Kinder bildungsferner Schichten müssten gefördert werden – durch frühestmögliche „Betreuung“

Kita-Lüge 9: Selbstverständlich müssen Kinder bildungsferner Schichten und schwieriger Milieus gefördert werden. Dem wird niemand ernsthaft widersprechen; die Frage ist nur, mit welchen Mitteln und Maßnahmen dies geschehen soll.

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Die Lüge beginnt hier erst in der Folgerung, nämlich dass man die Kinder deshalb so früh wie möglich ihrem häuslichen, ungebildeten Umfeld entreißen müsse. Ja, dieses Argument wird sogar auf alle Kinder verallgemeinert: Weil es den „bildungsfernen Kindern“ förderlich sei, sie im Alter von unter drei Jahren in Kitas zu geben, müsse das für alle anderen ebenfalls gelten. Auch hier wird nicht differenziert: Während es durchaus vorstellbar ist, ein kleineres Kind z.B. zum Schutz vor einer gewalttätigen häuslichen Umgebung in einer Einrichtung unterzubringen, wird ein gleichaltriges Kind in einer liebevollen und anregenden Familie besser gefördert, wie oben gezeigt wurde. Das Argument der „bildungsfernen Schichten“ ist deshalb so beliebt, weil es auf den ersten Blick schwer widerlegbar erscheint.

Tatsächlich reagieren jedoch die Gehirne aller dieser Kleinstkinder, gleich welcher Herkunft, auf Trennungstraumen auf vergleichbare Weise. Auch das hat die NICHD-Studie untermauert. Durch „Bildung“ kann das schwierige soziale Milieu erst später ausgeglichen werden.

Frühe Fremdbetreuung von Kindern mit Migrationshintergrund birgt außerdem das Risiko, diese Kinder ihren Eltern zu entfremden und dadurch die Entwurzelung noch zu verstärken. Besser werden Risikokinder gefördert durch Familienhebammen, Elterntraining, heilpädagogische Frühförderung und Familienhilfen. So sind z.B. verschiedene Programme ins Leben gerufen worden, deren Ziel es ist, Kindern aus sozial schwachen Familien einen besseren Start ins Leben zu ermöglichen: „Opstapje Deutschland (Holland) und a:primo (Schweiz), „Erste Schritte“ in Belgien und die Sigmund-Freud-Institute in Frankfurt und Berlin. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die psychosoziale und geistige Entwicklung über eine vermehrte erzieherische Einbindung der Eltern zu fördern. All diese Programme basieren darauf, dass kleine Kinder aus allen gesellschaftlichen Schichten in jeder Hinsicht am meisten profitieren, wenn sie von ihren Eltern aufmerksame Zuwendung und positive Unterstützung erfahren.

 

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