Keine guten Vorzeichen für die Zukunft: mit Merkel und ohne Sarkozy

Trotz aller Hoffnungen auf ein Wunder war es letztlich zu erwarten gewesen: Angela Merkel wird wieder antreten.

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Es ist hingegen recht überraschend: Nicolas Sarkozy wird kein Kandidat für die französische Präsidentschaft. Umgekehrt wäre es viel erfreulicher gewesen.

Über der künftigen Politik der beiden wichtigsten Länder Europas und damit über der EU verdichten sich damit die dunklen Wolken. Rein parteipolitisch gesehen bedeutet das aber  sehr gute Nachrichten für die rechts von den deutschen und französischen Konservativen stehenden Gruppierungen. Und sehr schlechte für die Linksparteien. Das ist nur scheinbar eine Diskrepanz.

Nach dieser Vorentscheidung in den beiden konservativen Parteien der zwei europäischen Machtzentren dürfte Richtung rechts viel Platz bleiben. Das ermöglicht für Marine Le Pen und die „Alternative für Deutschland“ die Ansprache noch breiterer Wählermassen, die sie für sich gewinnen könnten. Beide haben jedoch dennoch (noch) recht wenige Chancen, nach der Wahl wirklich auch Verantwortung tragen zu können.

Für Deutschland bedeutet das Wiederantreten Merkels mit hoher Wahrscheinlichkeit zusätzlich etwas eigentlich Absurdes: Trotz einer wachsenden rechten Mehrheit im Lande wird auch die nächste Regierung von der CDU zusammen mit einer der Linksparteien gebildet werden. Offen scheint nur noch, ob es die SPD oder die Grünen sein werden. Oder ob Merkel gar beide braucht.

Sie hat sich jedenfalls politisch so weit nach links bewegt, dass eine Koalition mit der AfD (und der FDP) für sie nicht in Frage kommt. Daher wird sie wieder zumindest eine Linkspartei benötigen. Dabei ist es ja ziemlich demütigend für die CDU, dass die drei Linksparteien eigentlich viel lieber zusammen und ohne CDU die nächste Regierung bilden wollen – ginge es sich denn aus. Was aber wohl nicht der Fall sein wird. Denn Merkel wird den Linksparteien etliche Stimmen abnehmen können, wenn auch lange nicht so viel, wie sie rechts verliert.

Grüne wie Sozialdemokraten waren zuletzt die weitaus lautesten Claqueure der CDU-Kanzlerin – viel lauter, als sich die meisten von Merkels eigenen Parteifreunden für sie begeistern konnten. Signifikant: Noch vor drei Tagen hat ein ehemaliger Kreisky-Sekretär (Johannes Kunz) in der „Presse“ intensiven Weihrauch für Merkel gestreut.

Das Positive an ihrer Wiederkandidatur ist sicher, dass nun sowohl die migrationskritische AfD wie auch die neoliberale FDP ins Parlament kommen werden, die ja beim letzten Mal beide knapp gescheitert sind. Damit wird es eine klare rechte Bundestags-Mehrheit geben (sofern man nicht nur CSU, AfD und FDP, sondern auch die CDU noch als Rechtspartei ansieht).

Mittel- und langfristig bedeutet das freilich durchaus wieder eine echte Rechtsbewegung der deutschen Politik. Der Sog einer parlamentarischen Mehrheit hat immer irgendwie Wirkung, auch wenn er sich nicht in der Regierung widerspiegelt. So wie der gegenwärtige Bundestag mit seiner linken Mehrheit immer einen Sog nach links bedeutet hat. Bisher wusste jeder in Deutschland: Wenn die CDU/CSU zu sehr gegen die SPD auftrumpfen würde, hat diese immer eine Alternative zur Union in der Hinterhand, mit der sie regieren könnte. Die Union hingegen steht – in diesem Fall wirklich – alternativlos da.

„Alternativlos“ – das an sich fürchterliche Wort Merkels, das ihre Fehlentscheidungen rechtfertigen sollte, – trifft noch in einer anderen Hinsicht sehr wohl zu: Sie hat jede personelle Alternative in der Partei in den letzten zehn Jahren konsequent und erbarmungslos niedergetreten. Was gut für sie und schlecht für die CDU ist.

Was heißt aber eigentlich, dass sich mittel- bis langfristig in Deutschland doch wieder die Vernunft durchsetzen dürfte? Ist dann nicht die Zerstörung Europas durch die unheilvolle Euro+Griechenland-Rettungspolitik, durch den Zustrom weiterer afrikanischer und asiatischer Massen und durch die Fehlentwicklung der EU schon jenseits des Points of no return angelangt?

Zumindest im Punkt Migration ist das gleichzeitige Ausscheiden von Sarkozy in Frankreich besonders tragisch. Denn er wäre der einzige französische Präsident gewesen, der die Konsequenz hätte, in der EU dem gegenwärtigen Merkel-Kurs ein kräftiges Nein entgegenzusetzen.

Aber Sarkozy ist ebenso wie Hollande einer, der schon seine Chance hatte, und der von den Wählern anschließend abgelehnt worden ist. Das bedeutet aber: Ein amtsneuer französischer Präsident wird hingegen mit Sicherheit zumnidest anfangs zu schwach sein, um in Europa eine positive Führungsrolle zu übernehmen.

Und Le Pen? Sie wird nach Sarkozys Ausscheiden mit Sicherheit den ersten Wahlgang gewinnen, die Stichwahl jedoch eher nicht. Das ist auch gut so: Denn Le Pen will aus der EU austreten, womit diese wohl am Ende wäre. Das aber wäre – bei allen katastrophalen Fehlern der EU – für die Europäer eine noch viel größere Katastrophe. Le Pen ist mit diesen Austrittsplänen daher aber auch mehr oder weniger die einzige im Kreis jener Gruppierungen, die von Linkspopulisten gerne Rechtspopulisten genannt werden.

Die EU – es sei wieder einmal laut gesagt – hat viele lebenswichtige Vorteile. Sie müsste nur von einer neuen Führungsgarnitur (insbesondere in Brüssel) dringend dazu gebracht werden, ihr selbstzerstörerisches Helfersyndrom aufzugeben, das sich auf vier Ebenen zeigt:

  • Die Rettung von täglich Tausenden Schlauchbootmigranten (eigentlich großangelegte Beihilfe zur Schlepperei);
  • Die Rettung des Klimas durch immer noch strengere und absurdere Regulierungen (obwohl – selbst wenn alle Thesen der Paniker stimmen würden – Europa allein gar nichts „retten“ kann);
  • Die Rettung Griechenlands und des Euro (die in Wahrheit Griechenland echte Reformen erspart, dem Euro und der europäischen Wirtschaft aber schwer schaden).
  • Die Rettung der europäischen Menschen vor sich selbst (indem man ihnen immer mehr Meinungsfreiheiten und immer mehr von ihrem Ersparten und Verdienten wegnimmt).

Zuerst hier veröffentlicht: www.andreas-unterberger.at/2016/11/keine-guten-vorzeichen-fr-die-zukunft-mit-merkel-und-ohne-sarkozy/

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: ANTON  AMAN

Mann kann einer, oder geteilter Meinung sein, Eines ist
sicher, die EU, das Verhältnis Deutschland-EU, das
Verhältnis EU-USA und nicht zuletzt das Verhältnis
EU-EEU sind einer Neugestaltung zuzuführen!
Letzteres, das Verhältnis EU-EEU ist für die Zukunft das
Wichtigste, denn beide hätten mehr Einwohner als die
Hälfte der Weltbevölkerung und die EEU ist offen nach
allen Seiten, ohne Würgegriff eines "Dritten"!!!!

Was zukünftige politische Entscheidungen mit sich bringen
ist abzuwarten, aber ich warne heute schon von Verdammung, Ablehnung und Katastrophen-Berichten,
sondern fordere Respekt und Anerkennung demokratischer Wahlen, daher keine Angst vor Le Pen,
vor der AfD, oder vor Hofer!

Alle, die über Erwarten und nicht kalkuliert gewonnen haben, haben sich später zwar nicht immer, aber überwiegend bewähren können!

So sehe ich eher entspannt und hoffnungsvoll jenen
Wahlen entgegen, die demnächst viel verändern werden!

Gravatar: siggi

"Jetzt wird deutsch gesprochen", leitete die unsägliche "Deutschland-Europa" Ära ein. Ab da schwang sich Berlin zum Rittmeister von Europa auf. Zahlen doch das meiste... - taten wir schon immer, musste BRD nicht Primus inter Pares werden müssen. Gleiche unter Gleichen, König Arthus Tafelrunde hätte die Strategie für Rückkehr Deutschlands in die Völkergemeinde sein müssen. Stattdessen Zwang, Athen irrsinnig zu helfen. Bonitätsverlust nun der anderen Bürgen an der Wall Street, abtauchen in den deutschen ESM. Churchills Austeritätspolitik für Berlin gut, für andere schlecht, verstand Merkel & Co nicht, der Zwang kam hoch, das Unwohl gegen Berlin nahm zu. Die vollständige Isolation kam mit dem moralischen Imperativ vom "weißen Gesicht", welch eine Schmach für andere Partner - Europa zerbrach. Uckermarks Weltpolitik ist eine Kartoffelpolitik derjenigen, die sich aufmachten der Welt zu zeigen, wie es geht. Obama unterstützte Merkel, wurde von ihr erpresst. Siehe Syrien, sich dort lächerlich zu machen, weil Merkel es so wollte (rote Linie bei Gasangriff). Wenn Merkel bleibt, bleibt Europa von der Welt isoliert. Das können die anderen ihren Volksgemeinden nicht zumuten - Daher, Merkel muss weg.

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: Marc Bisop

"Denn Le Pen will aus der EU austreten, womit diese wohl am Ende wäre. Das aber wäre – bei allen katastrophalen Fehlern der EU – für die Europäer eine noch viel größere Katastrophe."

Tut mir leid, Herr Unterberger, in diesem Punkt stimme ich Ihnen nicht zu. Die Gründerväter der EU haben sich eine solch ademokratische Entwicklung damals sicher nicht vorstellen können. Ich bin sicher, daß sie dann souveränen Nationalstaaten auf der Basis freundschaftlicher und friedlicher, wirtschaftlich gesunder Beziehungen den Vorzug vor dem gegenwärtigen Konstrukt gegeben hätten.

Gravatar: Stephan Achner

Man braucht über Merkel-Deutschland und seiner Parteienentwicklung gar nicht so kompliziert denken. Einfach in die untergegangene DDR schauen. Dort gab es nicht nur eine SED, sondern auch eine Ost-CDU und sogar Ost-Liberale. Aber alle haben die gleiche sozialistische "Politik" gemacht - bis die DDR politisch, wirtschaftlich und sozial völlig abgewirtschaftet und isoliert war, die Menschen schlagartig zu Millionen die Schnauze von allem so richtig voll hatten und dieser ganze sog. Staat implodiert ist.

So ähnlich dürfte die Entwicklung im Merkel-Deutschland prinzipiell laufen, auch wenn es natürlich große Unterschiede gibt. Aber eines hat Merkel-Deutschland im Jahre 2016 bereits mit der DDR gemeinsam: Es ist völlig egal, ob man CDU, CSU, SPD oder Grüne wählt. Alle machen die gleiche "Politik", bis Merkel-Deutschland restlos abgewirtschaftet hat.

Und jetzt muß man sich auf die Zeit vorbereiten, wenn das politische Merkel-Einheits-Parteien-System implodiert, auch wenn es noch einige Jahre dauern kann.

Den Österreichern kann man nur raten: Haltet euch fern von Merkel-Deutschland. Sonst geht ihr mit unter - wie schon einmal vor über 70 Jahren, auch wenn die Gründe damals völlig anders waren.

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