Linke Denke und "German Angst"

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Nun also auch die gute alte Tante FAZ. Herr Staun schreibt über Pirinçci als den "Sarrazin auf Speed" (05.04.2014). Tenor des Artikels: Es ist alles gut und schön so wie es ist, und alle von Pirinçci angesprochenen Probleme sind in den Medien schon ausreichend kontrovers vertreten, man komme aber "eben zum Glück oft zu anderen Schlüssen" als dieser erfolgreiche Brüllaffe, dessen "Stammtischparolen" man wegen seines Erfolgs "nicht ernster nehmen muss". Vielleicht, vielleicht kommen Staun doch "leise Selbstzweifel" an der eigenen Propagandarolle, aber eigentlich dann doch nicht. Darum weitermachen wie gehabt.

Köstlich ist es, wie Staun unfreiwillig bestätigt, wie verrostet sein Denken ist. Lesen Sie diese Passage (in eckigen Klammern meine Kommentare): "Nie war es einfacher, links zu sein, als in der Wahrnehmung der politischen Inkorrektheit. Es reicht, an Gleichberechtigung zu glauben [Pirinçci beklagt nur die "Gleichstellung" - dieser kleine Unterschied entging Herrn Staun geflissentlich!]  und an den Euro [aha, auch an ihn "glaubt" man plötzlich, er ist also keine politische und ökonomische Notwendigkeit, wie einem immer weisgemacht wird], Steuern prinzipiell für eine gute Idee zu halten [Pirinçci klagt ja nicht über Steuern an sich, sondern über den Steuerwahnsinn - nach Stauns Logik müsste er also in der Wahrnehmung der politischen Inkorrektheit auch links sein] und das Wort „Neger“ für eine unhöfliche Anrede [ist es, genauso wie "Schweinefleischfresser", man darf nicht immer nur in eine Kerbe hauen]; es reicht, die Mitbürger anderer Herkunft mit dem Respekt zu behandeln, den westliche Demokratien für ein entscheidendes Element ihrer Gesellschaften halten [Respekt muss man sich verdienen, hiess es einmal zurecht - Herr Staun verteilt ihn wie das Mitleid umsonst], statt mit der Härte jener totalitären Staaten, aus denen sie gekommen sind [jeder Widerstandskämpfer gegen den Totalitarismus und Befürworter unserer demokratischen Ordnung sei uns willkommen, aber meint Staun im Ernst, unter den Zuwanderern gäbe es viele davon?] , und cool zu bleiben, wenn sich zwei Männer auf der Straße küssen [gähn... In welcher Welt lebt Herr Staun eigentlich?]".

Staun arbeitet also mit Tricks, indem er bewußt knapp danebenhaut, wie bei dem Begriffspaar Gleichberechtigung - Gleichstellung, und mit gezielten Unterstellungen, wie jener, Rechte würden sich aufregen, wenn Schwule sich küssen. Dabei merkt er nicht, und das ist das Lustige, dass er die linke Begriffswelt und Denke komplett verinnerlicht hat. Wer z. B. "Respekt" verteilt ohne eine vorherige Leistung zu fordern, handelt nach eben der verantwortungslosen linken Geschenkementalität, die Pirinçci geisselt.  Es ist in Wirklichkeit ja umgekehrt: Nie war es so einfach, rechts zu sein in der Wahrnehmung fast der gesamten bundesdeutschen Presse. Man muss nur sagen, dass nicht alle Zuwanderer unsere Verfassung unterstützen, sondern viele der sozialen Hängematte wegen hier sind, und schon...

Ein Argument Stauns ist aber wirklich gut: "Wer ist es nur, der sie davon abhält, eine Zeitung zu gründen, die sie mit ihren Wahrheiten vollschreiben können? Die >grün-rot versiffte Politik<? Die homosexuelle Druckerlobby? Oder ist es dann doch die von den libertären Poltergeistern sonst so verehrte Marktwirtschaft, die ihre Ansichten einfach nicht für ganz so populär hält, wie ihre Anhänger immer behaupten? Wieso nur schweigt die vermeintliche Mehrheit nicht nur regelmäßig an der Wahlurne, sondern auch am Kiosk, wenn es darum geht, ein publizistisches Statement zu hinterlassen?"

Tja, was soll man da sagen? Dazu kann man nur sagen, dass 90% der Deutschen Parteien wählen, die alle ohne Unterschied nichts dagegen haben, dass quasi unbegrenzt deutsches Geld in andere Länder gepumpt wird, bis hin zum möglichen Angriff auf die Sparguthaben, falls es doch nicht reichen sollte. Wer diese Politik abnickt, die ab und zu über Nacht und auch mal am Parlament vorbei beschlossen wird, dem ist fast nicht mehr zu helfen. Warum sind die Deutschen immer noch so obrigkeitshörig? Pirinçci hat dafür ein Argument gefunden, das schwer beweisbar ist, aber empirisch stimmen dürfte: Den Deutschen geht es noch ganz gut, sie wollen darum Sicherheit und vor jeder Unsicherheit haben sie Angst. "Angst ist eine Entscheidung", lautet ein Kernsatz im Buch "Deutschland von Sinnen", und nicht umsonst gibt es im Englischen den Begriff "German Angst". Mit anderen Worten: Kaum ein Deutscher würde eine Zeitung kaufen, die zwar seine Meinung vertritt, von der er aber auf Schritt und Tritt lesen und hören würde, sie sei ja wohl ziemlich rechts. Da hätte er aber ganz schön Angst. Immer noch zu viele Deutsche glauben das, was von den Politikern "da oben" gesagt wird und was "schwarz auf weiss" in der Zeitung steht. Wäre dem nicht so, wären nämlich Konsequenzen fällig. Davor hätte der Deutsche aber noch mehr Angst.

In dieser Angst treffen sich die linken und die rechten Deutschen. Denn auch Herr Staun hat Angst um sein Redakteursgehalt. Es hängen bei den Medienleuten schon zuviele Gehälter davon ab, dass alles seinen "sozialistischen Gang" weitergeht. Deshalb schreibt Herr Staun so wie er schreibt und darum kaufen auch so viele Leute sein Geschreibe. Und darum soll auch alles ungefähr so bleiben wie es ist. Wenn das Geld alle ist, wird es aber nicht so bleiben können.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Paul

Danke für diesen erhellenden Artikel.

Gravatar: Klaus Kolbe

Diese Aussage, Herr Kovács, »daß 90 Prozent der Deutschen Parteien wählen, die alle …«, kann unmöglich so stehengelassen werden.

Das würde bedeuten, daß alle deutschen Wahlberechtigten auch ihr Wahlrecht ausüben.
Die Wahlbeteiligung jedoch, gemessen in Prozent, führt diese Behauptung ad absurdum.

Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie meinen, daß von denen, die noch zur Wahl gehen, viel zu viele ausgerechnet die Parteien wählen, »die quasi unbegrenzt …«, und damit deutsche Interessen mit Füßen treten - und die Vertreter der Parteien, die die Regierung bilden (nicht nur in dieser Angelegenheit) gegen ihren Amtseid handeln und gegen das Grundgesetz agieren.

Gravatar: Andreas Schneider

"Köstlich ist es..." - ja, das stimmt! Deutsches "Gutmenschentum at its best" erleben wir halt in erster Linie dann, wenn es jemand wagt, ein offenes Wort auszusprechen. Und wie wenig Substanzielles die Erwiderungen in sich tragen, beschreibt dieser Artikel in ausgezeichneter Weise. Gern mehr davon! Allein der Unterhaltungswert spricht für sich.

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