Lösen jetzt die Banken das Problem?

In der Vergangenheit geriet der Weltbildkonzern eher mit hohen Umsatzzahlen durch umstrittene Produkte in die Schlagzeilen.

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Jetzt fehlen dem Unternehmen die liquiden Mittel. Dies ist die Folge von einschneidenden Umstrukturierungen im Konzern, der zu einem digitalen Konzern umgebaut werden soll. Der Markt mit digitalen Medien (EBooks und downloadbare Audio- und Videoprodukte) ist definitiv ein Zukunftsmarkt. Der in Umbauphasen eintretende Mangel an liquiden Mitteln ist für ein Unternehmen immer eine dramatische Situation, die selbst bei Rekordumsätzen die Insolvenz zur Folge haben kann. In solch einer Situation braucht ein Unternehmen zum einen die Banken zum anderen die Eigentümer, die ggf. Gelder bereit stellen um die Liquidität zu sichern.

Gesellschafter des Unternehmens sind zwölf Diözesen, der VDD und das kath. Militärbischofsamt. Über die Zukunft des Unternehmens gab es in der Vergangenheit zahlreiche Auseinandersetzungen, die sich insbesondere am umstrittenen Sortiment orientierten, jedoch auch die soziale Verantwortung für die Mitarbeiter im Visier hatten. Ein Dilemma, das seines Gleichen sucht: In kirchlicher Hand befindet sich eines der größten und erfolgreichsten Medienunternehmen, das im Internet in einer Liga mit dem Riesen Amazon spielt, doch leider durch erotische, esoterische und andere problematische Produkte negativ aufgefallen ist.

Die Eigentümer selber können sich auch nach mehreren Jahren Auseinandersetzung nicht über die Zukunft des Konzern einigen. Alles so lassen, Verkauf oder Umwandlung in eine Stiftung waren die Optionen die genannt wurden. Die Auseinandersetzungen um den Konzern, in denen natürlich auch die Gewerkschaft mitspielte haben sicher auch bei den Banken nicht nur einen guten Eindruck hinterlassen. Wer gute Gewinne einfährt, braucht kaum einen Blick auf sein Ranking werfen. Nun fehlt das Geld und die Uneinigkeit der Gesellschafter drückt jetzt unmittelbar auf die Geldbörse. Banken müßten neue Kreditlinien bereit stellen und die Eigentümer frisches Kapital einschießen.

Ganz sicher werden einige Bistümer nicht bereit sein, in den ungeliebten Konzern auch noch gutes Geld zu stecken. Da ist Gefahr im Verzug. Das ehrgeizige Projekt Weltbild könnte im Insolvenzfall auch zum sozialen Desaster werden, das ja unbedingt vermieden werden sollte. Kleiner geworden ist das Dilemma um den Konzern jetzt ganz sicher nicht. Eine einfache Lösung, ist nahezu unmöglich, wenn diese grauen Vögel – aka Pleitegeier – im Luftraum bei Augsburg schon kreisen. Zeigte sich doch die Option den Konzern am Stück zu verkaufen schon vor zwei Jahren als nicht durchführbar.

Ehrlicherweise muß man natürlich jetzt darauf hinweisen, daß eine Insolvenz dazu führt, daß die Rosinen aus dem Konzern gepickt werden und in anderen Unternehmen aufgehen, wohingegen die nicht profitablen Unternehmensteile dann abgewickelt werden müßten. Was die Gewerkschaft dazu sagen wird, mag sich jeder selber ausmalen. Weltbild war vom Beginn des Umbaus zum Megabuchhandel ein Problemkind, das sich zum ernsten Imageproblem für den deutschen Episkopat ausgewachsen hat. Jetzt eine Pleite hinzulegen, könnte das Problem tatsächlich lösen. Und wieder denkt man, besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Die Artikel, die erscheinen werden, sollten die Gesellschafter tatsächlich frisches Geld, womöglich noch Kirchensteuermittel in den Konzern pumpen, möchte ich weder lesen noch schreiben müssen. Genauso wenig möchte ich derzeit in der Haut der Entscheidungsträger sitzen. Die können nämlich im Grunde nur falsche Entscheidungen treffen. Das gerade ist ja das Wesen eines Dilemma.

Beitrag erschien zuerst auf: blog.peter-winnemoeller.de 

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"Lösen jetzt die Banken das Problem?"

Soll jetzt der Hund die Wurst bewachen?

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