Kitas garantierten „Kindeswohl“ durch Erleichterung des Schulbeginns und durch Gewöhnung an spätere Ganztagsschulen

Kita-Lüge 3: Erstaunlich oft bekommt man zu hören, dass ein einjähriges Kind in die Kita solle, um ihm später den Schulbeginn zu erleichtern. Nur so könne der Start in die ersten Schultage gelingen.

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Dem Kindeswohl sei so eindeutig mehr entsprochen als mit dem andernfalls zu erwartenden unkalkulierbaren Schuleintrittsschock. Bei der vorherrschenden Tendenz zur ganztägigen Grundschule ein durchaus realistisches Szenario. Trotzdem ist der Ausdruck „Kindeswohl“ in diesem Zusammenhang – wenn auch unbewusst und sicher unbeabsichtigt - geradezu zynisch. Durch die Vorverlagerung des möglichen Problems wird es nicht gelöst, im Gegenteil. Dies wird hier häufiger noch gezeigt werden müssen. Aber allein die Vorstellung, dass man möglicherweise schon Säuglinge an solche Ganztags-Rhythmen gewöhnen könne, ist falsch. Der Jugendpsychiater und ehemalige Direktor des Kinderneurologischen Zentrums Mainz, Johannes Pechstein, schreibt dazu: “ Der naive Überschwang für allgemeine Ganztags-‚Betreuung‘ beruht auf Unkenntnis vom Kind, auf Nichtbeachtung der körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung und seiner altersspezifisch ganz unterschiedlichen Belastbarkeit; zum Teil auch auf Desinformation […]. Man hat klar auszusprechen, dass die Institutionen der Ganztagsbetreuung von der Krippe bis zum Hort sowie die Ganztagsschule in Wahrheit Einrichtungen zur Hilfe für Erwachsene sind. Dem Kindeswohl widersprechen sie: Je jünger die Kinder sind, desto mehr!“ (2)

Das Motiv, Kinder an etwas gewöhnen zu müssen, ist ja im Grunde gut gemeint und hat in späteren Jahren durchaus seine pädagogische Berechtigung. Es ignoriert nur die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen des Kleinstkindalters. Umso tragischer ist es auch hier, dass genau das Gegenteil des Zieles erreicht wird: Das Ignorieren und Unterdrücken des Freiheitswillens kleiner Kinder hat eine schwere Einschränkung ihrer weiteren Anpassungsmöglichkeiten zur Folge. Resignation oder Auflehnung werden daraus folgen. Es erscheint mehr als unwahrscheinlich, dass unter diesen Umständen eine Gewöhnung an weitere überfordernde Bildungsanforderungen gelingen kann. Ist nicht sogar die Vokabel “Gewöhnung“ in diesem Zusammenhang entlarvend: Sollten sich schon kleinste Kinder an angeblich Unvermeidliches gewöhnen müssen? Auch an weitere Fehlentwicklungen wie Ganztagsschule für unter 12-jährige oder Burn-out-fördernde Arbeitsbedingungen bis ins Alter? Im Gegenteil: Wenn diese Tendenzen schon nicht aufzuhalten sind, müsste gerade dann nicht alles daran gesetzt werden, diesen Kindern ausreichend stabilisierendes Rüstzeug mitzugeben, damit sie die Anforderungen des späteren Lebens meistern und nicht an ihnen zerbrechen?

(2) Johannes Pechstein: Zu Lasten der Schwächsten, FAZ vom 15. 5. 2003

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Crono

Geistfrei, wie Sie schon wissen, ohne den Gott läuft gar nichts.

Gravatar: Richard

Das mag schon stimmen, aber grundsätzlich handelt es sich bei Kinderkrippen um pragmatische Entscheidungen. Die "Pappi verdient gut, Mutti kocht gut" Familie in der es finanziell leicht möglich ist, dass einer zu Hause bleibt, gibt es immer seltener. Für Alleinerzieherinnen gibt es ohnehin kaum eine Alternative zur Krippe. Oder anders ausgedrückt, es ist immer noch besser ein zweijähriger verbringt 5 mal die Woche 4 Stunden in der Krippe als er liegt 5 mal in der Woche 4 Stunden alleine zu Hause.

Gravatar: Freigeist

Evolutionsbiologie ist auch für viele Sozialisten ein Fremdwort. Wir Menschen sind nicht anderes als Trockennasenaffen die jedoch (meist) logisch denken können. Man schaue sich mal unsere nächsten Verwandten (Menschenaffen) an, wie lange dort in Kind bei der Mutter lebt, sehr eng mit dieser verbunden.

Gravatar: Gassenreh

Die Krippe scheint eine Einrichtung zum Wohlergehen von Erwachsenen zu sein, denn ein bezüglich der sehr frühen Krippenaufbewahrung nicht ausreichend beachtetes Problem (neben zu erwartender erhöhter Stresshormonausschüttung infolge "learned helpnessless" und Wachstumshormonmangel infolge reduziertem Langsamen-Wellen-Schlaf in der Krippe) ist die mögliche Störung bzw. Verzögerung der frühkindlichen Sprachentwicklung zu befürchten. Ein wichtiger Unterschied zwischen Tier und Mensch ist die Sprache auch als Basis des Denkens. Mangelnde primäre (besonders 0 - 1,5 Jahre) frühkindliche Sprachentwicklung hat oft die Folge von Lese- und Rechtschreibstörungen und letztlich ungünstiger kognitiver Entwicklung. [Auch Migrantenkinder müssen das basale Denken in der jeweiligen Muttersprache beginnen zu lernen].
Denn bereits ab der 20. Gestationswoche hört der Foet im Mutterleib flüssigkeitsangekoppelt die Mutterstimme und ist nach der Geburt massiv darauf fixiert, sodass eine längere (max. bis zu 3 Jahren) dyadenspezifische Beziehung zwischen diesen beiden Personen notwendig ist.(siehe Buch: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 4. Auflage, Logos-Verlag, Ansbach, 2014)

Gravatar: Reiner Schöne

Kleinkinder abzuschieben ist einfach, Kinderkrippe und weg. Dieser Kindergrippen,- und Kindergartenwahn wird sich irgendwann negativ auswirken. Durch diese Regelungen werden die Kinder staatlich erzogen, auch wenn es keiner hören will. Die Eltern haben durch diese Kindergrippen keinen Einfluss mehr auf die Erziehung der Kinder, auch brauchen die Kinder die Eltern in dem Lebensabschnitt. Um den Kindern das soziale Verhalten zu erlernen reichen Kindergartenzeiten ab den späten 3. Lebensjahr oder 4. Jahr vollkommen aus. Wenn man sein Kind kennt, wird man es wissen wenn das Kind soweit ist.

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