Libertäre sind nicht rechts

Die links-grünen Hohepriester haben ein neues Wort erfunden: “neurechts”. Diese Keule wird pauschal gegen alle ausgepackt, die den EU-Zentralismus oder auch das Geldsystem kritisieren. Mit der angewandten Deutungshoheit outen sich die Agitatoren als Feinde der Freiheit.

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“Immer hübsch die Nazikeule aus dem Keller holen und schon sind Fakten vollkommen überflüssig”, schreibt Susanne Kablitz im Blog “Café Liberté”. Dabei werden Libertäre und tatsächlich Rechte stets in einen Topf geworfen. Rechtskonservative lehnen die EU ab, weil sie einen starken Nationalstaat wollen. Libertäre lehnen die EU ab, weil sie jede Form von zentraler Herrschaft ablehnen und die Freiheit bevorzugen. Ja, wirklich libertäre Menschen lehnen auch die BRD ab, denn sie wünschen sich alle Macht dezentral in den Kommunen oder Gemeinden. Karrierejournalisten und neosozialistische Radikaleuropäer stempeln jeden als “neurechts” ab, der die EU-Zentralherrschaft kritisiert.

Libertäre glauben an die “Österreichische Schule”.  Hauptfigur dieser Lehre ist Friedrich von Hayek, der für sein Werk „Preise und Produktion“ 1974 den Wirtschaftsnobelpreis bekam. Grundaussage: Durch Inflation und Kreditexpansion würde das gesamte Preissystem verzerrt, der Preis verliere seine Funktion der Information über Knappheit, unproduktive Produktionsweisen würden dadurch künstlich am Leben gehalten. Für Hayek weisen Sozialismus und Nationalsozialismus die gleichen totalitären Tendenzen auf. Viele Anhänger der Österreichischen Schule mussten vor den Nazis fliehen, denn schon damals wie auch heute galten sie als Kritiker des Systems.

Ist es nicht ein bisschen gaga, was als rechts oder links gilt? Weniger EU gilt als rechts, weil dahinter oft “mehr Nationalstaat” steht und mehr EU gilt als links. Es gilt also als links, ein undemokratisches Zentralreich auf europäischem Boden zu fordern. Eine Zentralherrschaft, in der das Parlament nichtmal Gesetze vorschlagen darf, wie ich gesten schrieb. Libertäre lehnen die EU und den Nationalstaat ab. Was nun? Links oder rechts? Was sagen die neosozialistischen Radikaleuropäer hierzu?

Die Möchtegern-Systempartei “Piraten” begründet ihren Boykott an den Friedensdemonstrationen wie folgt: “Rechter Populismus und Verschwörungstheorien liegen uns fern”. Der Satz enthält zwei Keulen, denn die Nazikeule alleine hilft oft nicht. In solchen Fällen bedarf es der Verschwörungstheorie-Keule (VT-Keule). Geht es um Wirtschaft oder Geld, dann sprechen viele lautstark von einer VT und schwingen die Keule. Wenn aber z.B. die Piratenpartei pausenlos vor dem totalen Überwachungsstaat warnt, dann ist das “gut recherchiert”. Man muss sich wirklich mal fragen, wo und wie man den Begriff “Verschwörungstheorie” verwendet. Nur weil man etwas nicht versteht oder nicht wahr haben will und nur weil etwas nicht in der Tagesschau kommt, ist es noch lange keine VT.

Es gibt mehr wie nur schwarz und weiß! Nicht alle Kritiker des Zentralbankensystems und nicht alle Gegner radikaleuropäischer Bestrebungen sind rechts. Manche von ihnen sind auch libertär und verfolgen freiheitliche Ziele, die mit einer Dezentralisierung von Macht einhergehen. Auch soetwas wie Zinsen kommt in der Österreichischen Schule durchaus vor. Zins ist der Preis für Risiken und die zeitliche Überlassung von Geld. Erst bei Marktmanipulation durch Kartelle und Marktverzerrung durch selbige beginnt die Kritik. Der Liberalismus in Deutschland wurde jahrelang durch die FDP diskreditiert. Auch wurde den Deutschen unbedingten Gehorsam anerzogen. Deshalb habe ich noch Verständnis, dass manche radikaleuropäische Zentralisten noch nichts mit dem Begriff der Freiheit anfangen können. Die meisten Deutschen fordern erst dann Freiheit, wenn sie Hunger haben, frieren oder bluten.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: mestro

Guter Kommentar!

Gravatar: keinUntertan

Du sprichst etwas Wichtiges an, Jenny.
Wer das Bankensystem kritisiert, ist Antisemit.
Wer die US-Außenpolitik kritisisert, ist Anti-Amerikaner.
Wer die EU kritisiert, ist Anti-Europäer.
Wer die Verfassung reformieren will (z.B. mehr Bürgerbeteiligung wünscht), ist Verfassungsfeind.
Wer sich kritische Gedanken zu Machtstrukturen macht, ist Verschwörungstheoretiker.
Wer Frieden ist Osteuropa will, ist Putinversteher.
Alles kann mit Kampfbegriffen diffamiert werden.
Hauptsache, das Establishment kann im Sessel bleiben.

Zu den Libertären: Von denen gibt es zwei Sorten (ohne eine Wertung vornehmen zu wollen): Die Wirtschaftslibertären und die Libertären Sozialisten (Anarchisten, Antiautoritäre Linke). Man kann auch von Rechts- und Linkslibertären sprechen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Richtungen.

Die einen mögen von Mises, Hayek, Friedman und jüngst Ron Paul.
Die anderen Bakunin, Kropotkin, Rudolf Rocker und jüngst Noam Chomsky.
Beide Gruppen lehnen starke Machtkonzentrationen ab.
Der wichtigste Unterschied: Die ersten sind für Privatbesitz, die zweiten für Kommunalbesitz (à la Kibbuz oder ähnlich).

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