Kein Hirte, weit und breit keiner!?

Die im Vatikan vertretenen Bischöfe, die sich jetzt in die Medien drängen, den Disput in die Öffentlichkeit tragen und unter den Gläubigen mehr Verwirrung als Orientierung stiften: Sie sollten sich schämen, sie sind allesamt keine Hirten!

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Ohje, es ist passiert – Bischöfe überschlagen sich, vor der Presse kundzutun, was sie an der gegenwärtigen Familiensynode im Vatikan schätzen, was sie kritisieren, wie sie bestimmte Dinge bewerten. Die Presse läuft dabei heiß, und bei aller Schelte, die ich hier ab und an an die Medienschaffenden verteile muss man sagen: Das ist auch gut so, das ist ihre Aufgabe! Berichten und – dort, wo das kenntlich gemacht wird – auch bewerten bzw. kommentieren ist, was die Medien tun sollten, und wer nicht möchte, dass die Medien sich auf ein Thema einschießen muss sich ganz grundsätzlich anders und vor allem professioneller verhalten, als es die Bischöfe – egal welcher Position – gerade tun!

Kommunikationspannen wie Übersetzungsfehler in Synodendokumenten tun ihr übriges um aus einem zunächst mal kircheninternen Prozess der Suche nach einer verbesserten Familienpastoral ein Spektakel zu zaubern, bei dem selbst zurückhaltenden Beobachtern der Begriff des „Krieges der Kardinäle“ einigermaßen nachvollziehbar erscheint.

Da werden Thesen, die intern diskutiert wurden, der Öffentlichkeit präsentiert, einige Bischöfe bemängeln die Unausgewogenheit dieser Vorstellung, bei der sie ihre eigenen Position nicht wiederfinden, andere mokieren sich über die Kritik an der Präsentation – Konservative stehen gegen Progressive, die Presse sieht die „Hardliner“ gegen diejenigen im Kampf stehen, die sich „Barmherzigkeit“ gegenüber gebrochenen Lebensläufen (wie es im Kirchensprech heißt) auf die Fahnen geschrieben haben. Und auch deutsche Kirchenvertreter wie der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz arbeiten intensiv an einer Polarisierung und der eigenen Positionierung mit, wenn sie von „Spannungen“ sprechen „zwischen denen, die die Lehre ins Zentrum stellen und denen, die vom Leben der Menschen ausgehen“ – als ob es da in den Konsequenzen einen Unterschied geben dürfte!

Dabei geht es um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, als Engführung die Möglichkeit des Sakramentenempfangs der Eucharistie und der Beichte, es geht um homosexuelle Partnerschaften; bei beiden geht es offenbar darum, ob und wieweit die Kirche diese Lebensläufe wertschätzen kann, die doch gegen die Lehre der Kirche verstoßen, von der selbst progressive Synodenteilnehmer sagen, sie wollten sie nicht ändern. Und der eine oder andere beschäftigt sich intensiv mit der Frage, ob dieser Begriff der „Wertschätzung“ durch die Kirche oder auch der „Bereicherung“ der Kirche durch von der kirchlichen Lehre abweichenden Lebensgemeinschaften, die der Definition nach eigentlich gar nichts mit einer „Familien“-Synode zu tun haben, ein zu weitgehendes Entgegenkommen sind.

Und das sind nur die Diskussionen, die ich auf die Schnelle in einschlägigen Medien gefunden habe. Es kann einem schwindelig werden!

Darum wird mir einerseits nichts anderes übrig bleiben, als mich aus der intensiven Beobachtung der Vorgänge weitgehend zurückzuziehen. Und andererseits beschleicht mich ein ungutes Gefühl: Die im Vatikan vertretenen Bischöfe, die sich jetzt in die Medien drängen (es sind ja viele mehr dort vertreten, die in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen und ich möchte sie nicht alle in einen Topf werfen), den Disput in die Öffentlichkeit tragen und unter den Gläubigen mehr Verwirrung als Orientierung stiften: Sie sollten sich schämen, sie sind allesamt keine Hirten!

Beten wir zum Herrn, dass unsere Kirche mehr zu bieten hat als die Kardinal Kaspers und Kardinal Burkes dieser Welt, beten wir darum, dass das nicht unsere Hirten sind – sonst sehe ich vor meinem geistigen Auge Jesus, der Mitleid mit uns Gläubigen hat, die zurückgelassen sind wie „Schafe, die keinen Hirten haben“ (Matthäus 9,36)!

Zuerst erschienen auf papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Freigeist

Klar, wenn man an Gott glaubt ist man ziemlich naiv und kann deshalb leicht als Schaf bezeichnet werden. Selber schuld, so naiv zu sein.

Gravatar: Papsttreuer

Na, dann halten wir mal fest: Sie sehen die Existenz "guter Geister" als erwiesen an?

Großartig! Darauf kann man doch aufbauen! Keine Angst, gehen Sie mutig die nächsten Schritte, die guten Geister, die eigentlich ein guter Geist sind, aber dazu kommen wir später, werden Sie begleiten!

Nix für ungut, ich hoffe und nehme an, Sie nehmen mir die kleine Frotzelei nicht übel?

Gottes Segen!

Gravatar: Joachim Datko

In Deutschland verlassen die christlichen "Schafe" die Herde!

Zitat: "Sie sollten sich schämen, sie sind allesamt keine Hirten! "

Man muss doch von allen guten Geistern verlassen sein, wenn man als Erwachsener sich in die Rolle eines christlichen Schafes drängen lässt.

In Osnabrück sind im ersten Halbjahr fast 50% mehr Kirchenaustritte erfolgt als im selben Zeitraum des Vorjahres. Bei uns in Regensburg gab es in den ersten 9 Monaten 58% mehr Austritte als im schon sehr guten Vorjahr zu dieser Zeit, unter den "Gläubigen" mit Haupt- oder Nebenwohnsitz in der Stadt. Die meisten Christen wurden durch die Kleinkindtaufe, gegen das Selbstbestimmungsrecht, Kirchenmitglieder.

Ich rechne mit weit über 500.000 Kirchenaustritten im Jahr 2014. Es gibt keinen Gott, warum soll man Kirchensteuer zahlen? Die Kirchen sind auf Kosten der Menschen unermesslich reich.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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