Lebensrecht: „Und dennoch weine ich manchmal!“

Wenn es nur darum geht, „Recht“ zu haben, dann sind die Argumente der Lebensschützer nicht eingängiger als die der Abtreibungsbefürworter - sie prallen aufeinander und prallen damit ab!

Veröffentlicht:
von

Das Thema Abtreibung, vielfach euphemistisch „Schwangerschaftsabbruch“ oder gar „Schwangerschaftsunterbrechung“ (als ob man die Schwangerschaft fortsetzen könnte) ist – das ist eine Binsenweisheit – emotional belastet. Vielen Protagonisten eines Abtreibungsrechts sprechen von der Entscheidungsfreiheit einer Frau, selbst bestimmen zu können, ob ein Kind in der aktuellen Lebensphase gewünscht ist oder nicht. Es geht dabei nicht nur um medizinische Indikationen, die ohnehin nur einen Bruchteil der über 100.000 pro Jahr in Deutschland vorgenommener Abtreibungen betreffen, sondern das, was als „Selbstbestimmungsrecht“ (das interessanterweise in dieser Form gar nicht in unserer Verfassung steht, schon gar nicht in Konkurrenz zum Lebensrecht eines anderen Menschen) der Frau betrachtet wird. Eine Einschränkung dieses postulierten Rechts wird gleichgesetzt mit der Unterdrückung der Frau – ohne das Lebensrecht des Kindes auch nur ins Kalkül zu ziehen.

Andererseits machen wir uns als Lebensschützer nichts vor, auch unser Werben für das Lebensrecht ungeborener Kinder ist nicht immer wirklich rational nachvollziehbar – und vor allem nicht immer, wenn es um Christen geht, von christlicher Nächstenliebe geprägt. Frauen die abgetrieben haben, den „Mord“ an ihren Kindern vorzuwerfen, diejenigen, die sich nicht eindeutig gegen eine Abtreibung aussprechen als Paria der Gemeinschaft zu betrachten, sorgt für eine Emotionalität in der Diskussion, die dem gegenseitigen Verstehen nicht dienlich ist. Dabei ist den anderen zu verstehen doch eine der Grundlagen, sich mit ihm im Dialog zu nähern. Wenn es nur darum geht, „Recht“ zu haben, dann sind die Argumente der Lebensschützer nicht eingängiger als die der Abtreibungsbefürworter - sie prallen aufeinander und prallen damit ab!

Heilsam ist es dann, auch mal die Seite einer Betroffenen zu hören, wie sie gestern in der Welt-online unter dem Titel „Das Kind ist weg, die Gedanken bleiben. Verdammt.“ nachzulesen war. Beschrieben ist dort die Geschichte einer beruflich erfolgreichen jungen Frau, sie hat gerade die ersten Berufstage als Unternehmensberaterin begonnen, die ungewollt schwanger wird, und sich gegen das Kind entscheidet, es abtreiben lässt und seither mit seelischen Problemen zu kämpfen hat. Natürlich ist auch dieser Bericht, aus dem Blickwinkel einer Betroffenen geschrieben, emotional. Aber er macht die Entscheidungslage deutlich, in der ein Mensch jenseits besonderer medizinischer Indikationen oder sozialer Notlagen stehen kann, wie eine Frau zur Entscheidung für eine Abtreibung kommen kann auch wenn sie durchaus auch andere Argumente gehört hat, und wie eine solche Entscheidung das Leben prägt.

Es geht dabei nicht darum, gut zu heißen, dass diese Frau den neuen Job vor das Leben ihres Kindes stellt, es geht nicht um ein Urteil, es geht um das Verstehen, dass einer Frau in dieser Situation von den verschiedensten Seiten suggeriert wird, dass die Abtreibung die bessere Entscheidung wäre. In einer solchen Situation kann man nicht mir „Mord“ argumentieren oder mit Bildern zerstückelter Föten – damit werden wir als Lebensschützer betroffene Frauen nicht erreichen. Eine andere Sicht nahezubringen, auch Unterstützung anzubieten, nicht zuletzt mitzuhelfen, eine Gesellschaft zu formen, bei der ein „frühes Kind“ nicht das Ende der Welt darstellt, das ist auch Aufgabe einer Pro-Life-Bewegung, die den Namen verdient.

Am 20. September findet in Berlin wieder der Marsch für das Leben statt, bei dem es im Schwerpunkt um das Lebensrecht ungeborener Kinder geht. Eine solche Demonstration ist einerseits kein Ort der differenzierten Betrachtung – es darf aber auch nicht der Ort der Verurteilung von Frauen sein, die abgetrieben haben, oder die vor dieser Entscheidung stehen und sich nicht eindeutig für das Kind entscheiden. In den vergangenen Jahren haben auch immer Frauen ein Zeugnis gegeben, die abgetrieben haben und diese Entscheidung nun bereuen. In vielen Fällen kann ihnen geholfen werden, Vereine wie Rahel machen sich um diese Frauen verdient. Aber wer weiß außerhalb des engen Kreises der Lebensrechtsbewegung schon, dass man auch Frauen, die abgetrieben haben, nicht alleine lassen will.

Eine Kommentatorin des Beitrags schreibt unter anderem:

Ja, ich verstehe die Protagonistin. Bei mir war der Abbruch auch zwischen vielen Terminen. Vergessen gehört nicht dazu, es bleibt, die Gedanken. Und verdammt noch mal, war es gut was ich getan habe? Ja, es war gut! Und dennoch weine ich manchmal!

Ich vermute, sie weint alleine – und das muss uns als Christen umtreiben, egal, wie unverständlich einem im Einzelfall die Entscheidung gegen das Leben erscheint.

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Ingvar

Was mich an der ganzen Abtreibungsdiskussion immer wieder auf die Palme bringt: Fragt doch bitte mal den Betroffenen, bei dem es sprichwörtlich um Leben und Tod geht: Das Kind!!! Ok, es kann (noch) nicht reden. Sonst würde es sagen: "Mama, auch wenn ich Dir jetzt nicht in den Kram passe, ich möchte leben! Dazu bin ich doch entstanden! Und wenn Du mich wirklich nicht lieben und versorgen kannst, z.B. weil Papa sich aus der Verwantwortung zieht und Du dich allein gelassen fühlst, oder weil Dir deine Karriere wichtiger ist oder meinst, Du seist zu jung um Mutter zu sein, dann lass mich bitte trotzdem leben. Du kannst mich nach der Geburt zur Adoption freigeben und ich werde bei anderen Eltern, die z.B. ungewollt kinderlos sind, ein gutes Zuhause haben. Das ist für dich und mich doch tausendmal besser, als mich einfach wieder wegmachen zu lassen!"
Klingt emotional, aber das ist es nunmal!
Wir sind zu recht entsetzt, wenn mal wieder ein frisch geborenes Baby auf einem Rastplatz im Mülleimer gefunden wird und die Mutter spurlos verschwunden ist. "Wie barbarisch", klagen wir dann! Die Tatsache, dass die Tötung des Babys wenige Wochen früher im Mutterleib stattfindet, ändert doch nichts daran, dass Abtreibung der gewollte, gewaltsame Tod eines wehrlosen, schutzbedürftigen Menschleins ist. Warum wird das immer wieder bei dieser Diskussion "verharmlost" und weichgespült?

Und die schwerwiegenden Folgen aller Beteiligten - allen voran der Mutter - werden in Aufklärungsgesprächen und in unserer Gesellschaft schön heruntergespielt. Kein Wort vom wissenschaftlich bewiesenen PAS (post abortion syndrom), der hohen Wahrscheinlichkeit lebenslanger Depressionen und Psychosen, ungewollter Kinderlosigkeit und Fehlgeburten, erhöhter Wahrscheinlichkeit von Brust- und Gebärmutterkrebs, etc.
Wie pervers ist unsere Gesellschaft geworden, in der das kostbarste Geschenk, das es auf diesem Planeten gibt - menschliches Leben - derart mit Füßen getreten wird.

Niemand muss in Deutschland verhungern oder verwahrlosen, wenn ein Kind ungeplant "dazwischen" kommt. Evtl. muss man seine (egoistischen) Lebensziele etwas korrigieren. Aber das macht doch das Leben interessant und lebenswert!

Übrigens: Ich bin verheiratet, Anfang 40, Vater von 5 wunderbaren Kindern. Meine Frau wurde - Gott sei Dank - damals nicht abgetrieben, als sie "ungeplant" dazwischen kam, sondern zur Adoption freigegeben. Dafür bin ich ihrer leiblichen Mutter immer noch sehr dankbar. Wieviel Leben würde heute fehlen, wenn ihre Mutter sich damals anders entschieden hätte.

Gravatar: Waldgänger aus Schwaben

@blobfisch

In der Erzählung über die Versuchung Jesu zitiert Satan aus der Heiligen Schrift noch er verfälscht die Bedeutung der Worte.

Denken Sie mal nach über den Unterschied zwischen:

“derjenige, der ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein”

und

"nur derjenige, der ohne Sünde ist, darf eine Sünde Sünde nennen”
bzw.
"nur derjenige, der ohne Sünde ist, darf Sünder ermahnen.”

Paulus war nicht ohne Sünde und mahnt in seinen Briefen deutlich die Sünder.


Und es hat sehr wohl was mit Nächstenliebe zu tun, auf die Bedeutung einer Todsünde hinzuweisen.

Gravatar: Blobfisch

"dann implizierte das auch die Inkaufnahme u. U. irreversibler Konsequenzen; vielleicht das Durchtrennen der Eileiter"

Und was ist mit Männern? Die dürfen munter weiter durch die Gegend vögeln, ohne sich kastireren lassen zu müssen. Was ist mit dem Mann, der verantwortungslos jemanden schwängert?
Der kann sich einfach elegant aus der Affäre ziehen.

"Ein Mann, der durch ungeschützten Verkehr Vater wird, ist ein Volldepp, eine Frau beklagenswertes Opfer widriger Umstände?"

Nein, einem Mann kann es egal sein, da die Frau die Konsequenzen zu tragen hat. Der Mann wird ja schließlich nicht schwanger. Der Mann wird nicht von Ihnen gezwungen, Verantwortung zu übernehmen.

"Und abschließend: wenn unsere Lebensumstände nur eine Lebenserwartung von 30 Jahren zuließen, dann wäre das eben so. Es sind immerhin 30 Jahre mehr, als Sie einem unerwünschten “Zellhaufen” bereit sind zuzugestehen."

Die menschliche Lebenserwartung IST ca. 30 Jahre. Durch Medizin und Technik haben wir die menschliche Lebensspanne verlängern können. Wenn Sie der Natur immer und bedingungslos ihren Lauf lassen, so wären sie gestorben, ca. 2 Jahre nachdem ihr Sohn geboren ist und hätten ihn nie aufwachsen sehen und womöglich auch keine weiteren Kinder bekommen. Man kann nicht pauschal sagen mit der Natur ist immer gut und gegen die Natur ist immer schlecht.

Gravatar: Andreas Schneider

Wie schon einmal an anderer Stelle gesagt: sie können und sie wollen nicht verstehen. Und so geht der blinde Stadtführer wieder auf Wanderschaft.

Wo habe ich geschrieben, dass der Wunsch, keine Kinder haben zu wollen, etwas mit Hellseherei zu tun hat? Das ist (einmal mehr) eine Deutung Ihrerseits. Oder passt Ihnen meine Einlassung nicht, und Sie verdrehen Sie bewusst?

Wenn eine Frau keine Kinder haben möchte, dann ist dies ihre ureigenste Entscheidung. Habe ich irgendwo etwas Anderes gesagt? Nur: Ihre sog. "Verantwortung", Blobfish, beginnt, nachdem (!) das unerwünschte Leben gezeugt wurde. Das hat mit Verantwortung rein gar nichts zu tun. Wenn diese Frauen wirklich Verantwortung zu tragen bereit wären, dann implizierte das auch die Inkaufnahme u. U. irreversibler Konsequenzen; vielleicht das Durchtrennen der Eileiter, was meine Frau nach der Problemschwangerschaft durchführen ließ.

Dann käme es erst gar nicht mehr zu den Konfliktsituationen. Die weibliche "Freiheit" oder was auch immer man wünscht, wird nicht durch eine lästige Schwangerschaft gestört. Und Verhütungsmittel sind doch wohl auch kein Problem. Ein Mann, der durch ungeschützten Verkehr Vater wird, ist ein Volldepp, eine Frau beklagenswertes Opfer widriger Umstände?

Sie vollziehen hier eine Quadratur des Kreises, Blobfish. Ich habe keine Einwände, wenn jemand keine Kinder will. Aber dann soll er (oder sie) gefälligst auch entsprechende Maßnahmen ergreifen, die diesem Wunsch Rechnung tragen. Unterbleibt das, so ist eine Abtreibung nicht mehr als das Abwälzen von Konsequenzen auf Andere - wie bequem, dass dieser "Zellhaufen" da keine Widerworte erheben kann.

Und abschließend: wenn unsere Lebensumstände nur eine Lebenserwartung von 30 Jahren zuließen, dann wäre das eben so. Es sind immerhin 30 Jahre mehr, als Sie einem unerwünschten "Zellhaufen" bereit sind zuzugestehen.

Und meine 30 Jahre beinhalten immerhin das größte Glück, das mir bisher widerfahren ist: ich durfte mein erstes Kind in den Armen halten, als ich 28 war.

Dass Sie das verstehen, erwarte ich gar nicht. Wie sollten Sie auch?

Gravatar: Blobfisch

@Waldgänger aus Schwaben:

genau, Richter ist allein Gott. Also führen Sie sich doch mal den Satz "derjenige, der ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein" etwas genauer zu Gemüte.
Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram und reden Sie anderen Menschen keine Schuldgefühle ein. "In der Reue bestärken" hat ja wohl kaum was mit Nächstenliebe zu tun.

Gravatar: Blobfisch

"Der allergrößte Unsinn ist, dass “Frauen wissen, dass sie nicht in der Lage sein werden, ein Kind zu lieben, wenn es geboren ist”."

Es gibt halt einfach Frauen, die schlicht und einfach keine Kinder haben wollen. Z.B. auch, weil ihnen die Karriere wichtiger ist oder was weiß ich. Das hat nichts mit Hellsehen zu tun. Schließlich GIBT es ja Frauen, die ihre Kinder zur Adoption freigeben, weil sie sie nicht haben wollen.

"Wie es um die “Verantwortung” von Frauen bestellt ist, die “verantwortungsbewusst” genug sind, aus welchen Gründen auch immer ein Kind nicht auszutragen, zuvor aber ihre Vorstellung von Verantwortungsbewusstsein in Form einer unterlassenen Verhütungsmaßnahme glänzend unter Beweis stellten, möchte ich gar nicht weiter ausdiskutiert wissen."

Aber Sie glauben diese Frauen wären dann verantwortungsbewusst genug, ein Kind großzuziehen?

Naja ist aber auch egal, man kann auch ungewollt schwanger werden, weil die Verhütungsmethode nicht funktioniert hat oder weil man vergewaltigt wurde.

"Es zählt nur noch der neue Mensch, das neue Leben!"

Ja dazu kann ich auch nur sagen, dass nicht alle Eltern automatisch gute Eltern sind. Es gibt auch Eltern, die ihre Kinder schlagen, verwahrlosen lassen, etc.
Nicht jeder Mensch hat genau dasselbe Schicksal wie Sie.

"Blobfish, wenn Ihre Welt kinderlos besser ist, dann Gott befohlen, das ist Ihre Sache"

Ich will ja gar nicht, dass alle Frauen abtreiben, wie oft muss ich das noch sagen? Nur, dass diejenigen abtreiben können, die das so wollen. Und eine Frau, die den Wunsch hat abzutreiben, hat da sicherlich ihre Gründe für. Und die sind bestimmt nicht, dass sie sich ja ach so auf das Kind freut.

"Wenn Sie der Natur nicht ihren Lauf zu lassen bereit sind, muss dies nicht Basis für die Anschauung Anderer sein."

Ja dann lassen Sie doch der Natur ihren Lauf und haben eine Lebenserwartung von 30 Jahren. Ich bin jedenfalls ganz froh über die Bequemlichkeiten, die sich daraus ergeben haben, dass wir der Natur eben nicht einfach ihren Lauf lassen.

Gravatar: Andreas Schneider

Blobfish, wie so viele Ihrer Einlassungen liest sich auch diese Letzte einmal mehr wie die Erklärungsversuche eines Blinden, der Ortskundigen als Stadtführer glaubt dienen zu können.

Der allergrößte Unsinn ist, dass "Frauen wissen, dass sie nicht in der Lage sein werden, ein Kind zu lieben, wenn es geboren ist". Gerade SIE, die Sie ja bewusst einen anderen Weg gehen, maßen sich an, die Empfindungen anderer Frauen beurteilen zu können? Die Empfindungen von Frauen, die sich ebenfalls bewusst gegen das Austragen eines Kindes entscheiden, dabei angeblich mit einem Wissen gesegnet, das keine Frau dieser Welt im Voraus haben kann. Aber "Ihre" Frauen sind mit hellseherischen Fähigkeiten gesegnet? Übermenschen sind die also auch noch?

Wie es um die "Verantwortung" von Frauen bestellt ist, die "verantwortungsbewusst" genug sind, aus welchen Gründen auch immer ein Kind nicht auszutragen, zuvor aber ihre Vorstellung von Verantwortungsbewusstsein in Form einer unterlassenen Verhütungsmaßnahme glänzend unter Beweis stellten, möchte ich gar nicht weiter ausdiskutiert wissen.

Während einer Schwangerschaft durchlaufen die zukünftigen Eltern alle nur möglichen und unmöglichen Empfindungen, von Vorfreude über Sorgen und Zukunftsängste bis hin zur Frage, ob man der sich neu ergebenden Aufgabe gewachsen sein mag. Aber wenn dann das Kind da ist, verfliegen alle Kümmernisse - die Natur hat dafür Sorge getragen, dass im Normalfall Bindungen zum Kinde da sind, die kein anderer Mensch außer eben den Eltern (und Müttern ganz besonders) nachvollziehen kann. Vergessen sind alle Ängste und Sorgen, die Zeit der Schwangerschaftsübelkeit, der körperlichen Beeinträchtigungen der Mutter, die Unsicherheit. Es zählt nur noch der neue Mensch, das neue Leben!

Und ausgerechnet Menschen, die sich einem der natürlichsten aller Instinkte im Voraus entziehen und so jegliche Erfahrung erst gar nicht machen können, „wissen“ um die Gefühlslage?? Absurd!

2 Tage nach der Geburt meines ersten Sohnes erhielt meine Frau Gesellschaft auf dem Zimmer. Die Dame Anfang 40 hatte (wie immer so etwas auch möglich ist) nichts von ihrer Schwangerschaft bemerkt und wurde - salopp gesagt - des Morgens von einem Säugling im WC überrascht. Wie auch ihr Mann war sie ob dieser Entwicklung völlig aufgelöst. In den Gesprächen erwähnten sie, dass das Haus bereits auf „kinderlos“ umgebaut worden sei, da man ja nicht mehr mit Nachwuchs habe rechnen können. Es werde nun eine Menge Arbeit geben. Die beiden Eltern schmiedeten Zukunftspläne wie Teenager! Die Frage, ob man das Kind wohl werde „lieben können“, stellte sich erst gar nicht - bzw. man hatte diese zweifelhafte „Chance“ des vorherigen Kopfzerbrechens nie erhalten.

Blobfish, wenn Ihre Welt kinderlos besser ist, dann Gott befohlen, das ist Ihre Sache. Aber allein mit Ihrer Stellungnahme bzgl. des „Wissens“ um nicht mögliche Liebe zum noch nicht geborenen Kind haben Sie sich auf eine Stufe mit den Schwätzern gestellt, die meiner Frau und mir seinerzeit derart auf den Senkel gingen wie beschrieben. Daher noch einmal: es ist IHRE Welt, es ist eine Welt, in der ein „Fortschritt“ es möglicht machte, eine Schwangerschaftskontrolle überhaupt durchführen zu können. Es steht kein natürlicher „Automatismus“, keine natürliche Entwicklung dahinter, sondern einfach nur menschliche Befindlichkeiten (am Ende einfache Bequemlichkeit?). Wenn Sie der Natur nicht ihren Lauf zu lassen bereit sind, muss dies nicht Basis für die Anschauung Anderer sein.

Gravatar: Waldgänger aus Schwaben

Den größten Dienst den wir als Christen Frauen erweisen können, die abgetrieben haben und bei denen sich erste Zeichen einer Reue regen, ist sie in ihrer Reue zu bestärken. Es ist keine sentimentale Stimmung oder depressive Verstimmung die zur Reue führt, sondern eine ernste Mahnung des Gewissens.

Abtreibung ist eine Todsünde, die, wird sie nicht vor dem Tod bereut, zur ewigen Verdammnis führt ( Doch Richter allein ist Gott).

Dies muss in aller Härte gesagt werden und darf nicht weichgespült werden.

Gravatar: Blobfisch

Ja, wie gesagt, dass Druck auf Sie ausgeübt wurde finde ich ja auch nicht gut, und ich bin froh, dass Sie und Ihre Frau dennoch eine eigene Entscheidung treffen konnten und getroffen haben.

"Von Ihrer “völlig freien Entscheidung” war in dieser Zeit herzlich wenig zu merken"
Ja, schon klar. Mein Punkt ist ja eben gerade, dass eine freie Entscheidung oft nicht möglich ist und dass man den Druck von außen, den Sie auch erlebt haben, abbauen muss.


"Die Entscheidung, unter den beschriebenen Umständen ein Kind auszutragen, hat nicht zuletzt auch etwas mit der Übernahme einer Verantwortung zu tun, die ein ganzes Leben prägen wird – so oder so. Und wir haben uns, obwohl (um dies nochmals heraus zu stellen) nicht tief gläubig oder religiös geprägt, gegen die ausgelebte Verantwortungslosigkeit entschieden, die mit der relativen Sicherheit eines “Abbruchs” einher geht."

Gut. Nochmals herzlichen Glückwunsch hierzu. Aber viele Frauen sind eben nicht bereit, diese Verantwortung zu übernehmen. Sie sollten doch einen Menschen nicht zwingen, Verantwortung für eine andere Person zu übernehmen, wenn sie absolut nicht bereit und willig ist, diese Verantwortung zu tragen. Als Sie und Ihre Frau erfahren haben, dass diese schwanger ist, haben Sie sich entschieden, das Kind zu behalten und es zu lieben, egal was nun passiert.
Aber es gibt eben auch Frauen, die schwanger werden und wissen, dass sie nicht in der Lage sein werden, das Kind zu lieben, wenn es geboren wird.

Gravatar: Andreas Schneider

Meine eigentliche Kritik ist bei Ihnen offenbar nicht angekommen, was mich allerdings nicht überrascht.

Schon ab dem ersten Anzeichen des Problems sahen wir uns einer vielfältigen Beeinflussung ausgesetzt, "rechtzeitig entgegen zu wirken" - die Verantwortung für die Entscheidung lag natürlich bei uns (was auch niemand in Frage stellte), aber der Entschluss, das Kind auszutragen, sorgte allenthalben für Kopfschütteln. Dies umso mehr, als der jüngere Bruder meiner Frau am Down-Syndrom leidet - wie kann man dann nur noch ein Kind haben wollen??

Gegen diese Grundstimmung anzutreten, war das eigentlich Enervierende in den Monaten der Schwangerschaft. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass Jedermann förmlich darauf zu warten schien, uns sein "Seht Ihr!" um die Ohren zu schlagen. Von Ihrer "völlig freien Entscheidung" war in dieser Zeit herzlich wenig zu merken - die sollte uns sehr wohl abgenommen werden!

Die Entscheidung, unter den beschriebenen Umständen ein Kind auszutragen, hat nicht zuletzt auch etwas mit der Übernahme einer Verantwortung zu tun, die ein ganzes Leben prägen wird - so oder so. Und wir haben uns, obwohl (um dies nochmals heraus zu stellen) nicht tief gläubig oder religiös geprägt, gegen die ausgelebte Verantwortungslosigkeit entschieden, die mit der relativen Sicherheit eines "Abbruchs" einher geht.

Und wir haben darüber hinaus nicht vergessen, von welcher Seite wir uns 7 Monate Dauerkritik haben gefallen lassen müssen. Die gleichen Klugscheißer (sorry!) kamen später wieder an und konstatierten, wie richtig wir uns doch verhalten hätten.

Weniger die Sache als solche als vielmehr die Scheinheiligkeit dieses Besserwissertums haben uns aufgebracht.

Gravatar: Blobfisch

Ein großer Kritikpunkt, den ich an der pro-life Bewegung (vor allem in Amerika) habe ist der, dass man um jeden Preis den Fötus schützen will, sobald dieser dann aber geboren ist interessiert sich niemand mehr dafür, ob das Kind in Armut aufwächst, verhungert, verwahrlost, etc.

Da bin ich von so einem Artikel dann doch mal angenehm überrascht.

Ich bin pro-choice. Ich bin der Meinung, eine Frau sollte selbst entscheiden, ob sie abtreibt oder nicht. Dazu gehört, dass die Frau völlig frei die Entscheidung treffen kann, abzutreiben.

Dazu gehört aber auch, dass die Frau völlig frei entscheiden kann, das Kind auszutragen. Der Druck von außen, dass Kind auf jeden Fall zu behalten, da man sonst zur Mörderin wird, ist genauso schlecht, wie der Druck von außen, das Kind abzutreiben.

Anstatt also die Abtreibung aus Prinzip zu verbieten, sollte man eher eine Gesellschaft und ein Umfeld schaffen, in dem eine Abtreibung gar nicht erst in Betracht gezogen werden muss.
Statt die Abtreibung zu verbieten sollte man also eher dafür sorgen, dass Eltern finanziell unterstützt werden, dass für Frauen Karriere und Kinder bekommen vereinbar(er) werden, etc., damit eine schwangere Frau sich gar nicht erst überlegen muss, ob ihre finanzielle und allgemeine Lebenssituation ein Kind überhaupt zulässt.

@ Andreas Schneider:

Das freut mich, dass in Ihrem Fall alles gut gegangen ist. Aber wie Sie ja bereits angemerkt haben ist das nicht zwangläufig immer so. Aber statt einem hypothetischem Gespräch stellen Sie sich doch das tatsächliche Gespräch vor, in dem das Kind die Mutter fragt, wieso sie es zur Adoption "weggegeben" hat und die Mutter dann gestehen muss, dass sie das Kind ausgetragen hat und dann aber nicht dafür sorgen konnte und es weggeben musste, damit dass Kind nicht hungert.

Es gibt solche und solche Fälle. Es gibt sicherlich auch Fälle, in denen Frauen schwanger werden, die schlicht und einfach keine Kinder haben wollen und auch keine guten Mütter werden würden.
Genauso gibt es Frauen, die schwanger werden und das Kind eigentlich schon wollen, aber wegen anderer Bedingungen nicht bekommen können und deswegen gezwungen sind abzutreiben.
Deswegen ist jeder Fall einzeln zu entscheiden und eine Umgebung zu schaffen, in der die Frau völlig frei eintscheiden kann. In die eine Richtung genauso wie in die Andere.

Gravatar: Andreas Schneider

"...das Lebensrecht ungeborener Kinder ist nicht immer wirklich rational nachvollziehbar." Wie wahr!

Ich spreche aus eigener Erfahrung. Mein jüngster Sohn war "ungeplant", mehr noch, meiner Frau hatte man nach der Geburt des zweiten Kindes aus gesundheitlichen Gründen dringend von weiteren Schwangerschaften abgeraten. Dies traf ohnehin unsere Lebens- und Familienplanung und tat daher zunächst nicht weh. Meine Frau erhielt eine Dauermedikation mit Medikamenten, deren Einnahme Schwangeren z. T. untersagt wurde.

Und dann hatte plötzlich der "Sonderzug Einfahrt auf Gleis 3". Was nie auch nur angedacht wurde, war zum Problem geworden: laut Beipackzettel und ärztlicher Auskunft bestand die Gefahr, dass das Kind (für Andere wohl ein "Zellhaufen") mit offenem Rücken auf die Welt kommen könnte. Ein Riesenaufruhr setzte ein, alle möglichen Ärzte befassten sich mit dem Thema; der Tenor ging zu Empfehlung des Abbruchs. Das strittige Medikament wurde vorsorglich gewechselt.

Den Knoten zum Platzen brachte unser Apotheker, der in die Tiefe ging und feststellte, dass die beschriebene Nebenwirkung im Tierversuch (bei Ratten) mit 10facher Überdosierung dann und wann festgestellt worden war. Wenn wir auch zwischenzeitlich zu dem Entschluss gekommen waren, die Familie größer werden zu lassen, so brachte diese Information doch ein wenig mehr Ruhe ins Leben zurück.

Mein Junior geht nun auf die Zwanzig zu, steht in der Berufsausbildung und freut sich seines Daseins. Ja, das hätte alles auch ein anderes Ende nehmen können. Aber ein Jeder (oder eine Jede), der (oder die) sich gegen ein Kind entscheidet und bis zu einem gewissen Zeitpunkt (und mainstreamgerechter Zustimmung bzw. Unterstützung) nur einen "Zellklumpen" zu sehen glaubt (am Ende, ohne überhaupt schon ein Kind in die Welt gesetzt zu haben), möge sich bitte das hypothetische Gespräch mit dem nie geborenen Wesen vor Augen führen, in dem er (oder sie) diesem erklären muss, wieso es nicht hat geboren werden dürfen.

Beruf und Karriere gut und schön. Aber wir haben für uns festgestellt, dass die Freude, ein Leben ermöglicht und nun einen weiteren geliebten Menschen um sich zu haben, fast jedes Opfer wert ist und eine negative Entscheidung bisweilen Züge von Bequemlichkeit trägt.

Das alles hat, nebenbei, nicht mit großartiger Religiosität oder Glauben zu tun. Aber für mich ist die Möglichkeit, ein Leben ermöglicht zu haben, eben das, was uns ein Stück weit Unsterblichkeit verleiht und daher etwas Großartiges ist. Mit einer Abtreibung tötet man auch einen Teil dessen.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang