Lässt sich Reichtum an alle verteilen?

„Reichtum für alle!“ fordert die Linke im diesjährigen Wahlkampf und untertitelt dies mit dem Aufruf nach mehr Gerechtigkeit im Lande. Wer möchte da nicht zustimmen? Doch ist der Wohlstand dieses Landes wirklich wie eine Kuchen, den man nur in für jeden Bürger gleich große Stücke zerteilen braucht, um jeden damit zufrieden stellen zu können?

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Reichtum, das Produkt der Arbeit aller Bürger des Landes, muss von jedem Einzelnen immer wieder hart erarbeitet werden. Gleichzeitig werden die Ergebnisse der Arbeit nur dann zu Reichtum, wenn sie von den Bürgern auf Märkten freiwillig getauscht werden und damit an Wert gewinnen. Reichtum ist also keine politische Manövriermasse, mit der man den Wähler auf die Seite einer Partei ziehen kann, sondern das Ergebnis der individuellen Leistungsfähigkeit und der persönlichen Präferenzen der Bürger. Zwar benötigt der Markt, als gedanklicher Ort auf dem der Wohlstand der Bürger entsteht, verlässliche staatliche Rahmenbedingungen, doch reagieren die auf ihm tätigen Bürger sehr empfindlich, wenn man dort von außen ihre Leistungsfähigkeit behindert, sie übermäßig belastet und die Entfaltung ihrer Wünsche beschneidet. Dann wird der Kuchen, den man eben noch gerecht verteilen wollte, immer kleiner, weil sich das Backen nicht mehr lohnt und die Zutaten dorthin verfrachtet werden, wo sie ihren Besitzern mehr Ertrag bringen.

Daher steckt linke Wirtschaftspolitik in einem selbstverursachten Dilemma. Sie will verteilen bevor es etwas zu verteilen gibt und berücksichtigt dabei nicht, dass sich die freiwillige Umverteilung auf Märkten nicht ohne Verluste um den Umverteilungszwang des Staates ergänzen lässt. Zwang verursacht Leistungsverweigerung und gibt den Bürgern einen Anreiz die Zwänge zu umgehen. Mit anderen Worten, es wird weniger geleistet und das was geleistet wird oftmals in einer Art, die dem ursprünglichen Verteilungszielen zuwider läuft. Das fordert weitere Restriktionen für die Bürger und zieht eine Spirale von Ausweichreaktionen der Bürger nach sich, die kein politischer Planer sich auszudenken vermochte. Ein Teufelskreis, der alle arm macht.

Märkte werden planwirtschaftliche Marktinterventionen nicht gerechter, sondern nur komplizierter und immer weniger transparent. Niemand weiß mehr genau, ob das Verhalten der Marktteilnehmer eine Reaktion auf die Wünsche der Konsumenten oder eine Anpassung an die politischen Fesseln des Staates ist. Diejenigen, die sich weniger geschickt an äußere Zwänge anpassen können, bleiben erfolglos, andere sind in der Lage sich in den Nischen der staatlichen Regulierung behaglich einzurichten. Erfolg hat nicht mehr der Marktteilnehmer, der seine Kunden am besten bedient, sondern derjenige, der am erfolgreichsten um politische Pfründe buhlen kann. Da jedoch niemand vom Lobbyismus satt wird, aber trotzdem mehr und mehr Bürger ihre Leistung von der Werkbank auf das politische Parkett in Berlin verlagern, schrumpft der Verteilungsspielraum der Politik immer weiter.

Linke Wirtschaftspolitik klingt oft verführerisch einfach und plausibel, weil fast jeder sich mit dem Ergebnis zu identifizieren vermag. Auch sieht sich fast jeder intuitiv auf der Gewinnerseite, weil die Linke für nahezu jeden ein Versprechen parat hält, ohne zunächst die Frage nach dem individuellen Beitrag der Beschenkten zum Wohlstand zu stellen. Den Charme linker Wirtschaftspolitik für viele Bürger hat schon der große französische Nationalökonom Frédéric Bastiat vor mehr als 150 Jahren treffend umrissen: „Der Staat ist die große Fiktion, nach der sich jedermann bemüht, auf Kosten jedermanns zu leben.“ Wer immer noch nicht bemerkt hat, dass das nicht funktionieren kann, der mache doch einmal einen Test in den eigenen vier Wänden.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Noah

Der Wahlslogan "Reichtum für Alle" der Linken ist einfach mal wieder ein an Populuismus nicht zu überbietender Spruch wie schon andere vorher. Ich erinnere nur an "Millionäre zur Kasse", "Reichtum besteuern" usw.. In den Köpfen nicht weniger wird hier vorsätzlich ein Feindbild aufgebaut, welches den Neid und die Mißgunst nicht nur kleiner Bevölkerungsgruppen schürt.
Das Ergebnis ist in Berlin seit Monaten sichtbar - brennende Autos, und zwar jedes gängigen Fabrikats, Sachbeschädigungen und sogar jüngst Brandstiftungen an neu errichteten Stadthäusern.
Ein Hohn ist da die Erklärung eines gewissen Herrn Gysi, der angesprochen auf seine Wahlversprechen zu erklären suchte, dass diese als "Karikatur" auf die Sprüche und Versprechungen der übrigen Parteien zu verstehen sind. Welch ein Hohn!

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