Klimagasrationierung, Made in Germany

Mit der Klimapolitik der Bundesregierung feiert die Planwirtschaft fröhlich Urständ. Umweltminister Röttgen will Klimagase rationieren.

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Eine charakteristische Eigenschaft sozialistischer Planwirtschaften war die Rationierung von Gütern und Dienstleistungen. Aufgrund des fehlenden Preismechanismus musste der Mangel irgendwie halbwegs sinnvoll verwaltet werden, weshalb es nahe lag, vom wenigen Vorhandenen jedermann den gleichen Anteil zukommen zu lassen. Doch sind die Ursachen der Rationierung nicht zwangsläufig in einem Mangel an verfügbaren Ressourcen und produzierten Gütern zu suchen, sondern häufig auch in einem Übermaß an Ideologie, das ihren Anhängern für alternative Lösungsmechanismen keinen Raum lässt. Dieser Eindruck drängt sich auch angesichts der Forderung des deutschen Umweltministers nach einem weltweit gültigen Pro-Kopf-Budget von Treibhausgasen geradezu auf. Für ihn scheint die einzige Möglichkeit zur Vermeidung eines Klimawandels die globale Emissionsrationierung zu sein.

Problematisch an diesem "Endziel" ist, dass es die am wenigsten wünschenswerte von allen Handlungsalternativen darstellt. Will man beispielsweise den Klimawandel durch eine Verminderung der Treibhausgaskonzentration bekämpfen, dann sollte man sich vorher fragen, ob der durch eine zusätzliche Emissionseinheit ausgelöste Schaden überhaupt groß genug ist, um die Kosten der Vermeidung der selben Emissionsmenge zu rechtfertigen. Natürlich ist eine derartige Rechnung unter den großen Unsicherheiten, deren Erforschung gerade erst begonnen hat, zuverlässig kaum zu leisten. Doch diesen Vergleich erreicht man erst recht nicht, wenn man willkürlich jedem auf Erden weilenden Menschen nur eine fixe Emissionsmenge zugesteht. Schließlich ist die tatsächliche Menge der akzeptablen Emissionen davon abhängig, wie sich das Klima in Zukunft wirklich entwickelt, welche Opfer dadurch vom Menschen zu tragen sind, ob und wie weit er sich nicht besser an diese Veränderungen anpassen kann und viele andere Faktoren mehr.

Eine fixe Emissionsrationierung, selbst wenn man sie mit einem kosteneffizienten Emissionshandel global umsetzen könnte, würde je nach wirtschaftlicher Situation erhebliche Preiserhöhungen und -schwankungen für Energie nach sich ziehen und damit die Produktion von Gütern verteuern und Investitionsunsicherheit schaffen. Stattdessen wäre eher ein fester Preis für Emissionen akzeptabel, der den Wirtschaftsakteuren zwar verlässliche Signale bietet, sie aber dennoch nicht ohne Not knebelt. Gerade bei Klimagasen, deren zusätzliche Emissionen zum bereits vorhandenen Bestand in jeder betrachteten Periode nur geringe zusätzliche Schäden verursachen, ist eine Rationierung der Treibhausgasmenge fatal, denn das Risiko von unnötigen Kosten durch eine falsche Zielmarke ist unvergleichlich höher als der Schaden, den ein Abweichen von einer optimalen Emissionsabgabe verursachen würde.

Das alles kann man in jedem soliden Lehrbuch der Umweltökonomik nachlesen, selbst in den Gutachten, die sich der Umweltminister von seinen Sachverständigen maßschneidern lässt, finden sich Hinweise auf diese Zusammenhänge. Vielleicht sollte der Umweltminister auf dem Flug nach Durban die Zeit für einen Blick in diese Gutachten oder auch in den "Realitätscheck für den Klimaschutz" nutzen. Auch dort lässt sich nachlesen, warum die Klimagasrationierung weder wirtschaftlich weise noch Ansporn für Nachahmer ist.

Dieser Beitrag wurde auch auf Ökowatch veröffentlicht.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Ermecke

Steffen Hentrich kritisiert "Klimapolitik" und Planwirtschaft, und das ist sehr lobenswert. Aber er kritisiert sie innerhalb des Systems, das er als solches nicht in Frage stellt.

Aber genau darum müßte es gehen - um den Kern der Dinge: Gibt es nun eine Erderwärmung durch CO2 - oder gibt es sie nicht? Diese Frage ist beantwortet, und zwar durch eine Reihe Wissenschaftler, die zufällig alle aus Deutschland kommen, und die ich daher in meinen eigenen Aussagen als die "Deutsche Schule" bezeichne. Die wesentlichen und am leichtesten verständlichen Argumente haben wir in einem Report zusammengeführt, den Leser der Freien Welt gern herunterladen können: www.ke-research.de/downloads/Klimaretter.pdf

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Herr Röttgen ist Jurist und hat von Naturwissenschaften keine Ahnung. Als Umweltminister ist er völlig ungeeignet. CO2 ist ein Treibhausgas, je mehr es davon gibt, desto wärmer wird es, also muß es rationiert werden. Juristenlogik! Die physikalischen Tatsachen, die bewirken, daß eine Zunahme des CO2 praktisch keinerlei Wirkung auf das Klima hat, will und wird er nie begreifen. Er könnte sich ja dann auch nicht mehr als "Klimaretter" wichtig machen.

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