Köln: Warum mein Vorrat an Optimismus zur Neige geht

Die Silvesternacht in Köln war ein Fanal. Vorsicht, dieser Beitrag enthält keinen Optimismus!

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„Kann man sich als Mutter mit Kindern noch am Kölner Hauptbahnhof aufhalten?“ Die Frage hat mir meine Frau am Abend gestellt. Angesichts der Berichte über die Verbrechen in der Silvesternacht und der Hinweise aus Polizei und Politik, dass es sich bei den Tätern nicht um Flüchtlinge sondern um polizeibekannte Migranten aus Nordafrika und dem arabischen Raum gehandelt habe, ist das keine schlechte Frage. Denn wenn das alles so ist, wie es derzeit berichtet wird, dann war der Umstand der Silversternacht eher ein Zufall: Sowas kann zu jeder Zeit wieder passieren! Wenn mich eine Gruppe junger Frauen, ausgelassen einen Junggesellinnenabschied feiernd, fragen würde, ob sie sich abends am Bahnhof aufhalten sollten? Meine Antwort würde ziemlich kritisch ausfallen.

Dadurch, dass ich in Köln arbeite, bin ich jeden Tag am Hauptbahnhof, ab und zu auf dem Weg zum Dom auch mal auf dem Vorplatz, über den jetzt immer berichtet wird. Nein, da sind mir bislang noch keine Horden aufgefallen, die im organisierten Stil Frauen beraubt oder sexuell belästigt hätten. Rechtsfreier Raum ist dort dennoch! Rechtsfrei nicht in dem Sinne, dass dort das absolute Chaos herrschte, aber der „bunte Mix“ aus Bettlern, Touristen, Drogenabhängigen, zusammenstehenden Cliquen aus dem, was man wohl bildungsferne Schichten nennt, Rikschafahrern und – zu späterer Stunde – Prostituierten, ist nicht eben vertrauenseinflößend. Wenn die Truppe „junger Männer“ aus der Silvesternacht hier an einem ganz normalen Tag oder am Wochenende, wenn es richtig voll wird, „auf die Jagd“ ginge – ich bin sicher, sie wären erfolgreich und schon lange wieder verschwunden, ehe die Polizei eingreifen kann.

Dabei will ich der Polizei gar keine Vorwürfe machen: Die weisen immer wieder auf die schlechte Personalausstattung hin. Die Schelte unseres Innenministers gegen die vernachlässigten Sicherheitskräfte nach den Vorkommnissen vom Jahreswechsel kann man insofern eigentlich nur mit dem Wort „Zynismus“ quittieren. Die Sicherheitslage – wenn keine andere, dann doch diese die vornehmste Aufgabe einer Regierung – über Jahre verlottern zu lassen und sich dann zu beschweren, dass die Polizei doch so nicht arbeiten könne – das setzt schon eine besondere Chuzpe voraus. Es mögen Silvester auch keine Flüchtlinge (also Menschen, die aktuell in Deutschland als solche geführt werden) gewesen sein, und insofern mag der Verweis auf die offenen Grenzen auch auf den ersten Blick nicht schlüssig erscheinen. Aber erstens werde ich skeptisch, wenn man einerseits die Täter nicht identifizieren kann, andererseits aber ganz sicher weiß, welche Gruppe es nicht gewesen sein kann. Und zweitens wird sich die Integrationssituation durch die weiterhin offenen Grenzen, die nur aufgrund schlechteren Wetters weniger frequentiert werden, sicher nicht verbessern. Wir werden es in den kommenden Jahren mit Millionen zusätzlichen Zuwanderern zu tun haben – und kommen doch schon nicht mit denen zurande, die bereits hier sind.

Unterdessen sucht die Politik, nicht nur der Innenminister, von dem ich nicht garantieren möchte, dass er das am Ende diesen Jahres noch ist, Ausflüchte in Aktionismus. Justizminister wie Kanzlerin fordern die ganze Härte des Gesetzes. Als ob man die Täter aus Köln, Hamburg, Stuttgart und anderswo mit Gesetzen einschüchtern könnte. Zur Situationsanalyse gehört auch, dass es in Deutschland sicher keine neuen Gesetze braucht, die bestehenden allerdings nicht durchgesetzt werden. Man bekommt die Täter vom Bahnhofsvorplatz nicht identifiziert und wird so vermutlich aufgrund dieser Verbrechen höchstens in Einzelfällen mal Urteile erleben. Und wetten wir, dass wir davon in ein paar Wochen nichts mehr hören werden? Und es ist ja auch nicht von der Hand zu weisen: Wenn Hunderte Männer eine Gruppe von Frauen einkesseln, begrapschen und bestehlen, wer wollte dann davon ausgehen, dass auch nur eine von ihnen einen Täter eindeutig und zweifelsfrei identifizieren kann? Die Justiz kann sich in einer solchen Situation, da sie blind sein muss, nur achselzuckend abwenden, sollte es wirklich mal zu einer Anklage kommen.

Derweil gibt es in Köln für die Karnevalstage Tipps von der Oberbürgermeisterin. Henriette Reker steht, was die Gesamtsituation angeht, ziemlich am Ende der politischen Nahrungskette und muss ausbaden, was ihr an anderer Stelle eingebrockt wurde. Die Sorge, die sie umtreibt, mag man ihr auch aufgrund ihrer eigenen Gewalterfahrungen – sie wurde zur OB-Wahl in Köln selbst Opfer einer Messeattacke – abnehmen. Aber tatsächlich vorzuschlagen, dass Frauen fremde Männer nur auf Armlänge an sich heranlassen sollten, kann ich mir in Kenntnis des rheinischen Karnevals nur so erklären, dass Frau Reker bislang nie mitgefeiert hat, jedenfalls nicht im Straßenkarneval beim Fußvolk. Da ich das aber auch nicht glauben mag, sind solche Verhaltenstipps wohl nur ein Zeichen der absoluten Hilflosigkeit. Selbstverständlich sollte jeder – das ist nicht neu – beim Straßenkarneval ein bisschen auf seine Wertsachen aufpassen: Erntezeit für Trick- und Taschendiebe. Aber das ist mit dem, was in der Silversternacht passiert ist, überhaupt nicht zu vergleichen und gleicht einer Bankrotterklärung der Art „Wir können Euch nicht beschützen, am besten ihr feiert gar nicht.“

Über das Versagen der Medien ist in diesen Tagen wohl schon genug geschrieben worden. Ein Kommentator hat mich, ob meiner Einstellung, dass ich den Begriff der „Lügenpresse“ ablehne, bereits mehrfach angesprochen, ob ich ihm denn in Anbetracht des Geschehens mit einem besseren Begriff aushelfen könnte. Und ich gebe zu: Mir gefällt der Begriff in seiner Pauschalität immer noch nicht, aber mir sind die Argumente ausgegangen. Zum Glück gibt es Onlinedienste wie NRWjetzt, ohne die das Geschehen um den Kölner Bahnhof vermutlich medial im Sande verlaufen wäre, aber wenn ich sehe, wie ARD und ZDF noch immer herumeiern statt Konsequenzen zu ziehen, möchte ich jedenfalls den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr vor dem Begriff der Lügenpresse in Schutz nehmen.

Und in diese Gemengelage aus Flüchtlingspolitik der offenen Grenzen, gescheiterter Integrationsbemühungen, mangelnder polizeilicher Einsatzfähigkeit, genereller Hilflosigkeit der Lokalpolitik vor Kriminalität allgemein, medialer Voreingenommenheit und – auch nicht vergessen – zunehmender Aggression im gesellschaftlichen Positionenstreit durch Extremisten von links und rechts betrachte ich die Frage meiner Frau noch einmal, ob man sich als Mutter mit zwei Kindern am Arm noch auf den Kölner Domvorplatz trauen könne: Ich würde mir wünschen, ich könnte einfach mit „Ja“ antworten, aber so wie die Dinge liegen, würde ich meine Zustimmung auf die Tagesstunden beschränken, mit dem Hinweis, „verdächtig“ aussehenden Leuten eher aus dem Weg zu gehen, die Nähe von vertrauenswürdigen Gruppen zu suchen und den Platz eigenlich generell zu meiden – so schön ist er eh nicht! Und wenn ich die Entwicklung betrachte, dann frage ich mich, welche Antwort ich in ein paar Jahren mal meiner noch kleinen Tochter geben muss, wenn sie mit Freundinnen mit der Bahn nach Köln fahren will … und mir graust vor ihrer Frage, ob das immer so gewesen ist, und warum wir – ihre Elterngeneration – an der Entwicklungs nichts geändert haben.

Köln, um das klar zu sagen, steht hier nicht alleine. Die Kölner Silvesternacht ist ein Symptom, ich fürchte, es ist ein Fanal für die Entwicklung der kommenden Jahre. Liest man zwischen den Zeilen, dann sagen selbst Lokalpolitiker wie Henriette Reker mit ihren Verhaltensregeln nichts anderes. Ich wünschte, ich könnte hier anderes schreiben, aber mein Vorrat an Optimismus für diese Entwicklung geht langsam zur Neige.

Beitrag zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Langsax

Die Meinungsfreiheit wird nicht von Fanatikern zerstört, sondern von Feiglingen.
Und wer nicht will, dass seine Töchter (und auch Söhne!) Opfer von eingewanderten Horden werden sollen, der sollte JETZT endlich Stellung beziehen! Und man sollte dabei auch nicht vergessen, die Tatsachen wahrheitsgemäß zu benennen:
Die Vorkommnisse in Köln, Hamburg, Stuttgart u.a. Städten waren anti-deutsche Pogrome! Offensichtlich organisiert gegen eine ethnische Gruppe gerichtete Gewalt, die die staatlichen Sicherheitsorgane nicht regulieren konnten oder wollten.

Gravatar: H.Roth

Nun ja, in Zukunft müssen junge Frauen Sylvesterevents meiden, brav daheim bleiben und die Sylvesteransprache der Bundeskanzlerin anhören. Dann wird alles gut! :-(((

Seuftz!!! Mein Optimusmus ist auch dahin. Ich schaffe es nicht einmal mehr die Smiley-Tase zu betätigen.

Gravatar: Jürg Rückert

Trump: „Frau Merkel ist geisteskrank!“
Er irrt. Frau Merkel ist eine skrupellose Opportunistin. Wann immer eine Bewegung aufkommt, schätzt die Merkel deren Erfolgsaussichten rasch ab. Dann stellt sie sich an die Spitze und ruft: „Mir nach!“ So turnte sie von Erfolg zu Erfolg - bis unser Haus ganz abgewrackt!
Sie steht immer da, wo der Erfolg zu sein scheint, auch wenn dieser ihr Volk in die Hölle führte.
Zu Ihrer vermeintlichen Barmherzigkeit sagte Kardinal Duka von Prag: „Barmherzigkeit ohne Vernunft führt in die Hölle!“
Die Merkel ist keine Krankheit, sondern eine Todsünde. Und sie verkörpert das System BRD ab anno 2005.
Wir wollen unser Land zurück! Wir wollen Demokratie statt Satanokratie!

Gravatar: Torsten Franke

Wir werden uns unser Dresden erhalten,
dafür kämpfen wir jeden Montag.
Wesdeutsche Verhältnisse möchten wir verhindern.

Gravatar: MichaelW

Wir schaffen das, Herr Honekamp! Sicherlich wissen wir noch nicht, was wir schaffen sollen. 2 Millionen, 4 Millionen 7 Millionen? Mit welchen Auswirkungen?
Da darf man aber nicht so pingelig sein, schließlich darf man die eine oder andere Antwort schuldig bleiben.
Angesichts der vielen passiven oder gar mitjubelnden Mitbürger bekommt man auch eine Vorstellung davon, wie andere deutsche Entwicklungen verlaufen sind.
Hoffentlich können Sie Ihrer Tochter wenigstens sagen: Ich war nicht passiv.

Gravatar: Paula

Köln, Stuttgart, Hamburg, Frankfurt... am Silvesterabend 2015. Man erinnere sich, dass das einströmende Heer (überwiegend männlich,Durchschnittsalter 15-35) mit Handys ausgestattet war. In mehreren Großstädten diese Ausschreitungen und Übergriffe am gleichen Tag. Zufall ? M.E. eine geplante Aktion mit dem Ziel Konflikte zu schaffen, um den Frieden und die innere Sicherheit zu gefährden.
Aber nein... hat alles nichts mit der Politik der offenen
Grenzen zu tuen.

Gravatar: Günter Schlag

Da wurde mit viel Aufwand versucht, aus den Pegida - Demonstrationen einen Nachteil für Dresden in Punkto Tourismus und Wirtschaft zu konstruieren. Das haben die Täter von Köln in einer Nacht geschafft. Am erbärmlichsten sind aber die hilflosen Reaktionen der Politiker, die für die Zukunft das Schlimmste befürchten lassen.

Gravatar: g.einheimsch

Nicht nur in Köln, Stuttgart oder Hamburg, auch aus Berlins werdendem Problemkiez Friedrichshain ist mir ein Fall bekannt, am hellichten Tag, gleiche Vorgehensweise, begrapscht, verhöhnt und ausgeraubt, im Polizeibericht war natürlich nichts zu lesen!

Gravatar: Trebor

Sehr gut Herr Honekamp!
(Warum mein Vorrat an Optimismus zur Neige geht)
Die Einen brauchen etwas länger um zu der Überzeugung zu kommen, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört und dass Asyl doch eine Obergrenze in Deutschland hat.
Die Anderen haben es vorher schon geahnt, dass das Merkelsche Experiment nach hinten los geht!
Und es mögen doch alle Bahnhofswinker endlich mal damit aufhören mit der Nazigeschichte, Menschenfeinden, Ausländerfeinden usw....so wie es den Besorgtmenschen immer wieder anheim gestellt wird.
Ich stelle hier nur mal die Gegenfrage:
Hätten wir die gleichen Probleme, würden in der bekannten Größenordnung Bhuddisten zu uns kommen??
>>>>>>>>>>Nein!!!!<<<<<<<<<<<<
Denn einzig der Islam ist auf die gewaltbereite Ausbreitung seiner Ideologie aus.
Der Islam ist weltweit die einzige Religion in der die bekannten Riten wie Unterdrückung in all seiner Form gegen Andersdenkende und Ungläubige (wir also) toleriert oder gar gefördert wird.

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