Kurdistan und Absurdistan

Der heutige Anschlag in Istanbul legt es nahe, einen Blick auf die Reisehinweise des Auswärtigen Amts zu werfen.

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Einerseits gibt es nur wenige Länder, die wirklich sichere Reiseländer sind.  Andererseits  warnt das Auswärtige Amt auf seiner Homepage vor vielen Staaten Zentralafrikas, Ägypten, der Ukraine, dem Irak, dem Gasa-Streifen, Pakistan, dem Jemen, Algerien, dem Libanon, Afghanistan, Libyen, Syrien, Somalia und Eritrea.

Nun, wer reist denn schon nach Burkina Faso oder Abchasien? Diese Regionen stehen allerdings auf der Warnliste. Die wirklichen Reiseländer mit richtig Betrieb wie die Türkei und Tunesien stehen nicht auf dieser Liste das Auswärtigen Amts (AA). Warum wohl?

Was die Türkei betrifft, so muß man sich auf der Homepage des AA durch die Länderübersicht durchklicken und findet dann:
„Von Reisen in das Grenzgebiet der Türkei zu Syrien und Irak, insbesondere in die Städte Diyarbakır, Mardin, Cizre, Silopi und Nusaybin sowie generell in die Provinzen Şırnak und Hakkâri wird dringend abgeraten. In Istanbul kam es im Dezember 2015 zu mehreren Anschlägen durch terroristische Gruppen. Am 1.12. explodierte eine Rohrbombe an einer Metrostation. Am 23.12. erfolgte ein Angriff mit Mörsergranaten auf einen Teil des internationalen Flughafens Sabiha Gökçen, bei dem eine Mitarbeiterin des Flughafens getötet wurde. Bei Reisen nach Istanbul wird zu erhöhter Vorsicht geraten.“

So die recht alarmierenden Hinweise zur Türkei. Für eine generelle Reisewarnung reichte das Außenminister Steinmeier nicht. Das sozialdemokratisch geführte Auswärtige Amt hat offensichtlich Angst, den Türkenpräsidenten Erdogan mit einer Erwähnung der Türkei auf der Warnliste zu verärgern. Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel ist wegen der von ihr betriebenen Verlegung der EU-Außengrenze in die Türkei ja praktisch Erdogans demütige Vasallin geworden, eingedenk der damit verbundenen Tributzahlungen nach Ankara. Die außenpolitischen Irrwege der Groko und der lasche Umgang mit Sicherheitsbedenken haben nun leider deutsche Todesopfer in Istanbul gefordert.

Die Einstufung der Reiseländer folgt ganz offensichtlich nicht Sicherheitseinschätzungen der Fachleute, sondern politischen Vorgaben aus dem Kanzleramt. Aber das ist nicht die Spitze des politischen Wahnsinns in Berlin. Auf der Warnliste des AA steht nicht die bürgerkriegsgeschüttelte Türkei, sondern Japan! Ja, lieber Leser und liebe Leserin, wir reiben uns die Augen, aber wir träumen nicht, sondern lesen hier die Wahrheit über das Auswärtige Amt.
„Das Auswärtige Amt warnt weiterhin ausdrücklich vor Aufenthalten in der von der japanischen Regierung ausgewiesenen Roten Zone um das Kernkraftwerk Fukushima I im Nordosten der Insel Honshu (Teilreisewarnung). Von nicht notwendigen kurzen Reisen und allen langfristigen Reisen in die Gelbe und Grüne Zone wird abgeraten.“

Das schlägt dem Faß den Boden aus: Wegen einer Fläche von nicht einmal 200 Quadratkilometern von insgesamt 383.000, also 0,05 Prozent der Landesfläche wird vor Japan wie vor Eritrea oder Pakistan gewarnt. Japan ist in den Wahnvorstellungen von Außenminister Steinmeier und Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel gefährlicher als die Türkei und auf einer Stufe mit Somalia.

Kurdistan liegt in der Türkei, Absurdistan ist in Berlin.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Dr. Peter Steinbock

Reisewarnung wegen Fukushima? Wo es keinen Atomtoten gab und die atombezogenen Evakuierungen sich als nicht begründet herausgestellt haben. Frau Kanzlerin läßt eben keinen Klamauk aus, wenn es um die totgeborene Energiewende geht.

Gravatar: Jochen Reimar

Um es zu präzisieren: Wieviel Menschen sind in Japan durch die Havarie des Kernkraftwerks Fukushima gestorben? Null. Wieviel Menschen sind in der Türkei bei Terroranschlägen ums Leben gekommen?
Eben!

Gravatar: D.Eppendorfer

Der typische Doidschmichel-Schnäppchenjäger wird nur auf den Billigstpreis schielen, für den ein Ex-Kicker in der Glotze wirbt, nicht aber auf offizielle die Urlaubsvorfreude vermiesende Reisewarnungen, denn derer gab es ja bereits zu viele.

Darum düsen sie alle wieder hin und tummeln sich auch am Tag nach blutigen Terroranschlägen wieder genüsslich an den Pools und Stränden orientalischer Hotel-Enklaven, als wäre nichts geschehen.

Ist das nun heldenhaftes Kontern extremistischer Gewalt oder doch nur blöde banale Raffgier?

Aber warum eigentlich in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt?

Nun ja, den Muselmanier-Terror können wir leicht in Massen importieren, nur mit dem sonnigen Klima klappt das noch nicht so optimal.

Und deshalb muss der Piefke auch weiter unbedingt in islamische Krisengebiete reisen, um seine zwei Wochen Sonderangebot im Wüstensand am Meer abzuliegen. Damit kann man daheim ja schließlich so prima angeben. Ein auch nicht zu unterschätzendes Plus in der Piefke-Posing-Olympiade.

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