Konzil hin - Heiliger Geist her

In seiner gestrigen Predigt mahnte Papst Franziskus die mangelhafte Umsetzung des II. Vatikanischen Konzils an. Der Heilige Geist sei ein Störfaktor, der uns antreibe zu verändern. Vor allem uns selbst zu verändern. [Bericht auf kath.net]

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Reflexhaft möchte da eine Antihaltung aufkommen, wahlweise auch eine Jubelattacke, je nach persönlicher Position im kirchenpolitischen Spektrum. Doch Papst Franziskus wäre nicht Papst Franziskus, hätte er nicht eine viel tiefer gehende Botschaft darin verborgen.

Das Konzil hat uns ja schließlich die Liturgiereform von 1970 beschert und das Latein abgeschafft. Es hat die Ökumene möglich gemacht. Seitdem darf eine Katholik zu den Evangelen nicht mehr “Lutherböcke” sagen, vielmehr muß er sie als Brüder und Schwestern bezeichnen. War sonst noch was? Achja, es wird alles nicht mehr ganz so ernst genommen. Der liebe Gott ist durch das Konzil noch ein bißchen lieber geworden.

Wenn es das gewesen sein sollte, vermute ich, hätte spätestens Paul VI. das Konzil zur Lachnummer erklärt, statt es weiter zu führen. Die allerdings nicht auszurottende tragische Lachnummer, der bislang kein Papst und kein Bischof Herr werden konnte, so sehr sie sich auch bemühten, ist jenes kleine Gespenst aka “Der Geist des Konzils”. Gerade dieser Geist oder mag er auch ein Ungeist sein, will (und hat zuweilen auch) dem jüngsten Konzil seine Spitzen genommen und zu einem scheinbar harmlosen, aber in Wirklichkeit brandgefährlichen Weichspülevent  pervertiert. Um das zu zementieren, möchte man “Dem Konzil” jetzt noch ein Denkmal setzen und dann kann man es ja abhaken.

Unsinnige Polemiken gegen das letzte Konzil lassen wir hier mal außen vor. Kein Konzil in der Kirchengeschichte, das nicht irgendwelche Spalter auf den Plan gerufen hätte. Wer aus Ökumene Ökumenismus macht, ist entweder ein ökumenischer Träumer oder ein Piusbruder. Der eine sucht zu verwirklichen, was es nicht geben kann, der andere sucht abzulehnen, was nicht als kirchliche Position existiert.

50 Jahre nach dem letzten Konzil ist es nun anscheinend wirklich an der Zeit, sich mit den Anliegen dieser großen Kirchenversammlung auseinander zu setzen. Es ist an der Zeit den Vorwärtsschritt, den der Papst angemahnt hat zu gehen. Aber was für ein Vorwärtsschritt sollte das sein? Noch mehr Positionen aufgeben, noch liberaler werden, noch mehr Weichspüler in die Botschaft kippen? Wohl kaum.

Der Geist dränge uns, so der Papst evangeliumsgemäßer zu werden. Darin kann ich wahrlich keinen Weichspüler erkennen. Ganz in der Tradition der jesuitischen Spiritualität mahnt der Hl. Vater seit seinem Amtsantritt die Katholiken, Christus ähnlicher zu werden. Das ist ein hartes Programm, das der Papst der Kirche da verordnet, denn das erlaubt keinerlei romantische Verklärtheit, es erlaubt auch nicht ein Konzil romantisch zu verklären und damit zu entschärfen. Es erlaubt kein Stehenbleiben bei Erreichtem und es erlaubt vor allem keine verkrusteten Strukturen.

Der Papst warnt auch vor denjenigen, die in eine (ebenfalls) verklärte Vergangenheit zurück wollen. Die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts sind definitiv vorbei. Gleichfalls sind aber auch die 68er Jahre vorbei. Beide Zahlen sollen hier mal für zwei mögliche Rückwärtsbewegungen stehen. Es gibt die Rückwärtsbewegung “Zurück vors Konzil”. Diese ist ebenso lächerlich wie die Rückwärtsbewegung “Zurück in die jüngste Nachkonzilszeit mit ihrem achsoschönen Schwung”. Der Schwung der Liturgiereform hat  durchaus Menschen heimatlos gemacht. Ein Fehler, den Papst Benedikt XVI. nur teilweise – aber immerhin – mit dem Motu proprio “Summorum pontificum” korrigieren konnte. Zerschlagenes Porzellan läßt eben sich nur teilweise kleben. Der Schwung der Nachkonzilszeit hat einen Wust an Papier (s. Würzburger Synode u.ä.) produziert, eine Vertiefung des Glaubens sucht man in dieser Zeit vergebens. Jeder Schritt, der weiter zurück führt, in die durchaus etwas verklärte Nachkriegszeit und früher, als die Kirche noch Volkskirche war, zeigt nur allzu deutlich, wenn man Zeitzeugen zuhört, wie sehr die Kirche in dieser Zeit auf sich selbst fixiert war. Häufig ist die Rede von einer gewissen Enge und der Blick älterer Menschen verklärt sich, wenn sie erzählen, wie “Das Konzil” diese Enge aufgebrochen habe. Nix hat das Konzil aufgebrochen! Die kirchliche Nabelschau hat nur eine andere Perspektive bekommen. Und aus dieser Perspektive möchte man jetzt einen Gedenkstein setzen, der die späten 60er und die 70er in ihrer Verklärung zementiert. Man könnte an dieser Stelle von Konzilstraditionalisten sprechen.

Wider jeglichem Traditionalismus, der in allen auftretenden Formen nur einer geistlichen Enge und Erstarrung das Wort redet, fordert der Papst auf:

 

 „Leistet dem Heiligen Geist keinen Widerstand. Es ist der Geist, der uns frei macht, mit jener Freiheit Jesu, mit der Freiheit der Kinder Gottes. Leistet keinen Widerstand! Das ist die Gnade, von der ich will, dass wir alle um sie den Herrn bitten: die Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist, gegenüber jenem Geist, der zu uns kommt und uns auf dem Weg der Heiligkeit vorangehen lässt, jener so schönen Heiligkeit der Kirche. Die Gnade der Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist“. [Quelle.]

 

Die Gnade der Fügsamkeit, d.h. Gehorsam gegenüber dem Heiligen Geist, der die Kirche führt. Gehorsam bedeutet hören und dem Gehörten folgen. Das ist keineswegs statisch, das ist dynamisch. Niemand wird in der Lage sein “mal eben” die Texte des letzten Konzils zu lesen und alles, was er in seiner Lage/Rolle/Stand in der Kirche umsetzen kann, morgen umgesetzt haben. Vielmehr ist es ein stetiger Prozeß der Verwandlung auf das Wesentliche hin. Und hat nichts mit dem Aufgeben von Traditionen oder der Lehre zu tun, es ist nämlich gerade ein Weg der Verwandlung zum Inneren der Lehre und zum Inneren der lebendigen Tradition hin.
Sich der Dynamik, die der Papst einfordert zu stellen, darf(!!) keine neuen Papierberge produzieren, keine Gremien gründen, keine alten Strukturen zementieren, vielmehr muß es Leben hervorbringen.
Im Hören auf Gott produziert der Gehorsam (auch gegenüber einem Konzil) ein Leben mit Gott, ein Leben, das mich Christus ähnlicher werden läßt.

Beitrag erschien zuerst auf blog.peter-winnemoeller.de

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Kommentare zum Artikel

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@Pauline Mayer
Der "Heilige Geist" ist eine reine Behauptung. Auch in Religionen gibt es Evolution mit teils blutigen Ausbrüchen. Wie war das noch mit Luther?

Gravatar: Pauline Mayer

@Freigeist
Ihre erste Teilaussage ist eine blosse Behauptung und Ihre zweite Teilaussage ist nichtssagend. Ein echter Freigeist hingegen setzt sich mit dem Inhalt des zu kommentierenden Textes auseinander und drescht nicht nur Phrasen.

Gravatar: Freigeist

Den "Heiligen Geist" gibt es nicht und Evolution ist ständige Veränderung, das ist der Punkt.

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