Lesermail (Video sexuelle Belästigung in New York)

Der maskulistische Publizist Kevin Fucs schreibt mir heute zu der Debatte um das Hollaback-Video:

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Ich denke, dass bei der Beurteilung des Videos ein Aspekt bisher ungenannt blieb: die nonverbale Kommunikation, die in dem Video zwischen der Frau und den Männern stattfindet. Sie marschiert ja bereits mit der Erwartung durch die Straßen, angemacht zu werden. Dies und auch die ganze Abschätzigkeit den Männern gegenüber kommt auch in ihrer Körpersprache und Mimik zum Ausdruck.

Sie wird es auch nicht vermeiden können, mit ihrem hässlichen Blick den einen oder anderen tatsächlich anzusehen. Wenn Du ein Schwarzer aus einem etwas problematischeren Viertel bist, und es kommt so eine weiße "Priviliegienmuschi" daher, die Dich ankuckt wie ein Stück Scheiße um dann ungerührt an Dir vorbeizuschweben, was sagst Du dann zu ihr? "Smile!" "You don't wanna talk?" "Because I'm ugly?"

Die Frau in dem Video begeht den kardinalen Irrtum sie gehe "nur durch die Straßen" ohne selbst zu kommunizieren. Das stimmt so nicht. Sie darf nicht davon ausgehen, dass ihre Verächtlichkeit nicht wahrgenommen wird.

Beitrag erschien auch auf: genderama.blogspot.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Blobfisch

Die Frau in dem Video, um das es geht, hatte eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt ohne nennenswerten Ausschnitt an.
Was soll man da zuknöpfen? Da müsste man schon eine Burka tragen, und selbst dann würde man wahrscheinlich angemacht werden.

Wie eine Frau aussieht oder was sie trägt hat wenig Einfluss darauf, ob sie sexuell belästigt wird.

Und wie jemand aussieht sollte auch keinen Einfluss darauf haben, ob man diese Person sexuell belästigen darf, bezogen auf Ihren zweiten Absatz.

Gravatar: Karin Weber

Wenn ich mir die das so durchlese, dann regen sich genau die Frauen über vermeintlichen Alltagssexismus auf, die davon ganz sicher nicht betroffen sind. Birgit Kelle hat es kurz und präzise formuliert: ".. dann mach doch die Bluse zu!"

Sehe ich mir die derzeitige Diskussion in diesem erweiterten Kontext an, dann fordern doch auch solche Frauen die Abänderung des § 177 StGB, die niemand selbst mit einen Stock berühren würde.

Gravatar: Blobfisch

@Stefan Neudorfer :
Mir wurde auch schon von "erkennbar gutsituierten, sportlich-gutaussehenden Männern" hinterhergepfiffen.
Ihre Ansicht, wenn die Rollen vertauscht wären, kann ich also nicht bestätigen.

Ich habe noch nie eine Frau gesehen, die einem Mann auf der Straße hinterhergepfiffen hat.

Gut, in Ihrem Fall ging es um eine berühmte Persönlichkeit. Das heißt natürlich nicht, dass die Reaktion Ihrer weiblichen Begleitung in Ordnung war, ganz im Gegenteil, aber wenn man einem Celebrity begegnet verhalten sich nun mal die meisten Menschen anders, ich denke also, dass man diese Situation nicht als Grundlage heranziehen kann.

Also was ich sagen will, Sie haben schon Recht, umgekehrt ist die ganze Sache natürlich auch nicht in Ordnung.
Es ist aber so, dass Männer zwar auch objektifiziert und sexualisiert werden, aber bei weitem nicht so sehr wie Frauen.

Gravatar: Blobfisch

Leider sind solche Ansichten nicht unbedingt die Ausnahme.

CNN hat da eine Diskussion gezeigt, bei der einer der Teilnehmer meinte, dann soll man sich halt gegen solche Belästigungen wehren und den Kerlen seine Meinung sagen.
Daraufhin meinte die andere Teilnehmerin, dass erst letzte Woche bei so einem Fall eine Frau umgebracht wurde, weil sie ihre Meinung gesagt hat, und der erstere meinte daraufhin nur, dann sollen Frauen halt ne Pistole mitnehmen.

Und da heißts, es gäbe keinen Sexismus mehr...

Gravatar: Stefan Neudorfer

Ich war mal vor ein paar Jahren mit Kolleginnen beim Essen und am Nachbarstisch saß Boris Becker. Damals noch etwas jünger. Für mich war es nun sehr interessant anzusehen wie meine Kolleginnen auf ihn reagierten und das war bei weitem nicht so brav und harmlos wie man meinen könnte. Mir ist dabei nur der Gedanke gekommen: Der arme Kerl.
Das lässt mich die Frage stellen wie das Video anders herum aussehen würde. Also ein erkennbar gutsituierter, sportlich-gutaussehender Mann - also ein für die Frauen interessanter Geschlechtspartner - geht durch die Strassen, wie wäre die Reaktion der Frauen? Wäre sie besser? Nach meiner Beobachtung würde ich klar NEIN sagen, im Gegenteil.
Wir sind nun mal in unserer biologischen Rolle gefangen und manche können besser damit umgehen und andere nicht. Und ich finde es falsch eine Frau so anzubackern, aber auch wenn ein Mann so angemacht wird, ist es nicht richtig.

Gravatar: Danton

Ich bin überrascht, dass immer noch nicht mehr Leser über diesen Beitrag protestiert haben.
Die Aussagen des Herrn Fucs sind an Zynismus ja kaum zu überbieten. Und die Umkehrung der Gewaltursachen, wie sie auch in Indien in letzter Zeit immer wieder publik wurden ist einfach nur abartig.
"Eh kukst du! Krigst du Fresse" - Dann schau doch einfach weg und lass den armen unterpriviligierten das Recht der Stärkeren - will der Autor uns das wirklich verkaufen?

Allerunterste Schublade bizarr selbstgefällig mit pseudo-psychologischer Beweisführung nach dem Motto "Kommunikation ist nie einseitig"
Herr Fucs will uns also eigentlich durch die Blume sagen: Frauen tragt eine Burka, dann kommuniziert ihr eindeutig, dass ihr in Ruhe gelassen werden wollt.

Jetzt würde ich eigentlich noch anfangen Herrn Fucs wüst zu beschimpfen, aber dann wird's ja nicht gedruckt :-)

Gravatar: Blobfisch

ehm ja, also damit ich das richtig verstehe:
Frauen sind schuld daran, wenn uns Kerle auf der Straße hinterherrufen, weil wir durch die Straßen gehen, in der Erwartung und aus jahrelanger Gewohnheit, dass uns hinterhergerufen wird?
Was war dann die Entschuldigung, als wir alle noch naive junge Mädchen waren? Warum hat man uns damals objektifiziert und angepöbelt?
Die "Erwartung, angemacht zu werden" kommt sicher nicht von ungefähr.

andere Frage:
Wenn eine Frau mit einem abweisenden Blick vorbeigeht, sollte das den Männern nicht die Botschaft übermitteln "ich will in Ruhe gelassen werden"? Wieso denkt Mann sich dann "Oh, die will offensichtlich ihre Ruhe haben, pöbeln wir sie an!"

noch eine andere Frage:
Wie sollten wir Ihrer Meinung nach reagieren? Freundlich lächelnd durch die Gegend schweben? Dann fühlt sich diese Sorte Mann doch erst Recht zur Belästigung aufgefordert!

"Wenn Du ein Schwarzer aus einem etwas problematischeren Viertel bist, und es kommt so eine weiße “Priviliegienmuschi” daher, die Dich ankuckt wie ein Stück Scheiße um dann ungerührt an Dir vorbeizuschweben"

Am besten läuft frau in Zukunft also mit Augenbinde durch die Gegend, damit man ja niemanden unfreundlich anschaut.
Oder wir gehen am besten gar nicht mehr aus dem Haus, die Straße scheint ja dem "Schwarzen aus einem etwas problematischeren Viertel" zu gehören und wehe, eine Frau wagt es da durchzulaufen und sich den Kerlen nicht an den Hals zu werfen.

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