Kulturelle Schwächestelle

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Unlängst gab die Leitung von Wat Rong Khun, einer modernen buddhistischen Tempelanlage in Nord-Thailand, bekannt, man werde jetzt separate Toiletten für Chinesen bauen. Nach dem Besuch durch Chinesen seien die Klos des heiligen Ortes praktisch unbenutzbar gewesen. Die Schilderungen darüber waren drastisch, und gebrauchtes Toilettenpapier in den Wasserkästen war noch der harmloseste Kritikpunkt an der Hygiene chinesischer Tempelbesucher. Auch geben chinesische Behörden, anscheinend aus gutem Grund, ihren Auslandsreisenden den Rat mit auf den Weg, bei Konzerten am Reiseziel doch besser keine Nüsse mehr zu knacken. Wir sehen, kulturelle Unterschiede und dadurch ausgelöste Spannungen gibt es überall auf der Welt, aber nur in Deutschland, einem der „beliebtesten“ Einwanderländer überhaupt, gilt es als rassistisch, darüber zu reden. Das wird natürlich Konsequenzen haben, denn wer über Probleme nicht reden darf, kann sie auch nicht lösen, und sie werden sich emotional an den unpassendsten Stellen Ausdruck verschaffen.

Dann sind natürlich wieder die deutschen „Rassisten“ wegen ihrer fehlenden Integrationsfähigkeit schuld. Integration wird in Deutschland mehr und mehr als Pflicht der Alteingesessenen  und nicht der Hinzugekommenen interpretiert. Das hat auch eine gewisse Zirkellogik, denn wenn Fremde allein durch ihr Sich-in-Deutschland-Aufhalten Deutsche werden können, braucht es ja gar keine Integration mehr.

Wenn Neudeutsche also an ihrer Herkunftssprache, an Sitten und Gebräuchen über Gebühr festhalten und die Teilnahme am deutschen Gemeinwesen verweigern oder diese zumindest ignorieren, wird zunehmend behauptet, es läge an mangelnden Integrationsangeboten seitens deutscher Behörden und mangelnder Integrationsbereitschaft der Deutschen. Das Wort Integration, das bisher für die Anpassung an die vorgefundene Kultur eines neuen Heimatlandes stand, erfährt damit einen kompletten Bedeutungswandel. Es gilt dabei, eine Gesellschaft so gesichtslos zu machen, dass sie jedes passende und unpassende Verhalten aus anderen Kulturen assimilieren kann, selbst wenn es zuvor als unangemessen, uneffektiv oder gar unmoralisch angesehen wurde.

An dieser Stelle ist vielleicht die wiederholende Erklärung  angebracht, dass die gegenwärtige Integrationsproblematik in der Regel weder an der fehlenden Bereitschaft der Deutschen noch der der Migranten liegt, sondern an der Überlastung der Integrationsfähigkeit eines Systems angesichts einer unintegrierbar großen Zuwandererzahl. Integration findet statt, wenn Meme, also einfach gesagt: Verhaltensweisen, von der Leitkultur quasi in einer Form von Osmose auf die zu Integrierenden übergehen. Spätestens wenn sich Gettos bilden, bricht die dafür erforderliche kulturelle Hierarchie zusammen. Einen Zusammenbruch des Kulturtransfers gibt es beispielsweise genauso umgekehrt, wenn reiche Amerikaner in ihren Gated Communities glauben, ihre Welt sei noch in Ordnung.

Um den neuen, virtuellen, Integrationsbegriff aufrechterhalten zu können, müssen die interessierten Kreise, von grünen Gutmenschen bis zu TTIP-Kapitalisten, den Menschen suggerieren, dass die Migration unter dem Strich ein Gewinn für das Gemeinwesen darstellt, auch wenn Argumente da schnell knapp und die Lügen zu offensichtlich werden. Versucht wird es einerseits mittels Kleinreden oder Verschweigen von Problemen, aber auch durch das Herausstellen und Erfinden von Vorteilen. Ende November hatte die Bertelsmann-Stiftung, der wohl dreisteste Think Tank der Postkapitalisten, eine Studie über Kosten und Nutzen der Zuwanderung vorgelegt, die von den Medien bereitwillig kolportiert wurde. Danach zahlten Ausländer pro Kopf und Jahr 3300 Euro mehr Steuern und Sozialabgaben, als sie an staatlichen Leistungen erhielten. Das klang doch wie der ultimate Beweis, dass sich Migration zumindest ökonomisch lohnt.

Glücklicherweise hat sich der Ifo-Ökonom Hans-Werner Sinn, eigentlich im selben Lager ansässig, so sehr über die Milchbubenrechnung der Bertelsmänner geärgert, dass er öffentlich nachrechnete: Basierend auf den Zahlen des Jahres 2012 waren die Zuwanderer für die Sozialkassen zwar ein Gewinn, für die Staatskassen hingegen ein Minusgeschäft. Dieses Pro-Kopf-Minus lag bei den hier wohnenden Ausländern um 700 Euro monatlich höher als bei Deutschen. Im Verlauf eines Lebens summieren sich diese Unterschiede nach Sinn auf stattliche 118 400 Euro Mehrkosten. Und da ist nur von hier lebenden Ausländern die Rede und nicht von Hartz-IV-basierten Großfamilien.

Die Reaktion der Medien ließ nicht lange auf sich warten: „Spiegel Online“ unterstellte Sinn, falsch zu rechnen, und fragte dümmlich, manipulativ und vor allem sinnfrei nach, ob er der neue Chefökonom der AfD sei. AfD, hah, das erklärt ja alles, auch wenn die sich wohlweislich gar nicht zur Thematik geäußert hatte. Seine Botschaft hörten die neuen Herrschaften eben nicht gerne, war es Bertelsmann doch ausdrücklich darum gegangen, „der verbreiteten Angst vor Zuwanderung positive Fakten entgegenzusetzen“. Und ganz nebenbei war laut Tagespiegel noch die politische Botschaft impliziert, der Staat solle mehr Geld für die Qualifizierung von Ausländern ausgeben. Nur so lässt sich auch das Bertelsmann-Engagement klären, denn diese Stiftung ist ureigenst für die Umverteilung vom Geld des Steuerzahlers auf das Großkapital zuständig.

Sowieso lassen sich Sinn und Unsinn von Einwanderung nicht ursächlich ökonomisch erörtern. Wenn im Januar aus Hameln berichtet wurde, dass 14 Polizisten bei einem Sturm auf das örtliche Krankenhaus verletzt wurden, ist das nur ein krasses Beispiel für die tägliche Begegnung unterschiedlicher kultureller Verhaltensweisen. Nach gegenwärtiger und bisher unwidersprochener Faktenlage, war ein verurteilter Tankstellenräuber libanesischer Herkunft noch im Gerichtsgebäude aus dem Fenster geklettert und dabei tödlich verunglückt. Nach ersten Konflikten der Ordnungskräfte mit schnell zusammengetrommelten Mitgliedern der anhängenden Großfamilie stürmte diese schließlich das Krankenhaus und attackierte die Polizisten mit Pflastersteinen und Pfefferspray. Bedarf es des ergänzenden Hinweises, dass der Leser erst am Ende der Meldung in einem Nebensatz von der migrantischen Herkunft der Aufrührer erfuhr?

Schon mehr „Alltagstauglichkeit“ hat das Beispiel, das Konrad Kustos von einem Bekannten erfuhr. Vor einem Flüchtlingsheim in Berlin entwickelte sich reger Automobilverkehr in Form meist teurer Karossen, weil örtliche Verbrecher- und Zuhälterbanden hier Nachwuchs rekrutieren wollten. Dabei parkten sie regelmäßig in der Einfahrt eines anscheinend gut integrierten Automobilhändlers, der in seiner Not die Polizei zu Hilfe rief. Wenige Tage später brannte das Autohaus lichterloh.

Dieses Beispiel soll natürlich keineswegs nahelegen, dass Ausländer schlechtere Menschen seien. Es steht aber dafür, dass Migration nicht gleich Migration ist, sondern dass es auf die Menge und die Qualität einer Zuwanderung ankommt. Wenn Armutsflüchtlinge aus der weniger entwickelten Welt sich im reichen Deutschland Wunderdinge erwarten, muss es beim Konflikt mit der Realität ganz automatisch zu Frustration und Desorientierung und damit auch zu einem erhöhten Maß an Gewalt, Verbrechen und Konflikten kommen. Davon können auch die Berliner aus Kreuzberg erzählen, deren Görlitzer Park trotz der zur Gefahrenabwehr angeordneten Rodung eines erheblichen Teils der Vegetation weiter mit massiver Rauschgiftkriminalität und Gefahr für Leib und Leben existieren müssen.

Doch selbst da gibt es eine lautstarke und schlagkräftige Unterstützerbewegung von Alteingesessenen, die aus „Solidarität mit den Flüchtlingen“ die hilflosen Lösungsversuche der Behörden bekämpft. Das scheinbar humane und von interessierten Kreisen bewusst gesteuerte Märtyrerszenario hatte ja schon in Dresden dafür gesorgt, dass ein in einem Mord endender Konflikt unter dortigen rauschgiftsüchtigen Asylbewerbern wie selbstverständlich und unter Umgehung rechtsstaatlicher Maßnahmen ausgerechnet der Pegida untergejubelt werden sollte. Dieses System der Verdrehung ist so stabil, dass der Mörder genau wusste, er könne mit selbst angebrachten ausländerfeindlichen Parolen den Verdacht von sich ablenken.

Die genannten Fälle sollen beispielhaft Strukturen wesentlicher Nachteile durch Migration zeigen, um nicht immer wieder nur wenn auch richtige Allgemeinplätze niederzuschreiben. Letztere gibt es aber weiterhin, hier ein Potpourri dazu: mehrheitlich unqualifizierter, sprachunkundiger Zuzug, hoher Nachwuchs und Nachzug besonders in prekären Migrantenkreisen, Hass gegen deutsche „Kartoffeln“, zwangsläufige weltanschauliche Reibungsverluste und ein hierzulande ungewohntes Aggressionsverhalten, wie es in weniger zivilisierten Ländern eben üblich ist.

Kultur ist nicht wertfrei, sondern steht für zivilisatorische Errungenschaften. Dies zu leugnen läuft auf das Leugnen von Zivilisation hinaus. Wenn, wie kürzlich geschehen, Vater und Onkel, in Deutschland lebend und libanesischstämmig, einen 15-Jährigen entführen und zwangsverheiraten wollen, weil er schwul ist (mit 15, wo doch da fast jeder ein bisschen schwul ist!), bedeutet das nach deutschem Kulturverständnis eben eine rückschrittliche Verhaltensweise. Jenseits jeden Interpretationsspielraums! Und man komme nicht mit dem Argument „Ausnahmen“. Na klar sind solche Beispiele Ausnahmen, aber weil sie möglich sind, stehen sie für eine Geisteshaltung oder eben Ungeisteshaltung, die das Leben schwieriger und das Zusammenleben schwer machen. Diese Ausnahmen sind die sichtbare Spitze eines Eisbergs zivilisatorischer Defizite.

Praktizierte Migration aus weniger entwickelten Ländern bedeutet in Kulturländern immer einen Kulturverlust mit allen Konsequenzen, wobei diese Aussage noch einmal zu relativieren ist: In Zeiten des beschleunigenden Niedergangs besonders der westlichen Welt, können mit der Migration auch Werte wie Bodenständigkeit, Freundlichkeit und Realitätsbezogenheit zurückkommen. Können, nicht müssen, auch hier kommt es wieder auf den Qualitätsfaktor der Einwanderung an. Ein solcher Wertewandel des Niedergangs hin zur Einfachheit könnte jedenfalls auch zum Teil die Attraktivität des Islam als Gegenmodell zum westlichen Irrationalismus erklären. Aber das ist ein anderes Thema und in Deutschland noch ein Nebenwiderspruch.

Den Kulturverlust hat Deutschland jedenfalls nicht exklusiv. Dazu eine kürzlich selbst erlebte Szene vom Miami-Airport: Bei der Abfertigung vor dem Sicherheitscheck stehen in  großer Zahl dunkelhäutige und überflüssige Uniformierte, die mit wirren Gesten die Fluggäste irritieren. Gesten benutzen sie, weil sie nicht in der Lage sind, die in den USA immer noch geltende Verkehrssprache Englisch zu sprechen, und überflüssig sind sie, weil sowieso jeder sieht, wo das Ende der Schlange ist. Auch mit dem Lesen oder Erkennen einfacher Zusammenhänge ist es nicht weit her. Ähnliches Personal findet sich bei der Kontrolle selbst, vielleicht etwas „integrierter“. Der Umgang mit den Fluggästen ist rüde: herrische Gesten, kein Lächeln, auch hier keine verbale Sprache.

Das ist vielleicht nicht böse gemeint, aber es ist genährt von persönlicher Unsicherheit und einem kulturellen Hintergrund, in dem Uniformierte eben noch unfreundlich zu sein haben, weil es ihnen dort Autorität verleiht. Die Jobmaschine Flughafen ist ein guter Platz für solche Studien, weil es einer dieser Orte ist, an dem Migranten vom System untergebracht werden - auf Kosten der Reisenden und des Steuerzahlers und keineswegs zum Wohle des Jetsets. Ist das die Schuld der neuen Angestellten oder nicht vielmehr einer Politik, die sie in solch frustrierende Lebensumstände bringt?

Auch dieses Beispiel zeigt, dass eine Migration aus weniger entwickelten Kulturen einen Verlust an Lebensqualität für die Einheimischen bedeutet. (Das mag sich höchstens für die Minderheit relativieren, die jetzt nicht mehr die Drecksarbeit machen muss/darf, und der es außerdem reicht, von Hartz IV zu leben.) Bei den alltäglichen Verlusten für die überwältigende Mehrheit braucht es jedenfalls keines Islam als Feindbild, der dem unterdrückten Groll bestenfalls als Fokussierungsobjekt dient.

Die Migrationsversteher setzen diesem Unbehagen eine unglaubliche Realitätsferne entgegen. Sie ignorieren Sprachprobleme, Verhaltensunverträglichkeiten (Gewalt, Verlässlichkeit, Frauenrolle), berufliche Inkompetenz, Integrationsunwilligkeiten oder -unfähigkeiten und kulturelle Problemimporte (interne Konflikte, Konflikte mit anderen Migrantengruppen, Anspruchsdenken) mit dem selbsterklärten Recht des Gutmenschen.

Die real existierenden Defizite zu beschreiben heißt, der Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen, und hat nichts mit Rassismus zu tun. Nach der UNO-Rassismusdefinition hingegen, die ausdrücklich auch kulturelle Kriterien einbezieht, ist so ziemlich alles Rassismus, was zwischenmenschliche Probleme zwischen Kulturen ausmacht. Kurz gesagt: Jeder, der nach dieser - falschen und schädlichen - Definition kein Rassist ist, muss ein Idiot sein.

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