#Karnickelgate oder Die ungeliebte Enzyklika

Der große Wurf ist gelungen. Der deutsche Karnickelzüchter hat es geschafft, sein miefiges Dasein auf den hinteren Seiten im Lokalteil vorerst zu beenden und ist in die Welt der großen Medien vorgedrungen.

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Endlich spielt das Kaninchen die ihm angemessen Rolle und wird zum Leitmotiv einer Diskussion über Sexualethik und Sexualmoral.

Der Hintergrund ist eine Äußerung von Papst Franziskus, der während einer Flugzeugpressekonferenz Stellung zur Fragen der Sexualethik und der Familienentwicklung Stellung bezogen hat. Dabei hat der Papst auf seine Weise authentisch die Lehre der Kirche dargestellt.

Wie der berühmt gewordene Faustschlag gegen Reisemarschall Gaspari, der natürlich nicht ausgeführt wurde, wählte der Papst auch hier wieder eine möglicherweise übertrieben einfache Sprache. Kritik an der manchmal etwas gewollt wirkenden Witzigkeit, wie sie Alexander Kissler äußerte, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Es bliebt allerdings zu fragen, ob hier unsere europäischen Maßstäbe mit der Weise von Verkündigung in Lateinamerika kollidieren. Man mag sich schwertun damit und man kann es verstehen.

Bildhaft sagte der Papst:

Einige glauben – entschuldigt bitte das Wort -, um gute Katholiken zu sein, müssen wir sein wie Kaninchen, nicht wahr? Nein. Verantwortete Elternschaft. Das ist klar. Und dafür gibt es in der Kirche Gruppen von Ehepaaren, es gibt die Experten dafür, es gibt Seelsorger, und man aufsucht. Ich kenne viele, viele erlaubte Wege, die in einem solchen Fall geholfen haben.

Aller Aufregung zum Trotz hat Papst Franziskus damit die folgende Stelle aus der Enzyklika “Humanae vitae” referriert:

Verantwortliche Elternschaft

10. Deshalb fordert die Liebe von den Ehegatten, daß sie ihre Aufgabe verantwortlicher Elternschaft richtig erkennen. Diese Aufgabe, auf die man heute mit gutem Recht ganz besonderen Wert legt, muß darum richtig verstanden werden. Sie muß aber unter verschiedenen berechtigten, miteinander zusammenhängenden Gesichtspunkten betrachtet werden. Was zunächst die biologischen Vorgänge angeht, bedeutet verantwortungsbewußte Elternschaft die Kenntnis und die Beachtung der mit ihnen zusammenhängenden Funktionen. So vermag der Mensch in seinen Fortpflanzungskräften die biologischen Gesetze zu entdecken, die zur menschlichen Person gehören (9). Was dann psychologisch Trieb und Leidenschaft betrifft, so meint verantwortungsbewußte Elternschaft ihre erforderliche Beherrschung durch Vernunft und Willen. Im Hinblick schließlich auf die gesundheitliche, wirtschaftliche, seelische und soziale Situation bedeutet verantwortungsbewußte Elternschaft, daß man entweder, nach klug abwägender Überlegung, sich hochherzig zu einem größeren Kinderreichtum entschließt, oder bei ernsten Gründen und unter Beobachtung des Sittengesetzes zur Entscheidung kommt, zeitweise oder dauernd auf weitere Kinder zu verzichten. Endlich und vor allem hat verantwortungsbewußte Elternschaft einen inneren Bezug zur sogenannten objektiven sittlichen Ordnung, die auf Gott zurückzuführen ist, und deren Deuterin das rechte Gewissen ist. Die Aufgabe verantwortungsbewußter Elternschaft verlangt von den Gatten, daß sie in Wahrung der rechten Güter- und Wertordnung ihre Pflichten gegenüber Gott, sich selbst, gegenüber ihrer Familie und der menschlichen Gesellschaft anerkennen. Daraus folgt, daß sie bei der Aufgabe, das Leben weiterzugeben, keineswegs ihrer Willkür folgen dürfen, gleichsam als hinge die Bestimmung der sittlich gangbaren Wege von ihrem eigenen und freien Ermessen ab. Sie sind vielmehr verpflichtet, ihr Verhalten auf den göttlichen Schöpfungsplan auszurichten, der einerseits im Wesen der Ehe selbst und ihrer Akte zum Ausdruck kommt, den anderseits die beständige Lehre der Kirche kundtut. [Quelle.]

Es ist ja bekannt, daß gerade “Humanae vitae” eine der ungeliebtesten Enzykliken der jüngeren Kirchengeschichte ist. Kaum ein Katholik ist mit dem Wortlaut vertraut und kaum ein Katholik ist auch nur näherungsweise bereit, sich inhaltlich mit diesem an und für sich genommen wertvollen Text auseinander zu setzen. Warum auch immer das so sein mag, eine Relecture sei ausdrücklich empfohlen.

Es ist wahrlich nicht leicht, nach Benedikt XVI. dem messerscharfen Denker und einfühlsamen Sprecher, dessen Präszision in seiner Rede jedes Schweizer Uhrwerk erblassen läßt, mit einem Papst klarzukommen, der das Herz auf der Zunge trägt. Mögen es pingelige, lehramtstreue Katholiken und Karnickelzüchter in frommer Eintracht dem Papst nun nicht nachsehen, daß er hemdsärmelig spricht und stattdessen auf die Inhalte hören, die der Papst hinter seinen Bildern (zuweilen leider zu gut) versteckt.

Manche Kommentatoren haben es schon verstanden, daß der Papst mit seinen lockeren Worten nichts weniger getan hat, als die Lehre der Kirche – hier das Verbot künstlicher Empfängnisverhütung – ganz klar zu bekräftigen. Und sie scheuen sich nicht, es schon mal verhalten anzuprangern. Wie lange die Jubelchöre der Veröffentlichten Meinung dem Papst noch huldigen werden, kann derzeit keiner sagen. Ewig wird das so nicht weitergehen.

Beitrag erschien auch auf: katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: E.U. Thanatos

Als jüngstes von vier Kindern müsste ich <a href="www.tagesspiegel.de/weltspiegel/papst-franziskus-nicht-wie-die-kaninchen/11256290.html" rel="nofollow">diesen Papst und Karnickelzuchtexperten mit seinen Regeln für die Karnickelzucht</a> eigentlich für ein Arschloch und für morbide halten.

Das tue ich nur deswegen noch nicht, weil er der mächtigsten Mutti der Welt letztes Jahr seinen <a href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/merkel-beim-papst-die-kanzlerin-ist-an-pfingsten-zur-privataudienz-a-900670.html" rel="nofollow">Stinkefinger</a> gezeigt hat.

Sollte er Mutti, wenn sie im Februar schon wieder bei ihm auf der Matte steht,
um sich Absolution für ihre Riesensauereien erteilen zu lassen, dann nicht auch den zweiten Stinkefinger oder am besten gleich beide Stinkefinger zeigen, dann ist der bei mir endgültig das AvD.

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