Legitime Notwehr

Absolut verstandene „Schulpflicht“ öffnet dem Mißbrauch Tür und Tor.

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Seit Wochen erregt ein sogenannter Bildungsplan, der Baden-Württembergs Schulen ideologisch neu ausrichten soll, die Gemüter. Weithin unerwähnt bleibt jedoch: Die geplante Hypersexualisierung im Ländle ist geschützt durch eine Rechtspraxis, nach der sich strafbar macht, wer der „Schulpflicht“ nicht nachkommt.

Im Grunde genommen setzt Landesfürst Winfried Kretschmann bloß um, was von Anfang an beschlossen war – ein Blick in das Wahlprogramm seiner Partei genügt. Immerhin wurde Grün-Rot in Baden-Württemberg “demokratisch gewählt”, ihr Koalitionsvertrag gilt als vom Souverän abgesegnet. Warum sollte der Mann aus seinem Herzen eine Mördergrube machen – und jungen Kinderseelen vorenthalten, was seiner Klientel auf den Nägeln brennt? So wird denn die Heilsbotschaft für die Schule von morgen lauten: Mit allem und jedem sollst du ‚können’ – auch wenn es dir noch so sehr gegen den Strich geht!

Einen “Bildungsabsolutismus” der Regierenden geißelte unlängst die Kolumnistin Bettina Röhl in der „Wirtschaftswoche“ mit erfrischend eindeutigen Worten: „Schule ist nicht legitimiert, in die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen durch verklausuliert formulierte Bildungsimperative einzugreifen und dort steuernd tätig zu werden.“ Mehr noch: „Die unguten heimlichen und unheimlichen Fantasien, die den Bildungsabsolutismus beherrschen, sind auf die wahnhafte Erfindung einer neuen Welt gerichtet, und die Lasten dieser Politik werden dabei auf die Schwächsten der Gesellschaft, nämlich auf die Kinder, abgewälzt.“

Experimentierfeld verantwortungsloser Sozialtechniker

Indes: So ungewöhnlich ist es nicht, daß Politik Schulinhalte, die das elterliche Erziehungsrecht unterlaufen, diktatorisch vorgibt. Auch nicht, daß ihr der Unmut der Betroffenen kaum mehr wert ist als warme Worte. Widerstand gegen die Triebkunde heute gab es so ähnlich schon vor vierzig Jahren – allerdings ohne Facebook und elektronische Volksabstimmung. Damals begann der Staat unter bildungspolitischer Tarnkappe alle Schüler mit „Aufklärung“ zu beglücken. Souverän ließ die ihn flankierende Justiz sämtliche Versuche auflaufen, sich gegen die staatliche Umerziehung in Geschlechtsdingen zu wehren.

„Schule“ ist eine geschlossene Veranstaltung, das perfekte Experimentierfeld für verantwortungslose Sozialtechniker. In den für Schüler prägendsten Jahren geschieht darin alles mögliche, wie in einer „Black Box“. Eltern wissen nur, sie stecken vorne etwas hinein, und hinten kommt etwas heraus. Die inhaltlichen Vorgaben und Zufälligkeiten von Schule entziehen sich Außenstehenden weitgehend. Auch wird keiner der Verantwortlichen bei uns jemals zur Rechenschaft gezogen für das, was durch den Aufenthalt in der „Black Box“ aus den Kindern geworden ist – und wie sich das auf deren Familie letztlich auswirkt.

An den Schulen wird die Grundlage für das gelegt, was in der Zukunft zählt. Das weiß der Staat, das wissen die Gruppen, die in ihm Einfluß ausüben, die ihn dominieren wollen. Um Bildung, um Lesen, Rechnen und Schreiben, geht es höchstens am Rande. Denn hier sind die staatlicherseits erzielten Ergebnisse eher von der traurigen Gestalt. Seit Jahren reden Schulämter, Jugendgerichte und Medien daher nicht mehr von Schulbildung. Irgendwie hat sich herumgesprochen, daß Bildung auch außerhalb eines Schulgebäudes erzielbar ist. Schule hat nun vielmehr die Aufgabe zu “sozialisieren” und zu “integrieren” – und zwar auf ganz bestimmte Weise: Immer im Kollektiv, allermeist unter Gleichaltrigen, stets jenseits des elterlichen Einflusses. Schnittmengen mag es zwar geben. Gibt es sie nicht, haben Eltern dennoch nichts zu melden.

Blankoschecks und Sozialfeinde

Was sich jetzt „Bildungsplan“ nennt, ist in Wahrheit ein Erziehungsplan. Und der ist nur deshalb möglich, weil Eltern sich das zuvörderst ihnen zustehende Recht auf Erziehung (und konsequenterweise auch Bildung) ihrer Kinder aus der Hand schlagen ließen. Wieder einmal rächt sich, daß wir nach den braunen Jahren nicht auf einem liberaleren Schulsystem bestanden, wie unser Grundgesetz es einräumt. Stattdessen überließen alle Deutsche ihre Kinder weiter brav dem Staat – wohl in der Hoffnung, er sei besser, vertrauenswürdiger geworden. Doch was als absolute „Schulpflicht“ mit dem Ruch des Unausweichlichen, des elementar Notwendigen daherkommt – und so Grundlage für Indoktrination aller Art ist –, geht auf staatliche Selbstermächtigung zurück. Unsere Verfassung jedenfalls sieht diese Totalität in Schulfragen gar nicht vor.

Als in den Siebzigern erstmals Widerstand aufflammte, interpretierte das Verfassungsgericht einen Blankoscheck herbei, den alle Eltern dem Staat auszustellen haben. Demnach darf Schule als Trägerin eines “Bildungs- und Erziehungsauftrags” grundsätzlich mit den Kindern anstellen, was sie will. Der Auftrags-Begriff sollte noch Karriere machen: Im Kampf gegen Hausunterricht. Wann immer jemand in der Folge am staatlichen Bildungsmonopol zu rütteln wagte, wurde er in den Medien als “fundamentalistischer Schulverweigerer” dargestellt, der mit Fug und Recht eingestielt gehört.

Bei den meisten Verfahren gegen solche, die eine Alternative zum schulischen Angebot leben, steht immer der Vorwurf des Staats- oder Sozialfeindes im Raum. Diesem Bild geht die Öffentlichkeit bis heute tief beeindruckt auf den Leim. Wirksam konnte man so bislang jede spürbare Solidarisierung verhindern. Verlor jemand wegen schulischer Unbotmäßigkeit Eigentum an den Gerichtsvollzieher, die eigenen Kinder ans Heim, oder wanderte gar ins Gefängnis: Die eigentlichen Verursacher hiervon focht das nie an.

Mißbrauchtes Monopol

Doch den weithin gleichgeschalteten Protagonisten des Schulzwangs sind längst die Argumente ausgegangen. Es wird nur noch qua Macht entschieden und verurteilt. Dabei legen die Staatsjuristen oft ein hanebüchenes Rechtsverständnis an den Tag, das mit dem freiheitlichen Charakter und den schwarz auf weiß niedergelegten Grundsätzen unserer Verfassung wenig zu tun hat. Heute haben wir die Situation, daß der Schulgebäudezwang, obwohl noch immer verfassungswidrig, auf höchste richterliche Weihen verweisen kann.

Es mußte zur heterophoben Überdehnung des staatlichen Schulmonopols kommen, damit richtig deutlich wird, zu welchem Mißbrauch alternativlose „Schulpflicht“ sich eignet. Nach wie vor besteht die legitime Notwehr der Ausgelieferten darin, die Kinder aus den Schulen zu nehmen: hundertfach, tausendfach. Eine solche Abstimmung mit den Füßen wird noch von jedem diktatorischen System verstanden. Der Preis ist hoch. Aber überwiegt erst der Leidensdruck, wird es kein Halten mehr geben.

Glücklicherweise bieten einige wenige Familien dem Erziehungsstaat insofern die Stirn, als sie unverdrossen ihren Kindern ein Leben ohne rituellen Schulgang ermöglichen. Den Erfolg verantwortungsbewußten Nicht-Schulbesuchs mag man bezweifeln – doch ignorieren läßt er sich schon lange nicht mehr! Der beharrliche Kampf jener Familien erzeugte mittlerweile einen Fundus an juristischen und praktischen Erfahrungen, aus dem noch all jene schöpfen werden, die heute erstmals den totalen Schulstaat heraufdämmern sehen.

Ebenfalls erschienen auf derblauebrief.net

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Tilda

Bei uns sind viele Eltern, die ihre Kinder in Privatschulen geben und somit dem staatlichen
Zwang wenigstens etwas entziehen.
Für mich ist der geplante Bildungsplan eine Vergewaltigung von Kinderseelen.
Kinder im Kindergarten und in der Grundschule müssen noch nicht mit Bilderbüchern in denen ein erigierter Penis gezeigt wird gequält werden.
lasst doch Kinder Kinder, sein nur Pädophile können ein Interesse an diesem Terror für Kinderseelen haben. Bei der Demo für den Bildungsplan nehmen ja auch Pädophile teil, ohne von den Bildungsgurus gerügt zu werden- sagt doch alles, oder?

Gravatar: MicroHirn

@Lektor,

das Recht auf eine eigene Meinung und das Recht zu kritisieren in einer Demokratie von der Zahlung von Steuern abhängig zu machen, ist was genau? Klären Sie mich mal über diese Unlogik auf. Was bringt Sie bloß zu dieser verzerrten Demokratieauffassung?

Gravatar: Hannes

Ihrem Kommentar stimme ich auf ganzer Linie zu.

Gravatar: Bella

@ DerLektor
Ist das Ihre übliche Art zu diskutieren, statt sachliche Argumente niveaulose, beleidigende, persönliche Untergriffe zu verwenden?

Gravatar: Benni

Sie werden ja immer gereizter. Ist es so schwer zu ertragen, dass kontinuierlich mehr Menschen stutzig werden und die frommen Parolen Ihrer Zunft zu hinterfragen beginnen?
Sie glauben doch wohl nicht, dass ich nur einem Ihrer Links nachgehe. Das tu ich mir nicht an.

Gravatar: DerLektor

Wissen Sie, wer fast ausschließlich vom Kindergeld und daher auf Kosten des Steuerzahlers lebt, der sollte unsere Demokratie nicht Diktatur nennen. Und jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit dem Hinweis, dass Ihre Frau uns allen sieben kleine Steuerzahler geboren hat. Lächerlich.

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Gravatar: Ulrike

Sehr gut geschrieben, Herr Dudek. Die rigorose Schulpflicht ermöglicht es Lobbyisten und Politikern tatsächlich, unseren Kindern das Hirn vollzustopfen mit abartigen, ideologischen Ideen, welche die Zukunft unserer Gesellschaft bestimmen sollen.
In den Ganztagsschulen sehe ich eine zusätzliche Gefahr. Bald werden sie die Halbtagsschulen gänzlich abgelöst haben, so dass die Kinder fast rund um die Uhr staatlich verordneter Indoktrination ausgesetzt sind.

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