Koma-Saufkosten sind von den Verursachern zu zahlen

Das schöne Sommerwetter lädt besonders ein, bei der nächsten Fete kräftig gegen den Durst zu trinken. Solange nicht-alkoholische Getränke im Visier sind, kein Problem

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Immer häufiger ist dies aber für Jugend-Cliquen ein Anlass, sich mit alkoholischen Getränken bis zum Umkippen voll laufen zu lassen. Besonders hohe Temperaturen scheinen solch heiße Rituale zu verstärken. So wird der exzessive Alkoholkonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsnen zum Freizeitsport, wie im Umfeld von häuslichen Feten, Spontan-Treffen in Parks, am Rande von Klassenfahrten oder bei Wochenend-Besäufnissen von hunderten Jugendlichen an Stränden offenkundig werden lässt. Aktuell läuft ein Straf-Verfahren gegen einen Wirt in Berlin, in welchem die Staatsanwaltschaft 4 Jahre Haft für Körperverletzung mit Todesfolge fordert, weil er im Rahmen einer Trinkwette einem 16-jährigen in Berlin mehr als 45 Gläser Tequila serviert hatte. Der Tote hatte einen Alkoholpegel von 4,4 Promille.

 

Hier einige Zahlen auf der Basis von Untersuchungen bzw. der Auswertung statistischer Daten aus dem Jahre 2009: Danach hat jeder fünfte Jungendliche einmal im Monat einen Rausch, 36 % hatten bisher einen totalen Filmriss. In Nordrhein-Westfalen stiegen die Fälle einer vollrauschbedingten Einlieferung ins Krankenhaus vom Jahre 2000 bis zum Jahre 2009 um fast 170% an. Nach Auskunft der DAK NRW verdreifachten sich von 2004 auf 2007 die Einlieferungsfälle zum Beginn der Ferien. Neben den massiven gesundheitlichen Folgen wird auch auf die mit dem Rausch steigende Gewaltbereitschaft vornehmlich männlicher Jugendlicher hingewiesen.  

 

Bei allen bisherigen Diskussionen und Präventions-Initiativen wird aber ein wichtiger Aspekt bisher (konsequent?) ausgeklammert. Es ist massive Kritik zu üben an der leichtfertigen Übernahme der Folgekosten von Sauf-Exzessen durch die Allgemeinheit. Während die Krankenkassenbeträge steigen und die Leistungen ständig reduziert werden, spendiert der Sozialstaat - trotz leerer Taschen - großzügig den jungen Vollrausch-Trinkern die Kosten für die medizinischen Notinterventionen. Laut Berechnungen der Krankenkasse liegen die stationären Kosten pro Fall bei ca. 510,- Euro. Dazu kommen die Kosten für den Einsatz der Rettungskräfte in Höhe von 200,- bis 400,- Euro. Während beispielsweise ältere Menschen schnell in eine Mangel-Versorgung geraten, kann ein von Jahr zu Jahr sprunghaft ansteigender Kreis von jungen Leuten ganz entspannt den nächsten Sauf-Exzess ansteuern. Für dieses Jahr werden die Kosten nach Berechnungen der Krankenkassen auf 18 – 20 Millionen Euro ansteigen. Während die Bundesregierung teuere Präventionsprogramme zur Vermeidung dieses den Einzelnen und die Gesamtgesellschaft schädigenden Verhaltens startet, lehrt sie den Nachwuchs gleichzeitig, dass hier nicht nur der Missbrauch von Hilfeeinrichtungen folgenlos bleibt, sondern die Solidargemeinschaft auch inkonsequenter Weise für die Folgen eintritt. Das grenzt fast an staatliche Beihilfe zum Missbrauch. Ich fordere daher, auch auf dem Hintergrund meiner 30-jähjrigen Tätigkeit in der Jugendhilfe, dass auch hier das Verursacherprinzip greifen muss: Wenn es sich herumgesprochen hat, dass die so gerne groß sein wollenden Jung-Trinker vor ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus erst einmal ihre Rechnung zu begleichen haben, wird dies schnell in der Szene Wirkung haben. Und falls dem jungen Konto die Bonität fehlen sollte, können die Eltern ja mit einem Kredit aufs zukünftige Taschengeld einspringen.

 

www.albert-wunsch.de

 

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