Lesenswertes Interview

Es ist in den Kreisen, die die alte Liturgie pflegen eine Art liturgischer Elite gewachsen, die sich die intensive Pflege der Liturgie auf die Fahnen geschrieben hat. Man könnte von einer Art neuer liturgischer Bewegung reden. Diese für die ganze Kirche fruchtbar zu machen, wird eine Aufgabe (auch) jüngerer Liturgiewissenschaftler sein.

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Darauf weise ich doch gerne hin.

Ein Interview von katholisch.de mit Martin Stuflesser, Prof. für Liturgiewissenschaften  in Würzburg.

Keine stummen Zuschauer

Erster Gedanke: Endlich mal ein Liturgiewissenschaftler, der die Hl. Messe in der außerordentlichen Form nicht in Bausch und Bogen verdammt.

Folgende Aussage finde ich bedenkenswert im Hinblick auf die reale liturgische Praxis vor 100 Jahren, die von Tradis so gerne idealisiert wird.

Stuflesser: Schon Papst Pius X. sagte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, er wolle nicht, dass die Gläubigen während der Messe beten, sondern die Messe selbst beten, also das tätig mitvollziehen, was hier liturgisch geschieht.

Das nämlich ist im Grunde der Ausgangspunkt der liturgischen Bewegung zu Anfang des 20. Jh. Das ist die Motivation für die Liturgiereform. Last not least sollte das die Motivation für die eigene, ganz persönliche Liturgiereform sein. Ganz gleich, ob ich in die “alte” oder “neue” Messe gehe. Eine Hl. Messe ist nie eine Privatveranstaltung, sie ist liturgisches, betendes Handeln der ganzen Kirche. Meine persönlichen Anliegen finden darin, gerade indem ich das Handeln der Kirche mitvollziehe, durchaus ihren Platz, niemals sollen sie im Mittelpunkt stehen.

Sprachlich ist das Interview gerade deswegen so angenehm, weil es sich jeglicher Kampfrhetorik enthält und sowohl auf die ordentliche als auch auf die außerordentliche Form des röm. Ritus einen wohlwollend kritischen Blick wirft.

Auch für mich gilt, daß ich in der ordentlichen Form des röm. Ritus aufgewachsen bin und dort meinen Glauben und mein Beten gebildet habe. Ich schätze die neue Leseordnung sehr und bedauere zugleich, daß damit die sehr alte (und nebenbei gemeinsame Leseordnung mit den Lutheranern) aufgegeben wurde. Wo die Liturgie nach dem Missale von 1970 rite et recte gefeiert wird, da wird gut und würdig die Liturgie der Kirche gefeiert. Bei aller Kritik, die man am Missale von 1970 üben kann. Wo in der außerordentlichen Form zelebriert wird, das muß man einfach ehrlich so sagen, wird heute anders zelebriert als vor 70 oder 80 Jahren. Es ist in den Kreisen, die die alte Liturgie pflegen eine Art liturgischer Elite gewachsen, die sich die intensive Pflege der Liturgie auf die Fahnen geschrieben hat. Man könnte von einer Art neuer liturgischer Bewegung reden. Diese für die ganze Kirche fruchtbar zu machen, wird eine Aufgabe (auch) jüngerer Liturgiewissenschaftler sein. Lobenswert also, daß Prof. Stuflesser mit seinen Studenten auch diese Form der Liturgie betrachtet.

Die lateinische Sprache in der Praxis als Liturgiesprache aufzugeben halte ich im übrigen für einen riesengroßen Fehler, ebenso wie ich die Einführung der Verkündigung in Landessprache für einen Gewinn halte. Ein deutlicheres Postulat für Latein hätte ich mir in dem Interview gewünscht. Alles kann man nicht haben.

Ausgewogen ist Stuflesser auch bei der Betrachtung der Gebetsrichtung. Die ausdrückliche Wertschätzung der gemeinsamen Gebetsrichtung von Priester und Gläubigen sowohl in der alten wie auch in der neuen Form ist lobenswert und könnte so manch einen etwas romantischen Blick auf nachkonziliare Altarraumgestaltung (zuweilen Verunstaltung) mal in ein anderes Licht rücken.

Auch der Blick auf niederschwellige geistliche Angebote ist ein Gebot der Stunde. Mehr noch, es gilt klarzustellen, daß niederschwellig ungleich unterirdisch ist. Wer einmal bei Nightfever war, weiß, wie ein wirklich niederschwelliges Angebot aussieht. Nightfever ist modellhaft niederschwellig. Der Zugang ist erleichtert und offen, einladend und attraktiv. Der Inhalt hingegen ist hochkarätig und anspruchsvoll. Niederschwellig heißt nicht, daß die inhaltliche Höhe erst unter Bodenniveau beginnt.

Alles in allem ein Interview, über das sich zu diskutieren lohnt.

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Crono

So ein Blödsinn können nur Sie - "Physiker, Philosoph" von Gottes Gnaden - produzieren. Das hätten Sie doch selbst schon lange wahrnehmen könne.

Gravatar: Joachim Datko

Religiöser Hokuspokus der großen Kirchensteuerkirchen heute in Deutschland uninteressant!

Zitat: "eine Art liturgischer Elite gewachsen, die sich die intensive Pflege der Liturgie auf die Fahnen geschrieben hat."

Die beiden großen Kirchensteuerkirchen verlieren im langjährigen Durchschnitt in D zusammen knapp 500.000 Mitglieder pro Jahr. Kirchenschließungen sind an der Tagesordnung.

Es gibt kaum noch Kirchgänger unter den verbleibenden Mitgliedern. Bei der r.-k. Kirche fiel der Anteil von 11,8% in 2012 auf 10,8% im Jahr 2013. Der langjährige Verlust liegt bei über 0,4% pro Jahr.

Ich bin gerne bereit, zu den Nachteilen des regelmäßigen Kirchgangs ausführlich Stellung zu nehmen.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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