Laudato Si': Kurzer Zwischenstand

Nach der Lektüre der ersten drei Kapitel der neuen Enzyklika ist klar: Der Papst schreibt in einer selten gelesen Liebe zu Natur und Menschen, zu den Geschöpfen und natürlich dem Schöpfer. Das erscheint mir schon mal als Wert an sich – den Rest: Schauen wir mal!

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Ich hatte schon angedeutet, dass ich mich erst durch die neue Enzyklika von Papst Franziskus, die vergangenen Donnerstag unter dem Titel „Laudato Si‘“ veröffentlicht wurde, durcharbeiten möchte, bevor ich etwas Substantielles dazu schreibe. Um aber einen kleinen Zwischenstand zu geben:

Das erste Kapitel „Was unserem Haus widerfährt“ ist gelesen – in dieser Zustandsbeschreibung von Welt und Ökologie ist starker Tobak drin, gerade wenn man den Kassandrarufen zum Klimawandel nicht glauben mag. Sicher ist aber richtig, dass wir als Menschen wohl einzigartig auch in dem Sinne sind, dass wir unwiederbringlich verbrauchend konsumieren und produzieren, was und wie es die Welt nicht ohne weiteres verträgt. Manches an diesem Kapitel erinnert an bereits widerlegte Thesen des Club of Rome, der schon einmal die Grenzen des Wachstums prophezeit hat und deutlich daneben lag. Trotzdem – auch wenn es düster wirkt – lesen! Und die richtige Botschaft hinter naturwissenschaftlichen Unschärfen wahrnehmen!

Das zweite Kapitel „Das Evangelium von der Schöpfung“ ist ebenfalls gelesen … und einfach großartig. Auch hier wird man als überzeugter Marktwirtschaftler an einigen kritischen Passagen vorbeikommen, aber wenn ich nach Bekanntwerden des Themas der Enzyklika vor einigen Monaten fast abgewunken hätte, weil die Forderung, die Schöpfung zu bewahren, schon lange als durch und durch christlich gelten kann, ich also in dieser Hinsicht nicht viel Neues erwartet habe, werde ich hier eines Besseren belehrt. Einem Theologen mag das alles bereits klar sein, was der Papst über die Schöpfung, die Liebe des Schöpfers zu den Geschöpfen und den daraus abgeleiteten Auftrag an die Menschen schreibt. Gerade dieses Kapitel ist aber auch an alle „Menschen guten Willens“ gerichtet, die die christliche Botschaft eben nicht immer vor Augen haben. Und ich selbst empfinde dieses Kapitel als Fundgrube für viele, nicht nur ökologische sondern auch zwischenmenschliche Fragestellungen.

Durch das dritte Kapitel „Die menschliche Wurzel der ökologischen Krise“ arbeite ich mich gerade durch. Hier wird’s wieder kritisch: Dem Papst kann man nur Recht geben, wenn er Maßnahmen fordert, die sowohl sozial als auch ökologisch verträglicher sind, als aktuelle Wirtschaftssysteme, die wir in der Welt vorfinden. Trotzdem bemerkt man, teilweise explizit, teilweise zwischen den Zeilen, eine Vorliebe für staatliche und überstaatliche Interventionen. Ich frage mich an dieser Stelle immer wieder, warum es ausgerechnet diejenigen sein sollen, die die Wirtschaft schon bisher nicht „beherrschen“, die nun für Abhilfe sorgen sollen. An vielen Stellen hat der Papst darum auch eine Vorstellung von Marktwirtschaft, die für einen Wirtschaftsliberalen eher verstörend ist. Ab und an erwische ich mich beim Lesen bei einem gedachten „Genau!“, nur um im nächsten Satz im Hinterkopf „Aber doch nicht so!“ auszurufen. Spannend ist aber die Verknüpfung der gottgeschenkten Würde des Menschen mit der Ökologie. Dazu vielleicht der kleine Ausschnitt, der auch ziemlich genau die Stelle beschreibt, an der ich in meiner Lektüre gerade stecke:

Ausschnitt aus Enzyklika "Laudato Si'"

118. […] Es gibt keine Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie. Wenn der Mensch bloß für ein Wesen unter anderen gehalten wird, das aus einem Spiel des Zufalls oder einem Determinismus der Natur hervorgeht, dann »[droht] in den Gewissen der Menschen das Verantwortungsbewusstsein abzunehmen«. Ein fehlgeleiteter Anthropozentrismus darf nicht notwendigerweise einem »Biozentrismus« den Vortritt lassen, denn dies würde bedeuten, ein neues Missverhältnis einzubringen, das nicht nur die Probleme nicht lösen, sondern auch andere hinzufügen würde. Man kann vom Menschen nicht einen respektvollen Einsatz gegenüber der Welt verlangen, wenn man nicht zugleich seine besonderen Fähigkeiten der Erkenntnis, des Willens, der Freiheit und der Verantwortlichkeit anerkennt und zur Geltung bringt. (Hervorhebungen durch mich)

Weiter bin ich noch nicht, die weiteren Kapitel „Eine ganzheitliche Ökologie“, „Einige Leitlinien für Orientierung und Handlung“, „Ökologische Erziehung und Spiritualität“ sowie den Abschluss mit zwei umfangreichen Gebeten habe ich noch vor mir. Auch wenn ich – gegen meinen eigenen Vorsatz – schon mal bei Bloggerkollegen „gespinxt“ und auch Medienberichte über die Enzyklika gelesen habe, verweigere ich mich daher noch einer Bewertung.

Eines aber ist jetzt schon klar: Der Papst schreibt in einer selten gelesen Liebe zu Natur und Menschen, zu den Geschöpfen und natürlich dem Schöpfer. Das erscheint mir schon mal als Wert an sich – den Rest: Schauen wir mal!

Zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Martin Möller

Daß der Papst nicht katholisch ist, weiß ein jeder. Daß sie es nicht sind, das wissen wiwr auch schon eine Weile! Kehren Sie um! Sie sind auf dem Weg in die HÖLLE!!!

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