offenbar haben all die Appelle der Politik, dass den Kindern doch frühkindliche Bildung gut tue, dass sie in der Kita besonders gut von ausgebildeten Mitarbeiterinnen (statt laienhaften Müttern) betreut werden und dass man als Angestellte oder Arbeiter doch viel wertvoller für die Gesellschaft sei als als Mutter und Hausfrau (oder Vater und Hausmann), nicht verfangen. Der gesunde Menschenverstand triumphiert – jedenfalls in größerem Umfang als von der Politik gewünscht.

Da wurden jetzt also Millionen in Kitas gepumpt, die eigentlich niemand haben will. Da werden Kita-Plätze geschaffen, um ein politisches Ziel zu erreichen, dem schon lange der Kunde abhanden gekommen ist. Man darf allerdings befürchten, dass dieser Trend durchaus so weiter geht – denn am Ende sieht sich die Politik aufgefordert, dieses Milliardengrab zu rechtfertigen. Es braucht keine besondere Hellsicht um vorauszusehen, dass man sich seitens der von-der-Leyens und Schwesigs dieser Welt nicht von Fakten beeindrucken lassen wird, wenn es um die Durchsetzung der eigenen Ideologie geht. Bereits in der Diskussion im Kita-Recht und Betreuungsgeld kamen Forderungen nach einem verpflichtenden Kindergartenjahr auf, das ließe sich doch noch ausbauen. Ich werde hier nicht ausbreiten, welche Vorschläge ich den parteiübergreifenden Familienplanern so alles zutraue, aber eines werden sie sicher weiterhin nicht tun: die Anforderungen der Kinder und Familien berücksichtigen.

So sehr wie es mich freut, dass die Fremdbetreuungspläne aller Parteien nicht aufgehen und ein Großteil der Familien sich durch die familienfeindliche Propaganda nicht beeinflussen lassen, so wenig bin ich für die Zukunft beruhigt. Diesen Fehlschlag wird die Politik nicht auf sich sitzen lassen und dem Volk, den Müttern und Vätern schon noch zeigen, was gut für sie ist!

Beitrag erschien zuerst auf: papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Kolbe

Als Vater von zwei Kindern (in einem Alter, in dem sie Gott sei Dank nicht mehr davon betroffen sind) kann ich Ihrem Artikel nur zur Gänze zustimmen.

Diese Politik ist eine einzige „Kriegserklärung“ an das Kindeswohl. Aber das Kindeswohl interessiert sowieso die wenigsten Politiker. Hauptsache, es gibt genug Steuerzahler – und man hat die „Lufthoheit über den Kinderbetten“, wie es ein SPD-Genosse einmal unvorsichtigerweise formulierte.

Was damit angerichtet wird, wußten schon die Kommunisten (Frauen an die Werkbank, Kinder in die staatlichen Aufbewahrungsanstalten, wie ich diese nenne), nämlich die Zerstörung der Familie, der Bürgerlichkeit, der Bourgeoisie.

Ihre Befürchtung, Herr Honekamp, daß die Politik es „nicht auf sich sitzen lassen und dem Volk, den Müttern und Vätern schon noch zeigen wird, was gut für sie ist!“ teile ich uneingeschränkt.

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