Link der Woche: Wurst oder Käse? Wie würde Gott entscheiden?

Man kann nicht erwarten, dass Gottes Stimme zu jeder Entscheidung – zum Beispiel der, ob man ein Wurst- oder ein Käsebrot einpacken soll – zu einem spricht. Es ist nicht nur erlaubt, den eigenen Verstand zu nutzen, es ist auch unsere Pflicht. Gott spricht auf viele Arten und Weisen mit uns, aber eben nicht in jeder Entscheidung.

Veröffentlicht:
von

Dass sich das Thema Ehe und Familie – neben allen politischen und kirchenpolitischen Themen – langsam in meinem Blog festsetzt, ist vermutlich auch der anstehenden Familiensynode im Herbst geschuldet. Vielleicht ist es aber auch einfach ein Thema, an dem ohnehin auf die eine oder andere Art niemand vorbei kommt, weil er Teil einer Familie ist und vielleicht auch plant, Teil einer anderen Familie zu werden. Und in diesem Umfeld bin ich auf einen Beitrag eines Blogs gestoßen, den ich schon länger beobachte und immer wieder gerne lese, wenn auch seine Zielgruppe vermutlich etwas anders gelagert ist als meine. Der Blog heißt “GekreuzSiegt” und ihm berichtet die Autorin, die Berlinerin Mandy, die ansonsten lieber anonym bleiben möchte, von ihrem Weg mit Jesus.

Dieser Weg ist immer sehr persönlich beschrieben, aber offenbar hat Mandy zwischenzeitlich eine recht große Fangemeinde, die ihren Blog verfolgt und für die sie ihre eigenen Erfahrungen mit Gott, die durchaus – sagen wir es mal so – anspruchsvoll waren (ich empfehle dazu ihre Seite Über mich) aufbereitet, sodass sie auch anderen dienlich sein können. Eine der schönen Seiten dieses Blogs ist, dass sie ziemlich entspannt an ihren Glauben geht. Als Katholik hat man durchaus manchmal den Eindruck, bei Freikirchlern handele es sich – abgesehen von Liturgie und Musik – um ziemlich dogmatische Menschen, die jeden Schritt ihres Lebens am Glauben ausrichten.

Nun ist das erstens vielleicht auch kein ganz schlechter Ansatz, aber inwieweit dieses christliche Hinterfragen zweitens eigentlich sinnvoll und gut ist, dem geht die Autorin im Beitrag “Wurst oder Käse? Wie würde Gott entscheiden?” auf den Grund. Zwei Aspekte erscheinen mir in dem Beitrag besonders wichtig: Erstens dass man nicht erwarten kann (oder sonst möglicherweise lange wartet), dass Gottes Stimme zu jeder Entscheidung – zum Beispiel der, ob man ein Wurst- oder ein Käsebrot einpacken soll – zu einem spricht. Und wenn es doch aber eine wichtige Entscheidung ist?

Ich sehe für mein Leben neben Gott die Bibel als einen guten Ratgeber. Das Handbuch für’s Leben. In den 10 Geboten finde ich die groben Regeln, die ich bei meinen Entscheidungen auf jeden Fall einbeziehen sollte. Wenn ich die Bibel lese, dann finde ich auch recht schnell raus, was der Sinn im Leben eines Christen sein sollte: berufen Gutes tun, Frieden zu stiften und vorvallem auch Gottes Liebe und seine Werte weiterzugeben!

Wenn ich all das versuche zu berücksichtigen, ist das schon mal die halbe Miete!

Lassen wir mal Differenzen über die wörtliche Auslegung der Bibel oder das Lehramt der Kirche beiseite, ist das wie ich finde eine sehr nachvollziehbare Einstellung, die letztlich in einer zweiten mündet, dass ich mich nämlich auch selbst auf Entscheidungssuche begeben kann:

Gott gab uns Hirn und Herz – Verstand und Liebe – um selbst auch alltägliche und wichtige Entscheidungen zu treffen!

Wir Menschen sind Teil seiner Schöpfung und keine Marionetten, die sich nur dann bewegen sollten, wenn der Meister an den Fäden zieht. Er beschenkt uns mit Weisheit, die sicher auch wachsen und reifen muss – aber das tut sie eben nur dann, wenn wir uns auch trauen, sie zu nutzen!

Großartig, ganz einfach erklärt, was ich selbst meine, wenn ich von der Kompatibilität von Glauben und Verstand spreche! Und noch besser: Es ist nicht nur erlaubt, den eigenen Verstand zu nutzen, es ist auch unsere Pflicht. Im Beitrag kommt auch nicht zu kurz, dass Gott tatsächlich auf viele Arten und Weisen mit uns spricht, aber eben nicht in jeder Entscheidung, und nicht mal in jeder, die wir für wichtig halten. Und da kommen wir zum Thema Ehe, sicher für die meisten eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben, bei der man Gott gerne mit einbeziehen würde.

Und was ich hier gelesen habe, hat mich tief beeindruckt:

Ich bin der Meinung, dass der Erfolg einer Ehe in erster Linie nicht damit zusammenhängt, dass Du den richtigen Partner hast. Viel wichtiger ist es, wir Ihr Euch zueinander verhaltet! Stichwort: Kommunikation, Treue, Kompromissfähigkeit, soziale Kompetenz usw. machen eine gute Ehe aus. In der Bibel wirst Du keinen Hinweis dazu finden, wie wichtig es ist den richtigen Partner zu finden, sondern vielmehr wie wichtig es ist, ihn zu lieben, zu respektieren und ihm treu zu sein.

Ergänzt man hier noch den Charakter des Sakraments, das den Eheleuten bei dieser Herausforderung die notwendigen Gnaden mit auf den Weg gibt, ist man damit ziemlich nah an einem Eheverständnis, dass man auch als Katholik teilen kann und mit dem man leider meilenweit entfernt ist von der gängigen Vorstellung, nach der in einer Ehe der Himmel voller Geigen hängen muss, und man sich trennt, wenn das nicht mehr der Fall ist: Dann war es wohl doch nicht der oder die Richtige.

Diese Aussagen prädestinieren den Beitrag, gerade weil er nicht aus einer katholischen Ecke stammt, zum Link der Woche. Und ich kann allen, denen dieser Beitrag gefällt, nur empfehlen auch sonst ab und an mal bei Mandys “GekreuzSiegt” vorbeizuschauen.

“Wurst oder Käse? Wie würde Gott entscheiden?” ist am 13.05.2015 auf dem Blog “GekreuzSiegt” erschienen.

Zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Freigeist

Da es Gott nicht gibt, entscheide ich selbst.

Gravatar: Ian Krukow

Ein guter Ansatz. Die Einstellung zur Ehe finde ich auch sehr richtig. Man kann auf beiden Seiten in den Graben fallen. Wir sollen Gott nicht aus unseren Entscheidungen ausklammern, aber auch nicht unseren Verstand abschalten. Manchmal sagt Gott z.B. auch nichts Spezifisches zu einer Situation, weil Er in Seinem Wort schon eine klare Antwort gegeben hat. Andersherum fand ich diesen Tipp auch sehr hilfreich:
Gott (der Heilige Geist) wird nicht zu jeder Entscheidung im Alltag etwas sagen. Aber wir können Ihm bei jeder Entscheidung die Möglichkeit geben, etwas zu sagen. (aus "Hello. My Name is God." von Jeremy Pearsons)
Manchmal hat Gott einen guten Grund, Dinge zu sagen, die uns erstmal sehr unwichtig vorkommen.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang