Lieber Autos abfackeln als falsch parken

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Seit mehreren Jahren brennen in Berlin die Autos.Es gab sogar eine Internetseite, die jedes abgefackelte Fahrzeug dokumentierte Und die autonome Szene feierte ihre Brandanschläge mit flotten Songs.
Bisher war das kein Thema. Weder für die Politik, noch für die Medien. Selbst ein Anschlag auf einen Gastransporter, bei dem nur der schnelle Einsatz der Feuerwehr eine größere Katastrophe verhindert hat, landete nur auf Seite zwei der Hauptstadtpresse. Nachdem sich herumgesprochen hat, dass man selbst dann straflos ausgeht, wenn man von der Polizei beinahe in flagranti beim Zündeln erwischt wurde, weil ein verständnisvoller Richter der Ansicht ist, dass wenige Meter Abstand vom Auto mitten in der Nacht, mit keinem andern Menschen weit und breit ausreichen, um hinreichende Zweifel an der Täterschaft der festgenommenen Person aufkommen zu lassen, scheint es jede Menge Leute zu geben, die sich nach Berlin aufmachen, um Autos abzufackeln. Zu den 140 „politisch motivierten“, sprich linksextremen, Straftaten der letzten Wochen, kommen inzwischen 50, die nach Meinung der Polizei unpolitisch sein sollen. Woher man das so genau weiß, ist fraglich, denn ansonsten sieht es so aus, als wäre die Polizei hilflos gegenüber den Brandstiftungen, die sich inzwischen jede Nacht abspielen.
Es brennen nicht nur Autos. Beliebtes Ziel sind auch im Hausflur abgestellte Kinderwagen, vorzugsweise im Prenzlauer Berg. Die Bewohner besonders betroffener Viertel reagieren mit Zetteln, die sie an ihre Haustür heften! „Bitte zündet uns nicht an!“, steht zum Beispiel darauf. Es erinnert an das Sankt- Florians- Prinzip: verschon dies Haus, zünd andre an…
Mit anderen Worten: die Zivilgesellschaft reagiert ebenso hilflos, wie die Polizei. Es ist äußerst fraglich, ob das auf die Brandstifter Eindruck macht.
Wer sich fragt, was die Täter begünstigt, muss sich nur die vor Verständnis triefenden öffentlichen Stellungnahmen ansehen. Berlins kürzlich verabschiedeter Polizeipräsident Glietsch, sprach, als die Brandserie im Berliner Szenebezirk Kreuzberg begann, von „provozierend geparkten“ Autos. Ergo:  die Besitzer dürften sich nicht wundern, dass ihre Nobelkarossen abgefackelt werden. Inzwischen sind fast alle Bezirke betroffen und auch Familienautos gehen in Flammen auf.
Nur weil Wahlkampf ist, wird die Brennerei plötzlich zum Thema. Das gefällt nicht allen. Sofort hagelt es Verbote: der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD Thomas Oppermann verstieg sich sogar dazu, von „politischen Brandstiftern“ zu reden, wenn man es wagt, das Problem zu thematisieren. Mal sehen, ob die bürgerlichen Parteien wieder einknicken, oder ob sie es wagen, ein Thema endlich zu besetzen, dass den Wählern wirklich auf den Nägeln brennt.
Während man in der Hauptstadt Autos anstecken kann, ohne befürchten zu müssen, belangt zu werden, sieht die Lage für Parksünder ganz anders aus. Bestens trainierte Angestellte der Ordnungsämter verteilen unerbittlich Knöllchen, auch für geringfügige Übertretungen, wie mit dem Hinterrad im 5- Meter- Bereich nach einer Einmündung zu stehen. Gerichtsverfahren gegen säumige Bußgeldzahler laufen auf Hochtouren. Hier kann man nicht auf Verständnis der Richter hoffen. Dank der regen Bautätigkeit in der Stadt sind immer wieder viele Parkräume nur eingeschränkt nutzbar. Keine Anzeichen deuten darauf hin, dass die zuständigen Behörden auch nur einen Gedanken darauf verschwenden, zeitweiligen Ersatz für gesperrte Parkflächen zu finden. Es ist Politik der Rot-Roten Regierung, Autofahrer zu entmutigen. Die Berliner sollen auf den Öffentlichen Nahverkehr ausweichen. Wer das tut, hat das nächste Problem. Wann die nächste S-Bahn kommt, ob sie überhaupt fährt, kann niemand mehr sagen. Auch der U-Bahnbetrieb ist wegen zahlreicher Baustellen eingeschränkt. Ob und wann der nächste Bus oder die Straßenbahn kommen, ist ebenso ungewiß.
Der Weg zur Arbeit und zurück ist längst zum Geduldsspiel geworden. Mal sehen, wie lange sich die Berliner das noch gefallen lassen.

 

achgut.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Friedrich Dominicus

Ist es nicht so, daß genau das passiert wenn Eigentum nicht mehr "geschützt" wird?

Gravatar: Freidenker

Das ist das Ergebnis des Egalitarismus als Ziel des Demokratismus im real existierenden Wohlfahrtsstaat.

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