Keine Häme jetzt

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Es juckt ja schon in den Fingern, das Schreiben von Erzbischof Müller mit einem süffisanten Spruch zu kommentieren und die erzwungene Rücknahme – die allerdings zur Stunde noch nicht erfolgt ist –  der pastoralen Richtlinie des Erzbistums Freiburg angemessen zu bejubeln. Aber was sollte das bringen?

Das Schreiben an sich wurde von der Glaubenskongregation positiv beurteilt. In zwei Punkten wurde ein Widerspruch zur Lehre der Kirche festgestellt. Das muß korrigiert werden. Danach gibt es keinen Grund, warum es nicht wieder veröffentlicht werden sollte.

Weder ist eine pastorale Handreichung ein lehramtliches Schreiben, noch ist es wenn es mal nicht paßgenau sitzt der Untergang der Kirche. Also ist es nötig, einem solchen Schreiben nicht mehr Aufmerksamkeit zu widmen, als es sie verdient. Dem Präfekten der Glaubenskongregation obliegt es allerdings in der Tat, einzuschreiten, wenn die Lehre der Kirche in einem amtlichen Dokument nicht eingehalten wird.

Peinlich wird es erst, wenn dann wieder dieses lausige Rumgeeiere losgeht. Erst ist das Ding eine pastorale Handreichung, dann ist es ein Diskussionsbeitrag, der sich im #Neuland einfach verbreitet hat, jetzt ist es die blanke Ketzerei (hört man die einen) oder die Rettung für die Kirche in Deutschland (hört man die anderen).

Es ist, was es ist. Es ist der leicht mißlungene Versuch einem schon vor vielen Jahren in den Brunnen gefallenen Kind versuchsweise noch ein Seil zuzuwerfen. Die öffentliche Bewertung eines solchen Schreibens entspricht dem praktischen Wert in nichts. Glaubt man der Veröffentlichten Meinung, so stehen Sonntag für Sonntag zigzillionen zivil geschiedener und wiederverheirateter Menschen an den Kommunionbänken des Landes (die es eh kaum noch gibt) und betteln um Spendung der Kommunion. Die Darstellung zerschellt an der Wirklichkeit der Tatsache, daß in unserem Land gerade noch 11,7% der Katholiken einen regelmäßige Sonntagspraxis haben. Und schon relativiert sich das ganze Brimborium vor der Realität.

Es rächt sich, daß die Zulassung zur kirchlichen Trauung einfach so und ohne vertiefende Katechese erfolgt. Es rächt sich, daß die Seelsorge unter pastoralen Konzepten und Handreichungen einfach erstickt wird. Was, so fragt sich der Laie, haben wir für Kleriker, die nicht mehr in der Lage sind, einem Menschen der zivil geschieden ist und zivil eine neue Verbindung eingegangen ist, die Lage zu erklären und nach (individuellen) geistlichen Wegen zu suchen? Die meisten Priester, die ich kenne, das sei hier betont, halte ich durchaus im Stande dazu. Es gibt andere Hindernisse und Probleme. Wehe dem Priester, der einen trauwütigen Paar von kirchlicher selbiger abzuraten versucht, weil erkennbar die Ehelehre der Kirche nicht verstanden und / oder geteilt wird. Der kann was erleben!

Es gibt ein fast weltkirchenweites Problem mit der Frage der Ehe, dem Scheitern derselben und neuer Verbindungen als Gesamtkomplex, das hat der Papst sehr gut erkannt.

Es gibt kein Zurückweichen von der Lehre, das hat der Präfekt der Glaubenskongregation betont.

Es wird im Jahr 2014 eine außerordentliche Bischofssynode zu dem Thema geben, das sollte hinlänglich bekannt sein. Eines aber, das scheinen viele einfach nicht einsehen zu wollen, wird nicht das Ergebnis der Synode sein und das wird es mit diesem Papst nicht geben: Eine generelle Zulassung gültig verheirateter, zivil geschiedener Katholiken, die eine neue zivile Verbindung eingegangen sind.

Was wird es geben?

Im schlimmsten Falle:

Einen Papiertiger, der als Anästhetikum die Veröffentlichte Meinung zeitweilig lahmlegt.

Im besten Falle:

Ein Bündel von Handlungsanweisungen an die Ortskirchen. Angefangen bei der Sakramentenpastoral zur Ehevorbereitung, die mit einem Gespräch einfach nicht ausreichend ist. Ferner eine Verbesserung der Eheberatung durch Seelsorger, die helfen kann, bevor der Scheidungsanwalt eingeschaltet wird. Bis hin zu seelsorglicher Begleitung bei Scheitern oder Verlassen-werden und dem geistlichen Auffangen von irregulären Situationen, die ein Leben nun einmal mit sich bringen kann.

Die völlig platte Forderung nach grundsätzlicher Zulassung zur Kommunion wird der Wirklichkeit definitiv nicht gerecht.

Eine Gesellschaft, in der jede dritte Ehe scheitert, braucht eine Kirche, die den Menschen Hilfe gibt, Scheitern zu vermeiden wo es nur eben möglich ist und mit echter Hilfe auffängt, wo Scheitern unvermeidlich war.

Dazu braucht es schon mehr als eine pastorale Handreichungskultur der Hilf- und Folgenlosigkeit.

Beitrag erschien zuerst auf: blog.peter-winnemoeller.de 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Vorab: Es gibt keinen Gott, es gibt keine Götter

Kirchliche Trauungen sind mittlerweile Randerscheinungen.

Es gibt ungefähr 380.000 Eheschließungen pro Jahr in Deutschland, davon werden nur noch unter 100.000 auch kirchlich vollzogen. Die kirchliche Trauung ist die Ausnahme.

Es gibt genug freie "Zeremonienmeister", die gerne Aufträge übernehmen. Man muss dann auch nicht den Ballast uralter Religionen über sich ergehen lassen.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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